Am Donnerstag hatten Serena Williams und Angelique Kerber ihre Semifinal-Partien in Wimbledon gewonnen und werden am Sonnabend in einem – aus deutscher Sicht – Traumfinale gegeneinander antreten. Am Freitag standen die Semifinalspiele der Herren auf dem Programm.
Der siebenfache Wimbledonsieger Roger Federer ist auf dem besten Weg, mit 34-Jahren einen weiteren Wimbledontitel seiner außergewöhnlichen Karriere hinzuzufügen. Am Freitag trat der an 3- gesetzte Schweizer im Tennismekka gegen den Kanadier Milos Raonic (ATP Nr.7) zum ersten Halbfinale an. Gegen den kanadischen Aufschlagtitanen konnte er mit einem Sieg zum dritten Mal in Folge das Finale in London erreichen. 2014 und 2015 verlor er im Endspiel jeweils gegen Novak Djokovic – der Serbe ist in diesem Jahr aber bereits in der dritten Runde ausgeschieden. Federers letzter Sieg auf dem „Heiligen Rasen” datiert aus dem Jahr 2012.
Der Champion aus Basel kam nur schwer in das Spiel, ihm unterliefen anfangs viele Flüchtigkeitsfehler. In seinem zweiten Aufschlagspiel führte ein Doppelfehler zum Break. Der Kanadier servierte bis 5:3 ohne Probleme durch, vergab bei eigenem Service einen Satzball, entschied aber dann den 1.Satz mit 6:3 für sich. Im 2.Satz brachten die beiden Kontrahenten bis zum 6:5 für Federer ihre Aufschlagspiele ohne große Probleme durch. Der Schweizer konnte bei Aufschlag von Raonic, dessen Services meist mit mehr als 220 Stundenkilometern über das Netz rauschten, vier Breakchancen nicht nutzen, setzte sich dann aber im Tiebreak unter dem Jubel des Publikums klar mit 7:3 durch. Im dritten Durchgang gewährte der siebenfache Wimbledonsieger dem Weltranglistensiebten bis zum 3:3 keine Breakchance, nahm dem Kanadier dann den Aufschlag ab und setzte sich später mit 6:4 im 3.Satz durch. Bis zum 5:5 im 4.Satz gewann Federer etwas leichter seine Aufschlagspiele, aber auch Raonic hielt seine Servicegames. Der Maestro aus dem Alpenland konnte dann einige Breakchancen nicht nutzen und bei 6:5 nahm der Kanadier aus heiterem Himmel dem Schweizer das Aufschlagspiel ab und sicherte sich anschließend den Durchgang mit 7:5. Im entscheidenden Satz rutschte Roger bei 1:2 auf der Aufschlaglinie aus, stürzte auf den Rasen. Er ließ sich kurz behandeln, nahm das Spiel wieder auf, musste aber nach einem atemberaubenden Ballwechsel das Break hinnehmen. Der gebürtige Montenegriner baute den Vorsprung auf 4:1 aus und zog nach fast dreieinhalb Stunden Spielzeit zum ersten Mal in seiner Karriere mit 6:3, 6:7, 4:6,7:5, 6:3 in das Finale eines Grand Slams ein.
Im zweiten Halbfinale traf anschließend der an 2-gesetzte Lokalmatador Andy Murray, der 2013 in Wimbledon triumphiert hatte, auf Tomas Berdych (ATP Nr.9), der in der dritten Runde den deutschen Youngster Alexander Zverev aus dem Turnier geworfen hatte. Nach dem frühen Ausscheiden des englischen Fußballnationalteams bei der Fußball-EM und in den Wirren des Brexits erwartet die ganze britische Nation jetzt einen weiteren Triumph ihres Tennishelden. Auf die Frage eines Journalisten, ob der große Druck ihn nicht belasten würde, hatte der Schotte lakonisch geantwortet, dass er sich Schlimmeres vorstellen könnte, als im Semifinale oder gar Finale des Wimbledonturniers stehen zu können…
Der Brite ging dann auch alles andere als verkrampft in das Semifinale gegen den Tschechen. Er schlug sehr gut auf, attackierte den zweiten Aufschlag seines Gegners entschlossen, verwandelte seine Angriffsbälle sicher und streute gefühlvolle Stopps ein, die in dem Rasen versanken. Zwei Mal gelang ihm ein Break und er sicherte sich den 1.Satz souverän mit 6:3. Im 2.Satz steigerte sich Berdych. Er vergab aber einige Breakbälle und musste den Durchgang wieder mit 3:6 an den Schotten abgeben. Murray gab das Heft im weiteren Verlauf nicht mehr aus der Hand, setzte sich auch im 3.Satz 6:3 durch und spielt am Sonntag gegen Raonic das Finale von Wimbledon 2016.