Dem Image des deutschen Tennis wurde zum Jahresende noch einmal auf die Sprünge geholfen: Bei der Wahl der Sportler des Jahres 2013 in Baden-Baden landete Sabine Lisicki hinter der Speerwurf-Weltmeisterin Obergföll und vor der Skiweltmeisterin Maria Höfl-Riesch bei den Frauen auf Rang zwei. Damit stellten die Sportjournalisten unsere Sabine auf die gleiche Stufe wie Sebastian Vettel, der bei den Männern hinter dem Diskuswerfer Harting und vor dem Stabhochsprung- Weltmeister Holzdeppe ebenfalls auf den zweiten Platz gewählt wurde.
Diese Anerkennung der Leistungen Lisickis in Wimbledon ist ein Zeichen dafür, dass das deutsche Tennis in den Medien doch noch eine bedeutungsvolle Rolle spielt. Viele Welt- und Europameister anderer olympischen Disziplinen rangierten hinter der Wimbledon-Finalistin, die gegenwärtig auf Rang 15 der WTA-Weltrangliste geführt wird. Wenn man bedenkt, dass Angelique Kerber auf Position 9 der aktuellen Damen-Weltrangliste rangiert, dann wird deutlich, dass nicht allein die sportliche Leistung Sabines zur Ehrung beigetragen hat. Sicherlich war ihr – auch international anerkanntes – sympathisches Auftreten auf dem heiligen Rasen des Tennismekkas von Bedeutung. Darüber hinaus bringt sie ein wenig Glamour in den deutschen Frauensport. Sabine weiß, wie sie sich den Medien präsentieren muss. Ihre Affäre mit Oliver Pocher trägt wohl auch dazu bei, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Bei diesem Geschehen wollen wir nicht verhehlen, dass es uns lieber wäre, wenn Sabine sich weiterhin auf ihre sportliche Karriere und die Leistungen im Tennis konzentrieren würde. Anderseits sorgt ihre Beziehung zu dem Komiker für eine höhere Aufmerksamkeit des Tennis in den einschlägigen Medien, die gerade vom Nachwuchs rezipiert werden. Wir hoffen, die Berlinerin findet das richtige Maß zwischen öffentlichem Blitzlichtgewitter und der engagierten und professionellen Ausübung ihres Sports. Ihr Management wäre gut beraten, sie bei diesem Spagat gewissenhaft zu unterstützen. Grundsätzlich bringt das öffentliche Interesse an Sabine Lisicki Farbe in die Berichterstattung und verleiht dem Tennis einen Imagegewinn.
Zu diesem Thema passt dann auch die Meldung, dass Boris Becker im nächsten Jahr von Nole Djokovic bei großen Turnieren als Berater verpflichtet worden ist. Wie bei allen Nachrichten über Boris in letzter Zeit, wird auch diese Kooperation von der Presse noch mit Skepsis aufgenommen. Da spielen wir nicht mit – wir sehen das pragmatischer: Diese neue Aufgabe wird der Fitness von Boris dienen und wir werten das Angebot des serbischen Tennis-Superstars als einen weiteren Ausdruck davon, dass deutsche Turniererfahrung und Leimener Wettkampfpsychologie auch gegenwärtig immer noch gut genug für die aktuelle Weltspitze ist.
Wird der DTB von diesen Ereignissen profitieren? Dazu müsste sich die Führungspersonen mit den mächtigen Landesfürsten zusammensetzen und gemeinsam ein PR- Konzept erarbeiten, das nicht mehr abhängig von eher zufälligen individuellen Topleistungen der Spieler/innen ist. Schon allein dieser erste Schritt, dieser Entschluss zusammen zu arbeiten, hätte einen Neuigkeitswert. Bisher war die Arbeit des DTB eher dadurch charakterisiert, dass Kontroversen unprofessionell in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden.
Auf unserem Wunschzettel für Weihnachten steht dieser Traum von einer harmonischen und zukunftsweisenden Arbeit an erster Stelle!