Auf unseren Korrespondenten in Belgrad ist Verlass: trotz der Trauer in der serbischen Hauptstadt kommt er seiner Pflicht als Chronist nach und berichtet uns von den entscheidenden Matches am Sonntag:
„Noch ist Serbien nicht verloren. Trotz des 1:2 Rückstandes hofft das ganze Land noch auf den zweiten Davis-Cup-Triumph nach 2010 am heutigen Tag. Sie erwarten vom ihrem Volkshelden Djokovic im ersten Einzel einen Sieg und hoffen darauf, dass der klare Favorit im dann entscheidenden Einzel, der Tscheche Radek Stepanek, unter dem Erfolgsdruck zusammenbrechen wird. Was sie in ihrem Zweckoptimismus gern vergessen, dass ihr zweiter Einzelvertreter, Dusan Lajovic, genauso unter Druck steht und viel weniger Erfahrung mit solchen Situationen hat, als sein tschechischer Konkurrent.“
Der erste Teil ihrer zuversichtlichen Hoffnungen geht voll auf. Ihr Nole wird mit Begeisterung empfangen und wird vom Jubel der Zuschauer zum Sieg getragen. Schon in den ersten Schlägen zeigt Djokovic, dass er alle Energien für dieses Einzel gegen den Spitzenspieler der Tschechen aus sich herausholen wird. Keine Spur von Müdigkeit, die nach Aussagen der selbsternannten Insider, der Grund für den Verzicht auf den Doppeleinsatz am Samstag gewesen ist. Novak gewinnt den ersten Satz mit 6:4, weil er bei wichtigen Punkten oder Spielphasen gegen den bärenstarken Berdych immer noch etwas mehr zuzusetzen hat. Dieses Selbstvertrauen Djokovics macht auch im zweiten Satz den haarscharfen Unterschied aus: 7: 6. Das Publikum in der Belgrad Arena tobt. Der Ausgleich ist nahe. Im dritten Satz lässt der vorher fast ebenbürtige Berdych etwas nach – vielleicht auch, weil er im Hinterkopf weiß, dass er seinem Mannschaftskollegen Stepanek im entscheidenden Einzel mehr vertrauen kann, als Djokovic seinem Teampartner. Unter tosenden Applaus beendet Nole das Match mit 6:2 im dritten Satz. Der serbische Nationalheld ist gegenwärtig eine Klasse für sich im Welttennis.
Vor dem entscheidenden letzten Einzel knistert die Spannung. Die angereisten 1500 tschechischen Fans geben sich zuversichtlich, dass ihre Spieler heute den Titel verteidigen werden. Die Serben haben neue Hoffnung geschöpft. Große Erfahrung trifft auf jungen Mut, ein dramatischer Showdown steht an.
Stepanek übernimmt von Anfang an die Initiative, setzt seinen nervösen Gegner permanent unter Druck. Mit einem frühen Break in Führung, lässt Stepanek im ersten Satz nichts mehr anbrennen. 6:3 für den Tschechen. Im 2. Satz macht Stepanek dort weiter, wo er aufgehört hat und bekommt sofort wieder die Oberhand. Der Routinier, der eine beeindruckende Bilanz im Davis-Cup vorzuweisen hat, spielt mit einer gnadenlosen Abgezocktheit weiter und lässt den jungen Serben im 2. Satz keine Chance. Das Ergebnis: 6:1
Im 3. Durchgang zieht der Tscheche sofort wieder an und erstickt die letzten Hoffnungen der Serben gleich zum Beginn des Satzes. Mit 6:1 im 3. Satz fertigt er den überforderten Lajovic ab und sichert seinem Land, wie im Jahre zuvor, den Titel. Während das tschechische Publikum ausgelassen feiert, bleibt den serbischen Gastgebern lediglich der Trost, sich bis ins Finale gekämpft und dem Gegner bis zum letzten Match Widerstand geleistet zu haben.
Mit dem Davis Cup Finale endet das letzte große Tennisevent in Jahr 2013.
Mit einem verdienten Sieger Tschechien:
„They’ll be dancing on the streets of Prague tonight!”