Das Finale der German Tennis Championships 2017 am Hamburger Rothenbaum ist wieder ein Beispiel dafür, dass Nuancen und bestimmte Konstellationen im Wettkampftennis überraschende Ergebnisse hervorbringen können.
Der Finalist Leonardo Mayer hatte 2014 das Turnier in Hamburg gewonnen, war in den letzten beiden Jahren auf Rang 138 in der Weltrangliste abgerutscht. In diesem Jahr musste er deshalb in die Qualifikation, unterlag dort dem 16-jährigen Rudolf Mollecker, der mehr als 800 Plätze hinter ihm in der Weltrangliste stand. Da ein Topspieler in letzter Minute seine Teilnahme absagen musste, kam der Argentinier als Lucky Looser in das Hauptfeld. In seinem Auftaktmatch griff er die Gelegenheit bei dem Schopf und besiegte den an Nr.1-gesetzten Spanier Ramos-Vinolas. Dieser Sieg gab ihm neues Selbstvertrauen und Leonardo Mayer startete eine Siegesserie, die ihn bis in das Finale des mit 1,6 Millionen € dotierten ATP-Turniers trug.
Übrigens: Der junge Deutsche, der ihn sensationell in der Qualifikation besiegt hatte, schied in der ersten Runde der German Tennis Championships aus.
Der Finalgegner und Namensvetter des Südamerikaners, der 33-jährige Florian Mayer (ATP 101), hatte im vergangenen Jahr nach einer unglücklichen Niederlage im Davis Cup erklärt, dass er in Zukunft bei dem Teamwettbewerb nicht mehr zur Verfügung stehen möchte und seinen Rücktritt erklärt. Mit seiner Finalteilnahme hat er jetzt den größten Erfolg bei dem Turnier am Rothenbaum in seiner langen Profikarriere erzielt.
Diese ungewöhnlich ausführliche Einleitung hat einen Grund: Sie soll jungen und älteren Tennisspielern – aber besonders den Tenniseltern – einen Hinweis liefern, dass man isolierte Ergebnisse nicht überbewerten sollte. Es ist vernünftiger, die komplexen Zusammenhänge genauer und sachlich zu analysieren, um richtige Schlüsse für Weiterentwicklungen zu ziehen.
Vom ersten Ball des Finales an war der 30-jährige Argentinier gewillt, seine Glücksträhne in Hamburg fortzusetzen. Er ging hochmotiviert und entschlossen in die Partie. Der Bayreuther hatte Probleme mit seinem ersten Service. Er verlor zwei Aufschlagspiele und den 1.Satz 4:6. Im nächsten Durchgang wehrte Flo alias „Clever & Smart“ bis zum Stand von 3:3 sechs Breakbälle erfolgreich ab. Das Publikum feierte diese Leistungen wie einen Wimbledonsieg des Franken. Es geriet außer Rand und Band, als der Bayreuther seinen Kontrahenten zur 5:4-Führung breakte. Der Center Court wurde zum Hexenkessel, als er bei eigenem Aufschlag mit Stopps und anderen Variationen punktete und den 2.Satz mit einem Ass unter Dach und Fach brachte.
Der so bieder wirkende Florian Mayer begeisterte mit seinem unorthodoxen Spielstil auch im entscheidenden Durchgang die Hamburger Zuschauer.Bis zum Stand von 3:3 war die Partie offen. Dann gewann Leonardo Mayer mit seinen druckvollen Offensivschlägen 3 Spiele in Folge, den 3.Satz 6:3 und holte sich zum zweiten Mal den Titel am Rothenbaum.
Im Schweizer Alpenkurort Gstaad stoppte Fabio Fognini (ATP 42) im Finale der „Swiss Open“ die sensationelle Siegesserie von Yannick Hanfmann (ATP 170). Der 25-jährige Karlsruher unterlag dem 30-jährigen Italiener nach bravourösem Kampf mit 4:6, 5:7.
So what. Yannick wird einen riesigen Sprung voran in der Weltrangliste machen.