Angie Kerber ist wieder einmal die einzige Deutsche, die sich bei den großen WTA- und ATP-Turnieren in dieser Woche noch im Hauptfeld befindet. Im Achtelfinale des Rogers Cup in Montreal traf die Australian Open-Siegerin am Donnerstag auf Elina Svitolina (WTA Nr.20). Die 21-jährige Ukrainerin hat sich in diesem Jahr auf der Damen-Tour in den Vordergrund gespielt. Sie ist ein echter Prüfstein für das aktuelle Leistungsvermögen Kerbers vor den Olympischen Spielen.
Gleich das erste Aufschlagspiel Svitolinas war hart umkämpft. Die Deutsche verwandelte ihren zweiten Breakball, ging nach 5 Minuten 1:0 in Führung, kassierte aber gleich das Rebreak. Das gab der Ukrainerin Auftrieb: Sie gewann die nächsten drei Spiele zur 4:1-Führung.Der dritte Doppelfehler von Angie führte zum 1:5, Svitolina gewann dann das sechste Spiel in Folge und den 1.Satz nach nur 28 Minuten Spielzeit 6:1.
Der Aufschlag Kerbers blieb auch im zweiten Durchgang anfällig: Fast ohne Punktgewinn verlor sie gleich ihr erstes Servicegame. Auf Angeliques Resilienz kann man sich auch in den hoffnungslosesten Situationen verlassen. Nach hartem Kampf gelang ihr ein Rebreak, anschließend gewann sie ihr erstes Aufschlagspiel im Match zur 2:1-Führung. Die Ukrainerin setzte wieder dagegen, gewann die nächsten beiden Spiele, bevor unsere Nr.1 zum 3:3 ausglich. In einem Kampf auf Biegen und Brechen benötigte die Kielerin vier Spielbälle um ihren Aufschlag zum 4:3 durchzubringen. Bei eigenem Aufschlag glich die Ukrainerin ohne Punktverlust zum 4:4 aus. Nach Verlust des nächsten Aufschlagspiels stand Kerber bei 4:5 mit dem Rücken zur Wand, behielt aber die Nerven und den Siegeswillen und breakte ihre Kontrahentin zum 5:5. Um dann trotz eines Asses, aber auch mit zwei Doppelfehlern, ein Rebreak zu fangen. Mit bewundernswerten Kampfgeist gelang Angie dann der 6:6-Ausgleich.Eine Zitterpartie, ein Tennis-Thriller! Nach dem 2:2 im Tiebreak gewann unsere Weltranglistenzweite 5 Punkte in Folge und den 2.Satz mit 7:6.
Angie startete mit neuem Selbstvertrauen in den entscheidenden Durchgang, gewann die ersten beiden Spiele. Wer glaubte aufatmen zu können, sah sich arg getäuscht. Bei Aufschlag Svitolinas vergab Angelique zwei Breakbälle, nahm erst das 1:2, dann den 2:2- Ausgleich hin, um mit einem weiteren Break wieder 3:2 in Führung zu gehen. Das Rebreak zum 3:3 folgte prompt, die Ukrainerin erspielte sich dann auch einen 4:3-Vorsprung. Die Deutsche servierte erfolgreich zum 4:4, breakte ihre Gegnerin zum 5:4. Der Wahnsinn ging weiter. Angie wehrte erst zwei Breakbälle ab, vergab einen Matchball, wehrte den dritten Breakball ab, konnte dann den zweiten Matchball nutzen und den 3.Satz mit 6:4 gewinnen. Nach bravourösem Kampf hatte die Kielerin das Viertelfinale von Montreal erreicht!
Am vierten Tag des Roger Cups konnte endlich eine große Überraschung gemeldet werden: Die Russin Anastasia Pavlyuchenkova (WTA Nr.19) schlug die an 3-gesetzte Agniezka Radwanska 6:4, 6:7(4) und 6:1. Auch die an 7-gesetzte Roberta Vinci unterlag der 19-jährigen Russin Daria Kasatkina (WTA Nr.33) 5:7, 3:6. Ein weitere Russin konnte beeindrucken: Die 31-jährige Svetlana Kuznetsova (WTA Nr.11) besiegte Petra Kvitova (WTA Nr.13) 7:6(2), 6:3.
Die Russinnen konnten frohgemut aufspielen: Als erster Weltsportverband hatte die ITF entschieden, dass alle russischen Spieler und Spielerinnen ohne irgendwelche Doping-Kontrollen an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teilnehmen können.
Honi soit, qui mal y pense.