Ob in Flensburg, Prisdorf, Essen, Bamberg oder Rosenheim, die folgende Szene wiederholte sich am Sonnabendnachmittag nach dem Damenfinale in Melbourne bei den Hallen- Punktspielen der Damen 40, 50 und 60: Bei dem ersten gelungenen Schlag einer Spielerin wurde der Ball sofort mit folgenden Worten von einzelnen Mitspielerinnen, Zuschauern oder Begleitern kommentiert: „ Das war ja wie Angelique Kerber!“
Die Kielerin ist nach ihrem Triumph bei den Australian Open der einsame Star am deutschen Tennishimmel. Hoffentlich haben viele Jugendliche ihren bravourösen Kampf live vor dem Bildschirm mit verfolgen können und streben bald dem Vorbild auf den um die Ecke gelegenen Tennisplatz nach. Auf jeden Fall hat Angie es geschafft, dass in allen Medien das deutsche Tennis in diesen Tagen endlich wieder eine sehr positive Aufmerksamkeit fand.
Am Sonntag um 15 Uhr Ortszeit war bei den Herren „Crunch time“ in Melbourne. Novak Djokovic und Andy Murray standen sich im Finale der Australian Open gegenüber.
Djokovic triumphierte dann zum sechsten Mal in Melbourne. Der Serbe hat seinen Titel erfolgreich verteidigt. Er ließ seinem Finalgegner Murray kaum eine Siegchance. Mit diesem Turniersieg zog der aktuelle Weltranglistenerste nach Grand-Slam-Erfolgen jetzt mit den Legenden Björn Borg und Rod Laver gleich.
Im Finale bezwang der 28-Jährige in der Rod Laver-Arena seinen sieben Tage älteren Kontrahenten Andy Murray 6:1, 7:5, 7:6. Der Schotte stand bereits zum fünften Mal im Finale der Australian Open, konnte aber noch nie in Down Under das Grand Slam-Turnier gewinnen.
Eine Statistik des Matches ist aufschlussreich: Muray schlug mehr „Winner“ – der Serbe gewann viel mehr Punkte.
Dieses Verhältnis kennzeichnet den fast fehlerlosen Auftritt des „Djokers“ im Endspiel. Nole spielte gegen seinen britischen Rivalen langsamer als gegen seinen Semifinalgegner Roger Federer. Eine auf Murray zugeschnittene Strategie? Oder gilt die viel zitierte Football- Devise „Offense wins Matches, Defense wins Titles“ auch im Tennis?
Sicher ist, dass Coach Becker mit seinem Schützling den jeweiligen Gegner vor dem Match intensiv analysiert. Die jeweiligen Stäken und Schwächen des Kontrahenten fließen dann in den Matchplan ein.
Dass der Serbe im Endspiel etwas weniger aggressiv auftrat, hängt auch mit der eigenen Stärke zusammen: Nole ist der herausragende Return-Spieler und der beste Konterspieler auf der ATP-Tour.
Das hat der King von Melbourne mit der Queen von Melbourne gemeinsam: Unsere Angelique Kerbe ist seit Jahren die überragende Konterspielerin auf der WTA-Tour!