Roger Federer ist wohl der weltweit populärste Sportler in unserer Zeit. Nach dem Ausscheiden von Novak Djokovic drücken Fans von Asien bis Amerika, von Europa bis Australien dem Schweizer die Daumen, mit 35 Jahren noch einmal den Titel in Wimbledon zu gewinnen.
Aber auch die anderen Spieler der ATP-Weltspitze wittern die Chance auf einen Grand Slam-Titel in London und treten befreit und entschlossen auf. Das bekam Federer in seiner Viertelfinalbegegnung mit Marin Cilic zu spüren. Von Beginn an wirkte der Kroate hochmotiviert. Er spielte risikobereit, versuchte bei jedem Ball Druck auf den siebenfachen Wimbledonsieger auszuüben. Cilic schlug sehr gut auf, attackierte bei jeder Gelegenheit die Rückhand seines Gegners und konnte den 1.Satz, ohne dass einem der Kontrahenten ein Break gelang, im Tiebreak mit 7:4 gewinnen. Im dritten Spiel des zweiten Durchganges breakte der Kroate Federer zum ersten Mal und ging 2:1 in Führung. Konsequent setzte der Weltranglistendreizehnte seine offensive Marchrichtung fort und entschied den 2.Satz mit 6:4 für sich. Federer wehrte bei 3:3 im 3.Satz drei Breakbälle ab, gewann dann unter dem Jubel des Publikums drei Spiele in Folge zum 6:3-Satzgewinn.
Im nächsten Durchgang spielte Cilic wieder in phantastischer Form auf, aber Federer hatte sich auch längst gesteigert. In einem Duell auf Augenhöhe wehrte der Schweizer Rasenchampion bei 4:5 einen Matchball ab und glich aus. Bei 5:6 wehrte Federer den zweiten Matchball mit einem Ass ab. Der Tiebreak entschied den Durchgang. Federer vergab bei 6:4-Führung zwei Satzbälle, wehrte dann aber den dritten Matchball von Cilic ab, Bei 9:8 konnte Roger einen weiteren Satzball nicht nutzen. In einer atemberaubend spannenden Satzverlängerung setzte sich der Weltranglistendritte am Ende mit 11:9 durch und brachte den 4.Satz nervenstark mit 7:6 unter Dach und Fach. Das war bisher „Großes Tennis“ mit atemberaubender Spannung von zwei absoluten Weltklasse-Spielern – eigentlich eines Finales von Wimbledon würdig. Das hohe Niveau fiel im entscheidenden Durchgang nicht ab. Bei 4:3-Führung breakte der mehrfache Wimbledonsieger den Kroaten zum 5:3. Mit zwei Assen nacheinander beendete Roger Federer die außergewöhnliche Partie und zog mit 6:3 im 5.Satz nach 3.Stunden und 20 Minuten Spielzeit in das Semifinale des Rasen-Grand Slams ein.
Auch Milos Raonic hat seine Chance auf einen ersten Grand-Slam-Titel in seiner Karriere erkannt. Der Kanadier trat gegen Djokovic-Bezwinger Sam Querrey aus den USA in bestechender Form auf. Er gewann den 1.Satz souverän mit 6:4. Mit harten Services und Vorhandschlägen dominierte er auch im 2.Satz und setzte sich 7:5 durch. Querrey gab nicht auf, wehrte sich gegen die Niederlage und erkämpfte sich den 7:5-Gewinn des 3.Satzes. Der kanadische Weltranglistensiebte errang im nächsten Durchgang wieder die Oberhand und erreichte mit 6:4 im 4.Satz das Semifinale von Wimbledon.
Im nächsten Halbfinale traf Tomas Berdych, einer der seit Jahren konstantesten Spieler der ATP-Weltspitze, auf den 22-jährigen Lucas Pouille. Der junge Franzose sorgt seit Wochen und Monaten für überraschend positive Ergebnisse. Im Viertelfinale musste sich Pouille der Konstanz und Sicherheit des Tschechen beugen. Nach dem hart umkämpften 1.Satz, den Berdych knapp mit 7:6 (4) gewann, war der Youngster aus Frankreich in den nächsten beiden Sätzen eher chancenlos. Mit 6:3 im zweiten und 6:2 im dritten Satz qualifizierte sich Tomas Berdych als dritter Spieler für die Runde der letzten Vier.
Seitdem der topgesetzte Djokovic aus dem Rennen ist, erwartet ganz Großbrittanien den zweiten Wimbledonsieg des Schotten Andy Murray. Vorher musste der Brite den starken Jo –Wilfried Tsonga im Viertelfinale auschalten. Murray war auf guten Weg, als er den 1.Satz knapp mit 7:6 und den 2.Satz klar mit 6:1 für sich entscheiden konnte.
Obwohl der Weltranglistenzweite im 3.Satz schon ein Break vorne lag, drehte der Franzose den Spieß noch um und gewann den Durchgang 6:4. Auch im 4.Satz lag Tsonga ein Break zurück, kämpfte verbissen, drehte das Match wieder und konnte den Satz mit 6:4 gewinnen. Im ersten Spiel des entscheidenden Durchganges wehrte Murray einen Breakball ab und breakte seinen Gegner bei dessen erstem Servicegame. Nach dem gelungenen Breakball sprang der Brite freudig in die Luft, drehte eine Pirouette mit hochgereckter Siegesfaust. Als er gelandet war schien der Druck von ihm genommen und Tsongas Widerstandswillen gebrochen. Mit 6:1 im 5.Satz komplettierte Andy Murray das Semifinalfeld der herren in Wimbledon. Das Londoner Publikum jubelte, als wenn ihr Fußballnationalteam die Weltmeisterschaft errungen hätte.