Am Mittwoch traten unsere vier in der Weltrangliste am höchsten platzierten Tennisprofis zu ihren Matches bei den „Western & Southern Open“ in Cincinnati an.
Dem Auftritt von Angelique Kerber (WTA 3) gegen Ekaterina Makarova (WTA 39) sah man mit sehr vorsichtiger Zuversicht entgegen. Das hatte weniger mit der brütenden Hitze in Cincinnati am Mittwoch zu tun, sondern mit den Ergebnissen der ehemaligen Weltranglistenersten im Jahr 2017. Im direkten Vergleich auf der WTA-Tour hatte die Deutsche 7 Siege zu verzeichnen, denen 5 Niederlagen gegenüber standen. Das letzte Match allerdings hatte die Russin in der ersten Runde der French Open klar mit 6:2, 6:2 gewonnen.
Angie startete vorsichtig in das Duell der Linkshänderinnen. Sie strahlte wenig Selbstbewusstsein aus, geriet früh in Rückstand. Bei 2:5 wurde die Kielerin stärker, gewann zwei Spiele in Folge. Bei 4:5 und Aufschlag Makarovas vergab sie einen Breakball und musste den 4:6-Verlust des 1.Satzes hinnehmen.
Was zu denken gab: Makarova spielte bis dahin absolut kein Weltklassetennis…
Beim ersten Ball im nächsten Durchgang servierte die Kielerin ein Ass. Sie spielte anschließend selbstsicherer, ging 3:0 in Führung. Ihr unterliefen jetzt weniger „unforced errors“ und sie gewann den 2.Satz deutlich mit 6:1.
Gleich im ersten Spiel des entscheidenden Durchgangs nahm Angie der Russin das Aufschlagspiel ab, baute den Vorsprung bei eigenem Service auf 2:0 aus. Unverständlicher Weise agierte sie dann wieder zu angespannt, verlor fünf Spiele in Folge. Sie verkürzte mit einem Ass auf 3:5. Im nächsten Spiel vergab sie zwei Breakbälle, wehrte zwei Matchbälle ab, verwandelte den dritten Breakball zum 4:5. In der Partie wurde inzwischen längst absolutes Weltklasseniveau präsentiert. Makarova rief beim Seitenwechsel ihren Coach zur Bank, nahm anschließend ein medical timeout. Angie glich auf 5:5 aus, Makarova ging 6:5 in Führung. Die Deutsche lief um ihr Leben, erreichte den Tiebreak. In der Satzentscheidung ging Kerber 3:0 gegen eine vollkommen erschöpft wirkende Makarova in Führung. Die Russin riskierte jetzt alles, schaffte die Wende.Bei 6:5 hatte sie einen Matchball. Nach einem unendlich langen Ballwechsel, bei dem die Deutsche „ackerte, kratzte und, biss“, wehrte sie den nächsten Matchball ab. Die 29-Jährige aus Moskau legte sich niedergeschlagen auf den Hartplatz. Sie rafft sich aber wieder auf und suchte mit enorm druckvollen Schlägen die Entscheidung, ging sogar 5:4 in Führung. Die beiden Kontrahentinnen liefern sich einen erbitterten Kampf Bei 10:9-Führung der Russin vergibt sie – nach dem nächsten wahnwitzig langen Ballwechsel – den gefühlt zehnten Matchball. Bei 11:10- Führung Makarovas verschlägt Angelique Kerber in der Defensive eine Vorhand und unterliegt Ekaterina Makarova nach einem denkwürdigen Tenniskrimi 4:6, 6:1, 6(10):7.
Ach, Angie… Der Kampfgeist und die Resilienz waren vorbildlich und erinnerten an vergangene glorreiche Zeiten.
„Ihr fehlte Glück – und es kam Pech dazu“.
Julia Görges (WTA 37) ging in der 2.Runde der WTA-Konkurrenz gegen die 20-jährige Kanadierin Francoise Abanda (133) als klarer Favorit in die Partie. Die 28-Jährige Schleswig-Holsteinerin, die in Regensburg ihr Trainingsdomizil gefunden hat, konnte den 1,Satz mit einigen Mühen und Nöten 6:4 gewinnen. Im nächsten Durchgang verlor sie gleich die ersten Spiele und lag 2:4 zurück. Gegen eine mehr und mehr resignierende Abanda gewann sie die nächsten vier Spiele in Folge, den 2.Satz mit 6:4 und zog in das Achtelfinale in Cincinnati ein.
Mischa Zverev (ATP 26) spielte in seinem Zweitrundenmatch gegen den an 11-gesetzten Spanier Pablo Carreno Busta (ATP 17). Der 29-jährige Hamburger kam schwer in die Partie und lag schnell mit 1:3 zurück. Der Linkshänder schlug auch im weiteren Verlauf nicht konstant gut auf, er verschlug zu viele Volleys und der 26-Jährige aus Barcelona sicherte sich den 1.Satz überlegen mit 6:3.Nach dem Satzverlust ließ sich Mischa lange an der Schulter medizinisch behandeln. Die Behandlung schien erfolgreich gewesen zu sein. Zverev erspielte sich schnell eine 3:1-Führung. Der Spanier gewann aber die nächsten drei Spiele in Folge und übernahm wieder die Führung. Mischa kämpfte sich in den Tiebreak des 2.Satzes, unterlag hier deutlich 2:7 und schied mit 3:6, 6:7 aus.
Sein jüngerer Bruder Alexander (ATP 7) trat am Abend in Cincinnati in seinem Auftaktmatch gegen die US-Hoffnung Frances Tiafoe (ATP 87) an. Im Duell der Youngster trat der 19-jährige US-Boy zu Beginn unbekümmert und offensiv auf, hielt in dem Match – zum deutlich bekundeten Ärger von Sascha – ebenbürtig mit. Bei dem Stand von 4:4 brachte der 20-jährige Hamburger mit Mühen sein Aufschlagspiel durch und breakte Tiafoe anschließend zum 6:4-Gewinn des 1.Satzes. Der Youngster aus Florida ließ nicht nach, breakte Zverev früh und holte sich den 2.Satz unter dem Jubel des Publikums mit 6:3.
Beide gewannen im entscheidenden Durchgang zu Beginn ihre Aufschlagspiele. Dann breakte der US-Boy unser Wunderkind, gab das Heft nicht mehr aus Hand und schaltete Alexander Zverev mit 6:4 im 3.Satz aus.
Das Publikum in Cincinnati „stand Kopf“ – wir schüttelten den Kopf…