Wenn die deutschen Medien von den Niederlagen Angelique Kerbers in Stuttgart und Alexander Zverevs in Barcelona überhaupt Notiz nahmen, wurde generell von Enttäuschungen berichtet.
Diesem klaren Urteil müssen wir uns leider anschließen. Unsere Einschätzung beruht weniger auf den Ergebnissen, sondern eher auf der Art und Weise, mit welcher verunsicherten und energielosen Einstellung sich unsere beiden Ausnahmespieler präsentierten.
Gerade in dieser Hinsicht war man von den Auftritten Laura Siegemunds (WTA 49) in Stuttgart begeistert. Im Viertelfinale des „Porsche Tennis Grand Prix“ spielte die Stuttgarterin am Freitag gegen die an 2-gesetzte Karolina Pliskova (WTA 3). Die Vorjahresfinalistin aus Schwaben ging auch in dieser Partie wieder mit vollem Einsatz zu Werk. Pliskova, die im bisherigen Jahresverlauf stärkste Spielerin der Welt, beeindruckte mit ihren temporeichen Schlägen, die von außerordentlicher Konstanz geprägt waren. Die Tschechin ging folgerichtig 5:2 in Führung. Die Stuttgarterin widersetzte sich mit allem Willen, holte Spiel für Spiel auf. Im Tiebreak spielte die Diplompsychologin sich in einen „Lauf“, wuchs über sich hinaus und gewann den Satz-Shoot-Out 7:4 und damit doch noch den 1.Satz mit 7:6.
Das Publikum war vor Begeisterung “aus dem Häuschen“.
Pliskova blieb gelassen. Sie breakte in einem faszinierenden Kampf auf Augenhöhe Siegemund im dritten Spiel des nächsten Durchgangs. Das folgende Aufschlagspiel der Tschechin stand lange auf des Messers Schneide. Die Weltranglistendritte konnte es am Ende für sich entscheiden und baute den Vorsprung auf 3:1 aus. Jedes Aufschlagspiel blieb weiter umkämpft. Die Deutsche konnte zum 3:3 dank eines unbedingten Siegeswillens ausgleichen. Bis zum 5:5 wurde intensiv um jeden Ball gestritten. Pliskova blieb trotz der bravourösen Leistung Siegemunds unberührt. Die Stuttgarterin konnte dann keinen Punkt bei ihrem nächsten Aufschlagspiel gewinnen und geriet 5:6 in Rückstand. Die Tschechin führte anschließend bei eigenem Aufschlag 40: 0. Laura agierte mutig, wehrte alle drei Satzbälle Pliskovas ab, erspielte sich selbst einen Breakball, musste aber am Ende doch den 2.Satz 5:7 abgeben.
Großes Tennis in der Porsche Arena!
Im entscheidenden Durchgang spielte das in Filderstadt geborene Energiebündel weiter risikobereit und entschlossen. Unter dem Jubel des Publikums erkämpfte Laura sich eine 4:1-Führung. Bei 5:3 servierte sie zum Matchgewinn. Sie gab keinen Punkt mehr ab, gewann den 3.Satz 6:3 und zog in das Semifinale von Stuttgart ein!
Dort wird sie am Sonnabend gegen die Gewinnerin des Viertelfinalmatches zwischen der Lettin Sevastova und der Rumänin Halep spielen.
Im zweiten Halbfinale stehen Maria Sharapova und Kristina Mladenovic.
Bei dem ATP-Turnier in Barcelona zogen die Favoriten Andy Murray (in drei Sätzen gegen Ramos Vinolas) und Rafael Nadal (7:6, 6:3 gegen den Koreaner Chung) in das Semifinale ein.