“Skandal!”

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Um ein sauberes Image zu bewahren und das Spektakel „Profitennis“ erfolgreich zu vermarkten, bietet es sich von Zeit zu Zeit an, die eigenen Reihen zu säubern. Das geht zum Beispiel über die Eliminierung von Sportlern, die eindeutig gegen die Regeln verstoßen. Der „Fall  Daniel Köllerer“, der durch illegale Spielabsprachen und dadurch entstandenen Wettgewinn diese Regeln verletze und lebenslang gesperrt wurde, wäre ein Beispiel für diese Praktiken.

Überaus fragwürdig sind allerdings die Vorgänge im Falle von Victor Troicki: Hier wird ein Spieler gesperrt, der seine Urinprobe zur Dopingkontrolle nach Vorschrift abgegeben hat, seine Blutprobe jedoch, die übrigens auch „negativ“ (also ohne Auffälligkeiten) ausgefallen ist, erst am nächsten Morgen. Daraufhin wurde er von der ATP für 18 Monate gesperrt. Laut seiner Aussage war dieses Vorgehen zuvor von der zuständigen Ärztin genehmigt worden, da er sich am Abend nach dem Spiel über Übelkeit beklagte und laut eigener Aussage „Angst vor Nadeln und immer Probleme, Blut abzugeben“ habe.

Die Medizinerin behauptete dann, eine derartige Absprache zwischen dem Spieler und ihr habe in dieser Form nicht stattgefunden.

Stellt sich die Frage, warum am nächsten Tag noch eine Blutprobe von Troicki genommen wurde, wenn diese gar keine Gültigkeit mehr besaß?

Objektiv betrachtet steht hier Aussage gegen Aussage und es ist schwer zu ermitteln, welcher der beiden Protagonisten in dieser Posse lügt.

Bedenkenswert ist jedoch, dass gerade der Spieler Troicki wenige Wochen vorher für einen Eklat beim Turnier in Rom gesorgt hatte: Nachdem der Schiedsrichter seinen Ball „aus“ gegeben hatte, ließ sich der Serbe in ein hitziges Wortgefecht mit dem Schiedsrichter ein. Als die Entscheidung nicht korrigiert wurde, schnappte er sich einen Kameramann und ging mit diesem zum besagten Abdruck. Er wollte auch dem Publikum beweisen, dass der Ball die Linie berührt und der Schiedsrichter sich geirrt hatte. Wir haben diese sehr unterhaltsame Szene, die schon kurz nach den Geschehnissen mit großer Resonanz im Internet kursierte, für euch noch einmal als Video am Ende unseres Textes bereitgestellt.

Diese öffentliche Zurschaustellung von Fehlleistungen hat die Funktionäre der ATP sicherlich nicht begeistert.

Betrachtet man die Sperre des Spielers in diesem Kontext, stellt sich die Frage, ob ein Exempel statuiert werden sollte und nur eine Gelegenheit gesucht wurde, einen Querulanten zu disziplinieren. Hat der Spieler durch wiederholt provokantes Benehmen und unsportliches Verhalten diese Entwicklung heraufbeschworen?

Troickis Verhalten wirft weitere Fragen auf: Hätte er sich nicht überwinden können, und sich unbedingt der Blutprobe unterziehen müssen?

Wäre es nicht klüger gewesen, an Ort und Stelle vorschriftsmäßig den Dopingverdacht auszuräumen?

Gegen diesen Verdacht und gegen diese Entscheidung der ATP hat der Serbe Troicki, der inzwischen auf Position 72 der Weltrangliste zurück gefallen ist, sich jetzt auch formal gewehrt und zieht vor den Internationalen Sportsgerichthof in Lausanne.

Sein Freund und Davis-Cup-Kollege Novak Djokovic hat bei den „China Open“ in Peking in der letzten Woche öffentlich und deutlich für Troicki Stellung bezogen: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum sie ihn noch immer suspendiert haben. Für mich gibt es keinen Zweifel, dass er unschuldig ist!“

Warum aber gingen neben Djokovic nicht andere seiner ATP-Spielerkollegen vehement gegen das Urteil an? Wäre es nicht Aufgabe der Tennis-Community, undemokratische Machtstrukturen der ATP zu entlarven?

Auf jeden Fall geben uns diese Vorgänge Einblicke in die Schattenseiten des heutigen Profisports. Man kann erkennen, dass der Glanz des Showsports Tennis, das für die Öffentlichkeit aufpolierte Bild in den Medien, nur gewisse Missstände überstrahlt.

Offenbaren sich im „Skandal Troicki“ intrigante Machtdemonstrationen eines Tennisverbandes, der primär von finanziellen Interessen geprägt ist?

Macht euch ein eigenes Bild:

 

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