In Südamerika und Südeuropa wird „gepadelt“, dass die Glaswände zittern. In der Schweiz und in England, bekannt für die konservativ-zurückhaltende Art ihrer Bürger, breitet sich die Tennis-Variante auch wie ein Lauffeuer aus. In Schweden bauen jetzt sogar einige Golf-Clubs Padel-Courts, um ihren Mitgliedern etwas Besonderes zu bieten und sie „bei der Stange zu halten“.
In Deutschland flackert hier und dort einmal ein kleines Padel-Flämmchen auf. Werden hier die Zeichen der Zeit nicht erkannt? Oder ist das die Ruhe vor dem Sturm?
Diese Frage haben wir mit Fachleuten diskutiert: mit Alexander Kux, der ehemals dabei geholfen hat, dass Tennis Point sich auf dem Tennismarkt durchgesetzt hat und jetzt von Tretorn aus Schweden den Auftrag bekommen hat, dafür zu sorgen, dass diese Mischung aus Tennis und Squash sich endlich auch in der Bundesrepublik durchsetzt. Mit Tim Neidhart, der die PadelPals gegründet hat und dessen Community organisch wächst. Mit den Experten der großen Tennisschlägerfirmen, die längst Padel-Schläger in ihrem Angebot haben und nicht zuletzt mit Harald Clausen, einem Unternehmer, der früher erfolgreich Squash-Courts baute und sich jetzt mit viel Elan und vielen Ideen in dem Padel-Projekt engagiert.
Alle Gesprächspartner waren fasziniert von diesem internationalen Trendsport, sehen große Möglichkeiten auf dem deutschen Markt und wundern sich alle, warum die Entwicklung in der Bundesrepublik gegenüber den anderen Nationen so „nachhinkt“.
Aufgrund dieser „Informationen aus erster Hand“ haben wir uns eigene Gedanken zu diesem Thema gemacht. Auch wir werden keine endgültigen Antworten liefern können, aber wir glauben, einige Strukturen gefunden zu haben, die dem Siegeszug des „Padel-Tennis“ auf unserem heimatlichen Boden noch entgegenstehen.
Beginnen wir auf der Organisationsebene: gegenwärtig gibt es zwei Nationalverbände, die sich und damit ihrer Sportart – nach Aussage der Fachleute – gegenseitig eher im Wege stehen. Ihre Arbeit ist mehr durch selbstsüchtige Konkurrenz als durch konstruktive Zusammenarbeit gekennzeichnet. Wenn sich diese Art der Kommunikation nicht bald ändert, wird der „Sport der Zukunft“ in Deutschland wohl auf der Strecke bleiben.
„Das ist noch viel zu dilettantisch!“, lautete der treffende Kommentar eines unserer Gesprächspartner.
Nachteilig ist in unserem Heimatland, das bisher Testimonials, also in der Öffentlichkeit bekannte und geachtete Vorbilder, noch nicht in Verbindung mit Padel-Tennis in Erscheinung getreten sind. Wenn der spanische Nationalheld Manuel Santana, der vor vielen Jahren die Weltrangliste im Tennis anführte, sich mit dem Trendsport identifizierte und gleich eine Turnierserie an der Costa del Sol initiierte, dann ist dieses persönliche Engagement Manolos für alle sportbegeisterten Spanier ein Zeichen, dass an diesem Spiel „etwas dran ist“. Unser Boris spielt gegenwärtig auf einer anderen Klaviatur – wenn man ihn aktuell im TV sieht, könnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass ihm ein paar Runden schweißtreibendes Padel-Tennis gut zu Gesicht stehen würden. Steffi Graf ist fast nur in Florida und kümmert sich um Andre, die Kinder und ihre Stiftung. Michael Stich hat so viel mit dem DTB herum zu „daddeln“, dass er kaum Zeit finden wird, zu „paddeln“. (Außerdem ist noch gar keine Padel-Anlage im Großraum Hamburg in Betrieb.)
Zusammenfassung dieses Aspekts: in Deutschland fehlen die Sporthelden, die Zeugnis ablegen können für die Faszination des Spiels zwischen den Glaswänden.
Kommen wir zur dritten Problematik: Gegenwärtig gibt es zwei Richtungen, in denen sich das Padel-Tennis präsentiert: einerseits wird Padel im Ausland auf Anlagen gespielt, die über Wellnessangebote jeglicher Art verfügen. Dort fühlen sich die Youngster, die Ladies und Gentlemen (Caballeros) wohl und auch ein wenig als „etwas Besonderes.“ – ohne das zu deutlich zur Schau zu stellen. Da spielt man ein Doppel auf dem Padel-Court bis es zu anstrengend wird, unterbricht kurz das Spiel, setzt sich auf die nahen Barsessel, trinkt seinen Erfrischungscocktail, plaudert und lacht über die ungewöhnlichen Spielsituationen und kehrt dann auf das Spielfeld frohgemut zurück, um weiter zu paddeln. Manchmal findet sich eine Gruppe von acht Personen zusammen, spielt abwechselnd ein Doppel auf einem Court, während die anderen zuschauen (nicht ohne Erfrischungsgetränke und Snacks) und genießt den Sport und die Entspannung. Savoir vivre.
Dann gibt es auch die alternative Szene: ohne einengende Formen trifft man sich zum Paddeln, hat Spaß an der Bewegung und der Kommunikation mit Gleichgesinnten, legt keinen Wert auf großen Komfort, wenn nur die Zwanglosigkeit und Freiheitssehnsucht erhalten bleibt. Da wird nach dem Spiel kein Cocktail von der Bar geholt, sondern man greift in den Kühlschrank im Bürocontainer und zieht sich ein Bier heraus. Da ist sich auch keiner zu schade, das Dixi-Klo zu nutzen, wenn es nötig ist. Das Alter dieser „Padel-Piraten“ ist hier im Durchschnitt zwischen zwanzig und vierzig Jahren. Diese Padel-Szene hat auch ihren Charme.
Die Frage ist, ob diese beiden Richtungen zu vereinigen sind oder ob sie in Zukunft parallel zueinander ablaufen. Bisher agieren diese fast gegensätzlichen Neigungen auf deutschem Padel-Boden noch getrennt voneinander. Zu weit voneinander entfernt, um jemals zusammen zu kommen?
Mit dieser offenen Frage, beenden wir unseren Text vorerst einmal und empfehlen euch die anschließenden Bilder, die viel deutlicher die Faszination des Padel-Tennis demonstrieren können: