Das Traumfinale Roger Federer (ATP 5) gegen Alexander Zverev (ATP 12) könnte bei den Gerry Weber Open in Halle Wirklichkeit werden. Der Maestro aus der Schweiz und das „German Wunderkind“ standen in den beiden Semifinalmatches, die am Sonnabend auf dem Programm standen.
In beiden Halbfinalpartien des Turniers in Westfalen forderte die „ATP Young Generation“ das „ATP-Establishment“ heraus.
Der 21-jährige Russe Karen Khachanov (ATP 38) hatte sich in diesem Jahr in den Vordergrund gespielt. Ob er sich aber im ersten Semifinale gegen den 35-jährigen siebenfachen Wimbledonsieger Roger Federer auf Rasen durchsetzen könnte, wurde von den Fachleuten bezweifelt. Der Moskowiter verlor auch gleich sein erstes Aufschlagspiel. Dann geschah das, was bisher in Halle Seltenheitswert besaß: Khachanov breakte den Champion aus der Schweiz. Verlor dann wieder sein Servicegame. Federer ließ dann die Breaks nicht zur Gewohnheit werden, ging 3:1 in Führung. Danach gewannen beide ihre Aufschlagspiele und Roger sicherte sich den 1.Satz mit 6:4. Durch die konsequent- risikoreichen „Hopp oder Top-Schläge“ des Russen hatte der Favorit allerdings noch nicht optimal seinen Rhythmus finden können.
Im nächsten Durchgang spielte das Talent aus Moskau solider. Beide Spieler gewannen bis 4:4 ihre Aufschlagspiele sicher. Dann agierte Khachanov in einigen Situationen wieder zu wild, der ehemalige Weltranglistenerste breakte ihn souverän zur 5:4-Führung – und kassierte völlig unerwartet das Rebreak. Der fast zwei Meter große Riese aus Moskau servierte zur 6:5-Führung durch. Federer „wackelte“ bei seinem Aufschlagspiel. Khachanow verschlug bei seinen Satzbällen zwei Returns direkt und der Champ aus Basel konnte mit Müh und Not zum 6:6 ausgleichen. Im Tiebreak unterliefen Federer wieder einige unerklärliche Fehler. Sein junger Gegner konnte die Chancen nicht nutzen und musste sich mit 5:7 in der Satzentscheidung geschlagen geben.
Im ersten Semifinalmatch hatte sich die Routine Roger Federers gegen die ungestüme Jugend Karen Khachorovs mit 6:4, 7:6 durchsetzen können.
Im zweiten Semifinale trat das deutsche Ausnahmetalent Alexander Zverev (ATP 12) gegen den „alten Hasen“ Richard Gasquet (ATP 30) an. Die bisher einzige Begegnung der beiden hatte der junge Deutsche 2017 in Montpellier auf dem Hartplatz gewonnen. Das Spiel begann mit zwei frühen Breaks. Beim Stand von 2:2 konnte der offensiv aufspielende Zverev zwei Breakbälle nicht nutzen, geriet 2:3 in Rückstand, glich aber gleich wieder aus. Im weiteren Verlauf war die ausgeglichene Partie von harten Grundlinienduellen geprägt. Beide gewannen ihre Aufschlagspiele bis zur 5:4-Führung des Franzosen. Bei eigenem Aufschlag konnte Sascha seine Chancen nicht nutzen. Spiel- und Breakbälle wechselten ab. Mit einem wahnwitzigen Passierschlag konnte Gasquet dann den 1.Satz 6:4 für sich entscheiden.
Auffällig war, dass der Franzose mit vielen Stoppbällen punktete – wie andere Konkurrenten Alexanders auf der ATP-Tour es seit einiger Zeit auch schon versuchen…
Bis zum Stand von 2:2 gewannen die beiden Konkurrenten im nächsten Durchgang ihre Aufschlagspiele. Bei Aufschlag Gasquets schmeißt Sascha nach einem leichten Fehler frustriert seinen Schläger auf den Rasen des Stadions – und breakte anschließend den 31-jährigen Franzosen mit direkten Gewinnschlägen. Typisch für den langen Schlacks aus Hamburg! Mit zwei Assen nacheinander baute er den Vorsprung auf 4:2 aus. Zverev ließ nichts mehr bei eigenem Service anbrennen, entschied den 2.Satz 6:4 für sich.
Nach einer Stunde und 10 Minuten Spielzeit hatte der 20-jährige Hamburger acht Asse geschlagen – Gasquet zwei.
Im entscheidenden Durchgang setzten sich die beiden Kontrahenten in einem dramatischen Kampf auf Augenhöhe bis zum 3:3 in ihren Servicegames durch. Mit einem Vorhandwinner nahm der Hamburger dem Franzosen das Aufschlagspiel ab, ging 4:3 unter dem tosenden Jubel des begeisterten Publikums in Führung. Dank seiner außergewöhnlichen mentalen Stärke zwang Sascha Zverev seinen Gegner in den folgenden zwei Spielen in die Knie und zog mit 6:3 im 3.Satz in das Finale der Gerry Weber Open 2017 ein.
Das Traumfinale ist perfekt.
In Santa Ponsa bei den „ Mallorca Open“ ging Julia Görges (WTA 54) im Semifinale gegen das 18-jährige Supertalent Catherine Bellis aus den USA an den Start. Jule kämpfte lange, um ihr erstes Aufschlagspiel zu gewinnen, konnte anschließend das US-Girl gleich breaken. Der Amerikanerin gelang ein Rebreak, aber sie hatte im weiteren Verlauf auf dem schnellen Rasen Probleme mit den harten Aufschlägen und schnellen Grundschlägen ihrer Gegnerin. Die 28-jährige Deutsche gewann den 1.Satz überlegen 6:1.
Auch im nächsten Durchgang dominierte Julia Görges. Sie ging schnell 4:1 in Führung, verlor kein Spiel mehr, gewann den 2.Satz wieder deutlich 6:1 und zog – mit weniger Widerstand als erwartet – in das Finale der Mallorca Open ein.
Julia Görges hat sich in ihrem Trainingsdomizil Regensburg gut auf die Rasensaison vorbereitet und von der Grippe erholt, die noch in Paris zum frühen Ausscheiden bei den French Open führte.
Im Endspiel wird sie am Sonntag auf die Gewinnerin der Partie Sevastova gegen Garcia treffen.