Das Jahr 2016 begann mit einer historischen und aufsehenerregenden Leistung von Angie Kerber: Sie gewann in Melbourne nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Grand Slam-Titel für das deutsche Tennis. Die bescheidene Kielerin musste sich danach erst in den Medienrummel einfinden. Spitzenleistungen wechselten mit überraschenden Niederlagen ab. In Wimbledon konnte sie mit der Finalteilnahme – und einem großartigen Match gegen Serena Williams – wieder neue Fans für das deutsche Tennis gewinnen. Bei den olympischen Spielen in Rio leuchtet der Stern von Angie jetzt wieder in glänzendem Licht. Souverän hatte die Weltranglistenzweite sich von Runde zu Runde gesteigert und kämpfte am Sonnabend im Endspiel des Turniers in Rio de Janeiro gegen die Überraschungsfinalistin Monica Puig (WTA Nr.34) um die Goldmedaille.
Angie startete hochkonzentriert in das Finale im Barra Olympic Park. Nach einem wahnwitzigen Grundlinienduell nahm sie der Puerto Ricanerin gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab. Puig ist in der Form ihres Lebens, breakte zurück, ging anschließend 2:1 in Führung. In einem hochklassigen Finale gewannen beide Kontrahentinnen bis zur 5:4-Führung der Mittelamerikanerin ihre Aufschlagspiele. Die 22-Jährige Puig steigerte noch einmal das Tempo, breakte die Deutsche zum 6:4-Gewinn des 1.Satzes.
Kerber ließ sich von dem enormen Druck, den ihre Gegnerin produzierte, nicht unterkriegen, erkämpfte sich in dem zweiten Durchgang gleich einen 2:0 Vorsprung. Bis zum 4:3 behielt sie die Führung, wurde dann zum 4:4 gebreakt. Die deutsche Nr.1 spielte wie ein Fels in der Brandung, erkämpfte sich die 5:4-Führung und brachte danach ihren Aufschlag – nachdem Puig 3 Satzbälle in Folge abgewehrt hatte – zum 6:4 Gewinn des 2.Satzes durch.
Ein packendes, ein würdiges olympisches Finale.
Im entscheidenden Satz wurde weiter auf Augenhöhe gefightet. Die Puerto Ricanerin traf weiterhin einen Linienball nach dem anderen, gewann die ersten drei Spiele. Kerber zeigte jetzt Wirkung, vergab bei eigenem Aufschlag zwei Spielbälle in Folge, musste den 0:4-Rückstand hinnehmen. Die wild entschlossene Puig erhöhte auf 5:0. Die Australian Open-Siegerin verkürzte auf 1:5, wehrte noch drei Matchbälle ab, musste sich dann der entfesselt aufspielenden Monica Puig mit 1:6 geschlagen geben.
Silber für Angelique Kerber – das erste Gold in der Geschichte Puerto Ricos für Monica Puig. Sie konnte ihr Glück nach dem Triumph nicht fassen.
Bei den Herren hatte sich der Schotte Andy Murray im ersten Semifinale gegen den Japaner Kei Nishikori deutlich mit 6:1 und 6:4 durchgesetzt.
Im zweiten Halbfinale standen sich der Argentinier Juan Martin del Potro und der Spanier Rafael Nadal gegenüber. Del Potro erreichte das Finale nach einem fast dreistündigen Tenniskrimi, den er mit 5:7, 7:6 und 7:5 für sich entschied.