Am Sonnabend hatten die letzten fünf deutschen Teilnehmer bei den US Open die Chance, in das Achtelfinale des Grand Slams einzuziehen.
Andrea Petkovic trat im Louis-Armstrong-Stadium in der ersten Spielrunde des Tages gegen die Qualifikantin Johanna Konta (WTA Nr.97), die überraschend die Spanierin Muguruza ausgeschaltet hatte, an. Lange, hart umkämpfte Grundlinienduelle prägten das Geschehen im 1.Satz. Keine der beiden Spielerinnen konnte sich eine klare Führung heraus spielen. Petko vergibt zu viele Chancen in aussichtsreichen Spielsituationen. Die Britin gewinnt den ersten Durchgang dann im Tiebreak. Zu Beginn des 2.Satzes wankt die Darmstädterin über den Platz, wischt sich immer wieder über die Augen, leidet offensichtlich. Sie verlangt bei 0:3-Rückstand eine medizinische Auszeit. Völlig erschöpft sitzt sie während der Behandlungspause auf ihrem Stuhl, betritt aber wieder den Platz. Schnell liegt sie fast aussichtslos 1:5 zurück. Sie wehrt zahlreiche Matchbälle ab, holt auf 3:5 auf. Auch in ihrem Aufschlagspiel kann die Engländerin das Match bei mehreren Matchbällen nicht erfolgreich beenden, bis der gesundheitlich beeinträchtigten Deutschen leichte Fehler unterlaufen. Andrea Petkovic scheidet mit 3:6 im zweiten Durchgang aus dem Turnier aus.
Philipp Kohlschreiber hatte die Ehre, gegen den Ausnahmekönner Roger Federer im Arthur Ashe-Stadium anzutreten. Die beiden Kontrahenten kennen sich von zahlreichen Begegnungen, ihre Beziehung ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Der Schweizer hatte sich auf dem amerikanischen Kontinent bisher in bestechender Form präsentiert. Er legte auch gleich wieder so los, breakte seinen Kontrahenten in dessen erstem Aufschlagspiel, ging schnell 3:0 in Führung und zog sein Spiel bis zum 6:3-Satzgewinn konsequent durch. Im zweiten Satz breakte der Weltranglistenzweite Kohli im zweiten Aufschlagspiel, wurde unkonzentriert, fing ein Rebreak ohne Punktgewinn ein, um seinem Gegner gleich wieder das Aufschlagspiel abzunehmen. Ungefährdet beendete Roger dann den Satz mit 6:4. Man gewann den Eindruck, dass er jederzeit noch „etwas mehr auf die Schippe legen“ könnte. Im 3.Satz ging Kohli 2:0 in Führung, musste sich aber sofort wieder rebreaken lassen. Ein weiterer Aufschlagverlust des Augsburgers reichte dem Publikumsliebling Federer um den Satz mit 6:4 zu gewinnen und das Achtelfinale erreicht zu haben. Dort wird er auf den US-Titanen John Isner treffen.
Die Anzahl der deutschen Teilnehmer im Einzel bei den US Open hat sich weiter reduziert.
Im Anschluss an dieses Match ging Angelique Kerber eher als Außenseiter gegen Victoria Azarenka (WTA Nr.20) auf den Court des Arthur Ashe Stadiums. Die Weißrussin war schon zwei Mal in ihrer Karriere dicht davor, Serena im Finale der US Open zu schlagen und hatte nach einer Verletzungszeit in den letzten Wochen und Monaten schon wieder überzeugende Leistungen gezeigt. Vom ersten Ball an wurde absolutes Weltklasse-Tennis von den beiden Kontrahentinnen geboten. Bei 3:2-Führung gelang Angie ein Break – in einem Spiel, das knapp 10 Minuten dauerte – und baute die Führung auf 4:2, dann auf 5:2 aus. Die Weißrussin hält dagegen, verkürzt auf 3:5. Das nächste Spiel dauert wieder 10 Minuten. Atemberaubende Ballwechsel werden geboten, Satz- oder Breakbälle abgewehrt, bis Azarenka das 4:5 nach zu vielen Doppelfehlern von Angie gelingt. Bis dato aber sieht man, trotz der Aufschlagschwäche der Kielerin, das beste Tennis, das in Flushing Meadow 2015 bisher präsentiert wurde! Azarenka agiert jetzt fast fehlerlos, geht im weiter heiß umkämpften Match 6:5 in Führung und gewinnt den Durchgang bei eigenem Aufschlag mit 7:5. Die Kielerin ist eine Kämpfernatur, gibt nie auf und geht im 2.Satz mit 4:1 in Führung. Als sie den Durchgang mit 6:2 gewinnt, springt ihr Coach Torben Beltz erleichtert von dem Sitz in der Players Box auf – er hatte mitgelitten wie ein gestrandeter Fisch auf dem Küstensand in Dithmarschen. Gleich das erste Aufschlagspiel Angies im 3.Satz dauert 9 Minuten – sie wird am Ende gebreakt. Die Deutsche erkämpft sich ein Rebreak, aber im weiteren Verlauf schwächelt ihr Aufschlag wieder ein wenig und Azarenka geht 4:2 in Führung. Angie fightet zurück, verkürzt auf 3:4, gerät dann 3:5 in Rückstand. Unter dem tosenden Jubel des Publikums wehrt sie fünf Matchbälle ab und verkürzt auf 4:5. Wahnsinn! Die Weißrussin bleibt entschlossen und setzt sich am Ende eines phantastischen Duells mit 6:4 im entscheidenden Satz durch. 97 Winner haben beide Spielerinnen in diesem Dreistundenkampf geschlagen – ein Ausdruck der absoluten Klasse dieser einmaligen Partie!
Mona Barthel hatte die Möglichkeit gegen Vavara Lepchenko (WTA Nr.48) ihre New Yorker-Siegesserie fortzusetzen. Sie beginnt furios, schießt die Linkshänderin aus den USA im 1.Satz mit 6:1 vom Platz. Im zweiten Durchgang variiert Lepchenko ihr Spiel mehr, die Neumünsteranerin verliert etwas den Rhythmus und dann auch den Satz mit 3:6. Im 3.Satz agieren die beiden Spielerinnen bis 4:4 auf gleichem Niveau. Dann riskiert die Amerikanerin mehr, spielt entschlossener und aggressiver als ihre Gegnerin und gewinnt den Satz und das Match mit 6:4.
Das deutsche Kontingent in den Einzelkonkurrenzen bei den US Open hat sich weiter ausgedünnt.
Alle Hoffnungen lagen jetzt allein auf den Schultern Sabine Lisickis. Im Grandstand traf die Berlinerin dann am späten Abend auf Barbora Strycova (WTA 42). Die Aufschlagweltrekordlerin begann sehr nervös, wurde gleich im 1.Spiel gebreakt und geriet schnell 0:2 in Rückstand. Bine kam dann zurück in das Spiel, weil auch der Tschechin viele unnötige Fehler unterliefen. Bei 5:4-Führung vergibt die Deutsche vier Satzbälle, verwandelt aber den fünften zum 6:4-Satzgewinn.
Im 2.Satz wird das Niveau der Partie besser. Sabine spielt überlegen, kann aber Situationsvorteile nicht nutzen und gerät Mitte des Satzes nach einem Break in Rückstand. Im weiteren Verlauf vergibt sie weiter klare Punktvorteile und verliert den 2.Satz vollkommen unnötig mit 4:6. Das Ausscheiden des letzten deutschen Teilnehmers in Flushing Meadow droht. Dieses “worst case scenario” scheint real zu werden, als unsere Spielerin im 3.Satz 1:5 zurück liegt. Als alles verloren schien, spielte Bine plötzlich groß auf und gewann sechs Spiele in Folge. Nachdem sie den Matchball zum 7:5 im 3.Satz verwandelt hatte, fing die Berlinerin an, hemmungslos zu weinen, weil sie ihr Glück nicht fassen konnte.
Wir waren vorher auch den Tränen sehr nahe…
Am Sonnabend hatte das bisher übliche Favoritensterben in Flushing Meadow erst einmal ein Ende: Der an 12-gesetzte Richard Gasquet schlug Bernard Tomic in drei Sätzen, Tomas Berdych, an 6 gesetzt, bezwang den Spanier Garcia-Lopez in vier Sätzen, der an 4-gesetzte Stan Wawrinka setzte sich in drei Sätzen gegen den Belgier Bemelmans durch. Auch der an 16-gesetzte Kevin Anderson konnte sich gegen den Österreicher Thiem mit einem Dreisatzsieg durchsetzen.
Der Serbe Troicki lag gegen Donald Young klar mit 6:4 und 6:0 vorn, als der US-Boy seine Aufholjagd begann und die nächsten Sätze mit 7:6 und 6:2 für sich entschied. USA, USA-Chöre von dem entfesselten Publikum begleiteten das amerikanische Stehaufmännchen vom Platz, als er auch den 5.Satz mit 6:4 gewann.
Bei den Damen fertigte die an 4-gesetzte Petra Kvitova die Slowakin Schmiedlova in zwei klaren Sätzen ab, die an 2-gesetzte Simona Halep siegte ebenso in zwei Sätzen gegen das US-Girl Shelby Rogers.