Am vierten Spieltag der US Open versuchten vier deutsche Tennisprofis in die zweite Runde des Turniers – wie gestern schon Angie Kerber und Carina Witthöft – einzuziehen.
Bevor die Tennisprofis auf die Außenplätze gehen konnten, hatte der Störenfried der diesjährigen internationalen Tennisevents, der Regen, seinen Weg auch nach New York gefunden und sorgte für mehrstündige Verzögerungen auf den Außenplätzen.
Da Julia Görges (WTA Nr.64) gegen die an Position 6 gesetzte Venus Williams im überdachten Arthur Ashe Stadium spielen sollte, ging sie als Erste des deutschen Aufgebots am Donnerstag – entgegen dem ursprünglichen Zeitplan - auf den Platz. Gleich zum Anfang nahm die Bad Oldesloerin der 36-Jährigen mehrfachen Grand-Slam-Siegerin aus den USA erst einmal das Aufschlagspiel ab, kassierte aber gleich ein Rebreak. Der 1.Satz wurde im weiteren Verlauf von vielen leichten Fehlern der beiden Hard-Hitterinnen geprägt. Julia machte mehr Fehler, verlor den 1.Satz 2:6. Im nächsten Durchgang wurde von beiden Kontrahentinnen auf höherem Niveau gespielt. Venus hatte jetzt ihren Rhythmus gefunden, spielte überragendes Tennis, drückte mit ihren aggressiven Schlägen Jule weit hinter die Grundlinie zurück und ging nach einer Stunde Spielzeit 4:1 in Führung. Die 28-Jährige Deutsche stemmte sich tapfer, aber vergeblich gegen die Niederlage und musste sich am Ende nach 77 Minuten Spielzeit dem Publikumsliebling mit 3:6 geschlagen geben.
Annika Beck (WTA Nr.41) ging mit mehrstündiger Verspätung gegen die an 19-gesetzte Elina Vesnina an den Start. Die lange Wartezeit hatte der 22-Jährigen aus Bonn nicht gut getan. Sie kam am Anfang nicht richtig in die Partie, servierte sehr unsicher. Die Russin übernahm die Initiative und setzte sich mit 6:2 im 1.Satz durch. Das Bild änderte sich auch im 2.Satz nicht. Vesnina dominierte auch hier die Partie und gewann klar und überlegen 6:1.
Laura Siegemund, die ausgebildete Psychologin, hat sich aktuell überraschend auf Rang 28 der WTA-Weltrangliste hochkatapultiert und ist in Flushing Meadow an Position 26 gesetzt. Bei ihrem zweiten Auftritt in der ersten Turnierwoche der US Open spielte sie gegen die 23-Jährige Nicole Gibbs (WTA Nr. 69) aus den USA. Die 28-jährige Stuttgarterin startete konzentriert und entschlossen, rückte öfters auch an das Netz vor. Immer wieder gelangen ihr unerreichbare Gewinnschläge und sie konnte den 1.Satz 6:3 für sich entscheiden.
Auch im zweiten Durchgang übernahm sie sofort wieder die Initiative, ging 2:0 in Führung. Überlegen erspielte sie sich dann eine 5:1-Führung. Kurz vor dem Sieg, verlor sie etwas die Selbstsicherheit und die Britin gewann drei Spiele in Folge. Bei 5:4 und Aufschlag Gibbs vergab die Stuttgarterin drei Matchbälle und die US-Amerikanerin konnte zum 5:5 ausgleichen. Hatte Laura ihre Bachelor-Arbeit nicht über den Umgang mit Drucksituationen im Tennis geschrieben? Erst einmal war sie auch in der Praxis erfolgreich: Sie gewann ihr Aufschlagspiel zum 6:5. In dem Aufschlagspiel der Britin erspielte sie sich bei 0:40 drei weitere Matchbälle und konnte sie wieder nicht nutzen. Eine Zitterpartie, ein Drama! Mit gutem Ausgang: Laura verwandelte den 7.Matchball zum 7:5- Gewinn des 2.Satzes und erreichte zum ersten Mal in ihrer Tenniskarriere die dritte Runde der US Open.
Die Erfahrungen ihres heutigen Matches könnten ihr ausreichendes Material für eine Doktorarbeit im Fach Psychologie liefern…
Der in New York an 27-gesetzte Alexander Zverev war bei seiner heutigen Begegnung mit dem Briten Daniel Evans (ATP Nr.64) der einzige deutsche Spieler in der Herrenkonkurrenz, der am vierten Spieltag noch nicht ausgeschieden war. Der 20-Jährige Hamburger konnte die Ehre des deutschen Herrentennis am Donnertagabend retten. Unser Ausnahmetalent fing dann erst einmal ein frühes Break ein. Der 26-jährige aus Birmingham servierte stark, ließ im 1.Satz bis zur 4:3-Führung keinen Breakball zu. Sascha vergab dann im nächsten Spiel zwei Breakbälle zum 3:5, verkürzte auf 4:5 bei eigenem Aufschlag, musste aber den 4:6-Verlust des 1.Satzes hinnehmen. Im nächsten Durchgang breakte unser Ausnahmetalent den Briten im ersten Spiel, baute den Vorsprung auf 2:0 aus, verlor im weiteren Verlauf in unverständlicher Weise zwei seiner Aufschlagspiele und lag plötzlich wieder 3:4 zurück. Er „verdaddelte“ dann auch den 2.Satz mit 4:6. Im 3.Satz führte das „German Wunderkind“, das heute bisher nicht so wundervoll aufgetreten war, mit einem Break 3:1. Dieses Mal wurde er bis zum 5:2 nicht nachlässig. Dann verspielte er drei Satzbälle zum 3:5, kassierte ein Break zum 4:5, ließ trotz eines vierten Satzballes den 5:5-Ausgleich zu. Bei eigenem Service konnte er das Spiel trotz vier vergebener Spielbälle noch zum 6:5 retten Mit einem Break „tütete“ er dann doch noch den dritten Durchgang mit 7:5 „ein““.
Zu diesem Zeitpunkt (23.15 Uhr Ortszeit in New York!) waren fast 2Stunden und 30 Minuten Spielzeit vergangen. Im nächsten Satz servierte Evans sehr sicher und er tat das, weshalb wir nicht bis in die Morgenstunden aufgeblieben waren: Er gewann den vierten Durchgang klar 6:2 und schaltete mit Alexander Zverev den letzten deutschen Spieler in der Herrenkonkurrenz aus. Bad luck.
Die Topgesetzten Murray, Wawrinka, Nishikori, Thiem und Kyrgios bei den Herren, die Williams-Sisters, Radwanska, Halep und Pliskova bei den Damen, setzten sich am Donnerstag erwartungsgemäß durch.
Unser Geheimtipp, der ungesetzte Juan Martin del Potro, eliminierte den an 19-gesetzten US-Amerikaner Steve Johnson in drei Sätzen.