“Großes Tennis”

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Vergleich mit anderen Sportarten

Wir hatten angekündigt, dass wir in diesem Post das besondere Profil des Tennis, in dem es sich von anderen attraktiven Sportarten in unserer Gesellschaft abgrenzt, diskutieren wollen.

Im letzten Beitrag zum Image des Tennis haben wir die Grundlagen oder Bausteine, die Tennis distinktiv auszeichnen, aufgeführt. Um Tennis wieder „in das rechte Licht“ in der deutschen Öffentlichkeit zu rücken, muss man diese Sportart mit den Konkurrenten auf dem Markt vergleichen und die speziellen Vorzüge des weißen Sports unterscheidend gewichten.

Im engen Rahmen eines Blogposts kann man nicht alle Sportarten gleichwertig zum Vergleich heranziehen. Deshalb fokussieren wir uns in unserem Vergleich auf den größten Konkurrenten auf dem Sportmarkt, dem gegenwärtig übermächtigen Fußballsport und ziehen nur in den Aspekten, in denen Tennis sich besser als Fußball profiliert, Sportarten, die vergleichbare Vorzüge aufweisen, als Alternativen hinzu.

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Beginnen wir den Vergleich mit dem ersten Vorzug des Tennis, den wir in unserer Analyse herausgearbeitet hatten, der individuellen Leistung: Eindeutig geht es im Teamsport Fußball auch um individuelle Leistungen. Im Tennis stellt man seine Fähigkeiten aber immer als Einzelner zur Schau. Der Fußballer kann sich in bestimmten Phasen zurück halten, einen hohen Vorsprung „verwalten“ oder sich sogar für kurze Zeit auf dem Feld „verstecken“, wenn er neue Energien braucht. Die Anforderung an den Tennisakteur ist – auch aufgrund der Zählweise, dass nur der gewonnen hat, der den letzten Punkt siegreich beendet hat –  dauerhaft und kontinuierlich. Er kann es sich nicht leisten, unkonzentriert zu agieren, weil jeder ankommende Ball fokussiert wahrgenommen werden muss, um richtig beantwortet werden zu können. Es gibt Professoren an den Universitäten, die behaupten, dass erfahrene Tennis- Wettkampfspieler in Prüfungssituationen einen Vorteil haben, weil sie in ihrem Sport  täglich lernen, ihre individuellen Leistungen zu überprüfen und zu messen und weil sie hohe Konzentrationsleistungen trainiert haben. Wer seine Kinder präventiv vor den bekannten Examensängsten schützen will, sollte sie Tennis spielen lassen.

Fußball und Tennis haben beide ideale Möglichkeiten, partnerschaftliche Kommunikation einzuüben – obwohl die Kommunikationsziele und -stile sich unterscheiden: Die Kommunikation im Fußball ordnet sich allein dem Ziel, gewinnen zu wollen, unter. Das gesellige Miteinander-Schlagen im Partnersport Tennis ist entspannter, gibt Raum für Rücksicht, Selbstironie, Humor und für gegenseitige Ratschläge – auch weil Pausen von vornherein bei dem gemeinsamen Schlagen als fester Bestandteil vorgesehen sind. Es wird mit weniger Erfolgsdruck in geselligerer Atmosphäre gespielt. Wenn wir diese geselligen, entspannten und harmonischen Aspekte positiv gegenüber dem Fußball hervorheben, so sollte man gleichzeitig auf die Sportart Tanzen verweisen, in der diese Merkmale vielleicht noch intensiver gefördert werden. Golf weist wohl auf den ersten Blick ähnliche Vorzüge auf. Da kann man nach jedem Schlag lange quasseln – und zwar umso länger, je schlechter der Golfball geschlagen wurde. Ambitionierte Leistungsgolfer schätzen diese Verzögerung von sportlichen Aktivitäten nicht unbedingt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Struktur verabreden sich postmoderne Geschäftsleute mit ihren Businesspartnern gern zum Golf. Aber ist es gesund, den Arbeitsstress auch noch in die Freizeit hineinzuziehen?

Tennis wie Fußball fördern die Entwicklung psychischer Fähigkeiten – mit einem Unterschied: im Tennis sind die Herausforderungen größer, weil der Sportler zu jedem Zeitpunkt allein – in voller eigener Verantwortung – reagiert und darüber hinaus unaufhörlich im Blickpunkt der Betrachter steht. (Wenn keine Zuschauer anwesend sind, wird das Ich zum Betrachter. Tennisspieler kennen dieses Problem…). Diese hohen psychischen An- und Herausforderungen stellen sonst nur Sportarten wie Golf, Tischtennis oder Badminton – wenn wir von den „Abenteuer-Sportarten“ und Skifliegen absehen, bei denen es sogar um Leben und Tod gehen kann. Die Entwicklung psychischer Fähigkeiten im Tennis ist aber gesellschaftlich relevant, weil die psychischen Stärken den Unterschied bei Höchstleistungen ausmachen – das wissen die Personalabteilungen großer Unternehmen längst. Auch bei allen Leistungstests spielen diese psychischen Faktoren eine entscheidende Rolle für den Erfolg.

Bei den pädagogischen Intentionen unterscheidet sich Tennis kaum vom Fußball oder anderen Sportarten. Sport allgemein ist ein ideales Feld zum Lernen.

Bei der Förderung des Spieltriebs könnte graduell das Fußballspiel mehr Möglichkeiten haben – u.a. auch deshalb, weil das Spielobjekt, der Ball, vom Spieler länger im eigenen Besitz behalten werden kann. Auch weil es mehr Gegner gibt, die um- oder überspielt werden können. Tennis braucht sich sonst keinesfalls in diesem Aspekt gegenüber anderen Sportarten verstecken – es bietet aufgrund der dauernd wechselnden Spielsituationen unendliche Möglichkeiten für erfolgreiche, gewagte, strategische Aktionen. Und auch für unsachgemäße, etwas „verdaddelte“ Kunstschläge. Auch diese bringen dem ausführenden Spieler Spaß und bei verschlagenen Punkten umso mehr den Gegnern. Nur dem Doppelpartner wird der Spaß verdorben – aber dessen Frust trägt immerhin zur Emotionalisierung des Geschehens bei. Der Golfsport, der eine Zeitlang viele Tennisspieler wegzog, ist unter dem Spiel-Aspekt keine Konkurrenz für den weißen Sport: die Zahl der Lösungsmöglichkeiten bei situativen Anforderungen ist weit eingeschränkter – da fühlt sich der wahre Spieler unterfordert.

Apropos Spieltrieb: der historische Ursprung des Tennis, das Jeu de Paume, verdankte seinen Erfolgszug(und die Zählweise!) in den reichen Adelskreisen hauptsächlich der Tatsache, dass auf jeden Punkt Geld gewettet wurde! (15 Centimes, 30 Centimes, 40 Centimes). Tennis ist also eigentlich der ursprüngliche (Wett-Kampf-) Sport für Zocker und, Gambler. (Wem dieses Profil nicht gefällt, der soll dieses historische Zeug vergessen.)

Im Lifetime-Aspekt hat Tennis gegenüber Fußball einen Vorteil. Im hohen Alter setzt man seinen verletzlicheren Körper ungern einer Blutgrätsche aus. Zum Glück ist auch der aggressivste Gegner immer durch ein Netz von deinem Aktionsraum getrennt. Sicherlich ist in diesem Lebenszeit-Aspekt Golf der größte Konkurrent – vielleicht auch der Jagdsport. Aber das ist eher Mord als Sport, oder?

Bevor wir das Fazit ziehen, verlangt es die Fairness, die besonderen Vorzüge des Fußballs als Volksport Nr.1 zu erwähnen: Fußball fördert den Teamgeist und den Ball treten kann jeder Anfänger – die Tennistechnik ist da schon schwieriger zu erlernen. Aber ist das nicht auch eher ein Vorteil? Ist die größere Herausforderung nicht auch eine Motivation für Menschen, die Besonderes von sich erwarten? Damit sind wir bei dem Merkmal angekommen, das wir in unserer Argumentation bisher wohlweislich unterschlagen hatten: dem elitären Charakter des Tennis. Elitär hat heutzutage zumindest eine ambivalente Qualität, aber unabhängig von jeder Wertung hat Tennis – historisch betrachtet – eindeutig eine elitäre Tradition. Geiz ist geil? Nein, ein guter Geschmack ist eben teuer. J Die Golf- und Polospieler werden uns zustimmen. Und guter Geschmack ist eindeutig ein distinktives Merkmal auch – und gerade – in der modernen Gesellschaft.

Fassen wir zusammen: Tennis ist eine hochattraktive Sportart und bietet ein großes Feld, um einen individuellen Lebensstil darzustellen. Viele Kapazitäten liegen gegenwärtig noch brach oder wurden bisher in ihrer Gesamtheit nur nicht deutlich genug der Öffentlichkeit präsentiert.

Lasst uns diese Juwelen aufsammeln und mit gelungenen Imageaktionen unter das Volk streuen!

Um die Attraktivität des Tennisspiels zu verdeutlichen, haben wir euch noch einen Clip mit überragenden Ballwechseln herausgesucht:

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