Jetzt kommt zum Spaß am Bloggen noch die Freude dazu: das anspruchsvolle Thema „Image des Tennis“ hat für ungewöhnlich hohe Besucherzahlen gesorgt und dann erhalten wir einen Kommentar, der die Thematik nicht nur aufnimmt, sondern neue interessante Aspekte in die Diskussion einführt.
W. Mende zitiert einen Hamburger Uni-Direktor, der in „ungewöhnlich scharfer Form“ die „Eltern der Mittel- oder Oberschicht, die ihre Kinder nachmittags Tennis spielen lassen wollen“, kritisiert. Diese Äußerung ist repräsentativ für eine Einstellung, die noch typisch für das Image des Tennis in der heutigen deutschen Gesellschaft ist.
Er bestätigt das alte Vorurteil, dass Tennis immer noch elitär ist. Darüber hinaus gehört dieser Professor zu einem bestimmten Teil von Kritikern, die mit der Eigenschaft elitär von vornherein eine unsoziale Haltung verbinden. Für die Vertreter dieser Auffassung ist die Zeit stehen geblieben: sie ordnen fälschlicher Weise Tennis der sogenannten Mittel- und Oberschicht unserer Gesellschaft als Statussymbol zu. Es spielen zum Glück immer noch viele Familien aus der Mittel- und Oberschicht Tennis. Aber Golf- oder noch mehr Polo – sind aktuell eher das Sammelbecken für Bürger, die sich unbedingt mit einer Sportart von anderen Schichten abgrenzen wollen. Wenn der Präsident der Uni die aktuellen soziologischen Studien zum Sport in Bezug auf gesellschaftliche Schichten gelesen hätte, wäre diese undifferenzierte Pauschalisierung zu vermeiden gewesen.
Lassen wir die soziologischen Fakten sprechen: bei den Jugendlichen wird Tennis zwar als teuer, aber nicht unbedingt als elitär angesehen. In anderen Untersuchungen wird ausgesagt, dass die Menschen, die Tennis spielen, generell über eine höhere Bildung verfügen. Wenn diese Annahme ein Hinweis auf eine Elite ist, dann braucht sich Tennis nicht zu schämen. Ist eine Kommunikation, die auf informationsreichen Niveau stattfindet, nicht allemal vielsprechender und ergiebiger als eine Unterhaltung auf SMS-Niveau, in der es eher die Ausnahme ist, dass sozial wichtige Informationen ausgetauscht werden?
Die heutige Gesellschaft ist nicht mehr in Klassen oder streng voneinander getrennte Schichten einzuteilen – diese Barrieren und Abgrenzungen sind von gestern. Heutzutage unterscheiden sich die Mitglieder einer Gesellschaft in ihren jeweiligen Lebensstilen. Da spielt der Professor auch gern Tennis mit dem Migranten, wenn der die Bälle so schlagen kann, dass ein sinnvolles Spiel entsteht und der Professor in seinem favorisierten Sport Freude daran hat, mit einem Könner spielen zu können. Da spielt die Tochter des Bankdirektors mit der Tochter des Kellners im örtlichen italienischen Restaurant, weil sie gemeinsam Spaß am bunten weißen Sport haben und weil sie auf einem homogenen Leistungsniveau spielen, das es beiden ermöglicht, sich weiter zu verbessern. Da spielt der langhaarige Heavy-Metal-Musiker mit der zierlichen Ballerina, weil sie sich bewegen wollen und weil Tennis auch eine harmonische und rhythmische Sportart sein kann.
Die starre klassenkämpferische soziologische Haltung ist Schnee von gestern. Das sollten auch die Tennisspieler begreifen und dementsprechend umdenken. Im Tennis ist Platz für Alle! Für alle privaten Vorlieben, für alle noch so verschiedenen Lebensstile! Das ist gerade die Faszination unseres bunten weißen Sports – und das wurde hoffentlich in unseren letzten Beiträgen deutlich. Im Tennisverein oder in einer Tennisschule besteht so viel soziale Freiheit, dass ein jeder sich seine Partner nach seinen persönlichen Interessen aussuchen kann! Dann spielt man mit „Seinesgleichen“ und fühlt sich umso wohler.
Auf dieser Voraussetzung sollten die zukünftigen Imagekampagnen aufbauen. Tennis trennt nicht – Tennis verbindet!
P.S.
Im Kommentar von Werner Mende klingt noch eine andere Problematik des Tennis an, die nicht direkt mit dem Image-Thema verbunden ist: die neue Schulreform gibt den Kindern und Jugendlichen kaum noch Zeit, wochentags Tennis zu spielen! Das ist ein Problem für die Mitgliederentwicklung im Tennisverein.
Wir gehören zu den generellen Kritikern dieser Schulreform, weil sie den Kindern kaum noch Gelegenheiten gibt, frei und ungezwungen zu spielen, gemeinsam herum zu toben. Für uns gehört diese spielerische Freiheit zu den natürlichen Rechten von Kindern und Jugendlichen. Muss man die Zwänge und den Zeitstress der modernen Arbeitswelt den jungen Generationen wirklich so früh zumuten?
Als Beispiel, dass auch – oder gerade – Künstler vom Tennis fasziniert sind, zeigen wir euch den Schlussteil des Filmklassikers “Blow Up” von M. Antonioni – die berühmte Tennispantomime.