In unserer Heimatstadt Hamburg tobte in diesen Tagen wieder einmal ein Fußballskandal beim Bundesligisten HSV: Der neue Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer wurde bei Amtsantritt als Messias gefeiert, durch Intrigen des erweiterten Vorstands an das Kreuz geschlagen und bis gestern hofften einige Getreue auf die Wiederauferstehung „Didis“.
Das deutsche Tennis hatte in diesem Jahr seinen Davis Cup Skandal während des Relegationsspiels in der Weltgruppe gegen Polen. Die Spitzenkräfte sagten aus unterschiedlichen Gründen ab, eine B-Mannschaft wurde in das Rennen geschickt. Das deutsche Tennis stand vor einer Blamage. Der Klassenerhalt konnte dann nur gerettet werden, weil Polen ähnliche Aufstellungsprobleme hatte und mit einem Nachwuchsteam antrat.
Nach diesem Chaos reagierte der DTB mit dem Versuch, Macht zu demonstrieren: Einige Spieler, die nach Einschätzung der agierenden Funktionäre für die Zukunft keine entscheidende Rollen spielen würden, wurden für alle Zukunft ausgebootet. Die anschließende Schlammschlacht zwischen Anklagen der Funktionäre und Reaktionen einiger Spieler war undurchsichtig und das Un-Wort des Jahres „postfaktisch“ kam dem unverständigen Beobachter schnell in den Sinn.
DTB- Präsident Klaus handelte wie Pontius Pilatus. Er hielt sich zurück, wusch seine Hände in Unschuld und überließ seinem „Leistungsexperten“ Hordorff die Entscheidungen und das öffentliche Auftreten.
Als unser Ausnahmetalent Alexander Zverev am Ende des Jahres frohgemut seine Bereitschaft verkündete, für sein geliebtes Heimatland im kommenden Jahr im Davis Cup antreten zu wollen und damit bisher ungewohnten Patriotismus demonstrierte, wurde diese Ankündigung unseres Tennis-Messias vom DTB öffentlich gefeiert.
Sportchef Hordorff stellte sich als konsequenter Entscheider dar, fand schnell ein wirkungsvolles Opfer der Affäre und teilte entschlossen mit, dass aber Paradiesvogel und „Judas“ Dustin Brown nicht begnadigt wird.
Eine „biblisches“ Ereignis oder nur eine Farce?
Uns fehlen einige Informationen über die Hintergründe der Affäre. Zwei offene Fragen sollten aber aufgrund unseres Kenntnisstandes hier gestellt werden:
Was geschieht mit Mischa Zverev?
Der ältere Bruder Saschas wurde auch aus dem zukünftigen Tam geworfen, spielte aber danach überragend auf der ATP-Tour und könnte eine wichtige Rolle für die sportliche Zukunft (und für die „politische Situation) unserer Tennisnation spielen. Das zukünftige Schicksal Mischas wurde mit keinem Wort von den DTB-Offiziellen erwähnt.
Aus diesem „Vakuum“ ergibt sich die nächste Frage:
Muss die DTB-Führung nicht enger, offener und intensiver mit unseren männlichen Spitzenspielern kommunizieren, um sich in Zukunft erfolgreicher im Herrentennis zu präsentieren?
Das Auftreten Barbara Rittners bei den Damen könnte als Vorbild dienen.