Show-Down in Melbourne um 19.30 Uhr Ortszeit: Der überragende Tennisspieler der letzten drei Jahre Novak Djokovic trifft im Semifinale der Australian Open auf „den weltbesten Tennisspieler aller Zeiten“ Roger Federer. Während der Schweizer Tennisästhet in zahlreichen internationalen Umfragen zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt immer mit zur Spitze zählt, wird weltweit der jeweilige Gegner des Serben, wenn er bei den Turnieren einmal an dem Rand einer Niederlage steht, frenetisch von den Zuschauern zum endgültigen Sieg geschrien. (Meist vergeblich – vielleicht vergessen sie ihm das nicht…)
Nole ist ein überragender Techniker, er ist extrem schnell und gewandt und bewunderungswürdig resilient. Er ist empathisch und sozial: Das gesamte Preisgeld seines Turniergewinns in Rom hatte er spontan für notleidende Katastrophenopfer seines Heimatlandes gespendet.
Der Djoker hat Humor und ist schlagfertig: Auf die (leider nicht!) selten dumme Frage eines Journalisten in Melbourne, ob er merke, dass er in der Umkleide der Herren nicht so beliebt sei, antwortete er: „In der Damen-Umkleide bin ich sehr beliebt, das weiß ich.“
In seinem Match gegen den Franzosen Simon in Melbourne, bei der er knapp vor einer Niederlage stand, verschlug er zum wiederholten Mal einen Stoppball. Von den Tribünen meldete sich lautstark und entrüstet eine Stimme: „ Höre doch endlich mit deinen verdammten Stoppbällen auf, Djokovic!“ Das Publikum lachte. Nole hob den Zeigefinger, bat damit um Aufmerksamkeit und Ruhe und wandte sich direkt an die Person auf der Tribüne, die ihn so harsch beschimpft hatte: „Du hast recht. Ich werde deinen Rat in Zukunft befolgen. Danke für das Coaching.“
Ach, man kann erzählen, was man will: Der größte Teil der Tennisfans wird trotzdem und alledem Roger Federer einen Sieg über den ewigen Konkurrenten wünschen. Das Problem war bisher nur, dass Roger gegen Nole in den letzten Grand Slam-Begegnungen meist nicht sein bestes Tennis spielte.
Das war zu Beginn der Partie in der Rod Laver-Arena auch nicht anders: Der konzentrierte und entschlossene Serbe breakte den Schweizer früh, ging 3:0 in Führung. Der „Djoker“ hatte im weiteren Verlauf auf alle Schläge des „Fedexpresses“ die bessere Antwort und gewinnt den 1.Satz überraschend deutlich nach nur 22 Minuten Spielzeit 6:1.
Die Dominanz des Weltranglistenersten setzte sich im zweiten Durchgang fort. Er vergab zwar im ersten Aufschlagspiel seines Gegners einen Breakball, nahm ihm aber schon im zweiten den Service ab und ging anschließend 3:1 in Führung. Djokovic spielte weiter phänomenal, gab sich keine Blöße und setzte sich mit 6:2 auch im zweiten Durchgang klar durch.
Federer hatte, ohne eine Miene zu verziehen, den überragenden Auftritt seines Kontrahenten hingenommen, immer wieder verschiedene Versuche unternommen, das Spielgeschehen zu ändern oder sich auf ein ebenbürtiges Niveau zu bringen. Im 3.Satz spielte er unter dem Jubel des Publikums zu Beginn großartig auf, konnte aber vorerst keinen entscheidenden Vorsprung herstellen. Jetzt wurde absolutes Weltklassetennis auf beiden Seiten geboten. Federer gelang bei 3:2 ein Break. Die Arena tobte. Der Schweizer spielte auf höchstem Niveau weiter. Mit Ovationen feierten die Zuschauer seinen 6:3-Satzgewinn.
Bis zum 4:3 für Djokovic ist das Match im vierten Satz auf hohem Niveau ausgeglichen. Dann gelingt es dem Serben den Schweizer zu breaken. Der Widerstand Federers ist gebrochen. Er macht keinen Punkt mehr beim Aufschlagspiel vom Djoker. Der Dominator der ATP ist im Finale der Australian Open und kann den Titel zum sechsten Mal gewinnen.
Auch in der Head to Head Matchbilanz der beiden Konkurrenten ist Nole in Führung gegangen: Jetzt stehen 22 Siegen von Djokovic 21 Niederlagen gegenüber.