Das erste Wochenende im Februar 2016 wird Weichen stellen für die Entwicklung des deutschen Tennis in der Öffentlichkeit. Nach dem Triumph Angie Kerbers bei dem Grand Slam-Turnier in Australien, steht Tennis im Blickpunkt der Medien wie zuletzt am Ende des letzten Jahrhunderts. Ein deutscher Sieg bei dem Fed Cup-Auftaktmatch in der Weltgruppe gegen die Schweiz in Leipzig könnte unter Umständen sogar einen neuen „Tennisboom“ in der Bundesrepublik entfachen. Dieser positiven Entwicklung steht aber mit unserem Nachbarland ein Widersacher entgegen, der uns bei den Herren längst weit enteilt ist und der sich im Damentennis auch schon als vielversprechende Macht international etabliert hat.
Schon im Auftakteinzel ging die 18-jährige Belinda Bencic (WTA Nr.11) eher als Favoritin in das Match. Ihre Kontrahentin Andrea Petkovic (WTA Nr.23) ist ein Teamplayer, hat entscheidend mit zu den vergangenen Fed Cup-Erfolgen beigetragen, steckt aber auch gegenwärtig noch in einer leichten psychischen Krise, über die sie in den letzten Monaten auch offen in den Medien gesprochen hatte.
Die Darmstädterin, bekannt als Spätstarterin, beginnt fokussiert und entschlossen. Sie serviert im ersten Spiel ein Ass, ihr gelingen Gewinnerschläge und sie geht 1:0 in Führung. Kompromisslos setzt sie ihr Spiel fort und breakt die Schweizerin in deren ersten Servicegame. Bencic kommt anfangs nicht mit der ungewohnten Atmosphäre und dem schnellen Belag zurecht. Sie steigert sich, ihr gelingt ein Rebreak. Sie dominiert jetzt das Match. gewinnt weitere 3 Spiele in Folge zur 4:2-Führung. Petko kämpft sich zurück, verkürzt auf 3:4. Die Schweizerin spielt weiter aggressiv, Andrea verschlägt auf der Vorhand zu viele Bälle und verliert nach 50 Minuten den 1.Satz 3:6.
Im 2.Satz kämpft die deutsche Nr.2 tapfer, um mit dem stark und selbstbewusst auftrumpfenden 18- jährigen Wunderkind mithalten zu können. Das gelingt Petko bis zum 4:4. Dann zieht Bencic cool ihr Programm durch, gewinnt die nächsten beiden Spiele, den zweiten Durchgang mit 6:4 und das Match. Die Schweiz geht 1:0 in Führung.
Im anschließenden Einzel wurde Angelique Kerber, die schon beim Auflaufen der Teams von den Zuschauern in der Messehalle mit ohrenbetäubenden Jubel empfangen wurde, trotz der Strapazen der letzten Tage deutlich favorisiert. Ihre Schweizer Gegnerin Timea Bacsinszky, immerhin Nr.15 der Weltrangliste, hatte am Ende des letzten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres einige unerwartete Niederlagen erleiden müssen.
Um die Chancen für den Sieg Deutschlands aufrecht zu erhalten, war ein Erfolg der Kielerin wohl überlebenswichtig. Das Doppel der Schweiz mit der weltbesten Doppelspielerin Martina Hingis galt als nahezu unschlagbar.
Die aktuelle Weltranglistenzweite aus Kiel knüpft in dem Fed Cup-Einzel an die Leistung von ihrem letzten Match mit Serena Williams an: Sie spielt fast fehlerlos, platziert die Bälle gut und übernimmt immer wieder die Initiative. Bacsinszky ist machtlos, verliert die ersten fünf Spiele. Sie gewinnt bei 0:5 ihr erstes Aufschlagspiel, aber die Kielerin gibt nichts mehr aus der Hand und gewinnt den 1.Satz nach 30 Minuten Spielzeit souverän 6:1. Bravourös, Angie!
Auch im zweiten Durchgang spielt unser Tennisstar selbstbewusst auf, breakt ihre Kontrahentin gleich im ersten Spiel. Der Schweizerin gelingt ein Rebreak, das Match findet jetzt auf Augenhöhe statt. Jeder Ballwechsel ist umkämpft. Beim Kampf fühlt sich die Kielerin in ihrem Element. Sie gewinnt den 2.Satz mit 6:3.
Eine würdige Leistung der frischgebackenen Grand Slam-Siegerin.
Angie gleicht für Deutschland zum 1:1 aus.
Morgen können wir uns auf spannende Partien mit Weltklasseniveau freuen.