Es spitzt sich zu in Paris bei den French Open. Am Dienstag standen die ersten Viertelfinalspiele der Damen und Herren auf dem Programm. Bei dem Eröffnungsmatch auf dem Court Philippe Chartrier trat die 20-jährige Garbine Muzuruga zu einer mit Spannung erwarteten Partie gegen die routinierte Turnierfavoritin Maria Sharapova an.
Vor ihrem Match gegen die junge spanische Herausforderin sprach die aparte russische Tennisdiva markante Worte: “Ich bin ein Wettkämpfer. Vom ersten Tag an, war ich nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Das hier ist ein Schlachtfeld für mich und ich will siegen. Ich versuche, mit allen Mühen und mit allen Mitteln, die Aufgabe zu bewältigen. Manchmal ist das nicht sehr schön, aber wenn ich am Ende des Tages meinen Job gemacht habe, bin ich glücklich.“
Der spanische Shooting-Star ließ sich von diesen Sätzen nicht einschüchtern. Vom ersten Ballwechsel an legte sie los wie die Feuerwehr, knallt Maria die Returns um die Ohren. Die Russin ist beeindruckt, serviert Doppelfehler. Nach 15 Minuten Spielzeit führt Muzuruga 4:0. Als das Trommelfeuer der Baskin erste Fehlzündungen hat, kommt Sharapova besser in das Match. Sie gewinnt aber nur ein Spiel und muss den Satz 1:6 abgeben. Im zweiten Durchgang bekommt die junge Spanierin plötzlich Probleme mit ihrem Service und verliert dadurch die Dominanz. Die Russin erringt eine 3:1-Führung, Muzuraga schlägt zurück, gleicht aus. Eine Kampf auf Biegen und Brechen entwickelt sich. Maria breakt ihre Kontrahentin bei 5:5. Im nächsten Spiel vergibt sie zwei Satzbälle in Folge, verwandelt den dritten und gleicht mit dem 7:5-Satzgewinn aus. Die 20- jährige Südeuropäerin gibt nicht auf. Sie nutzt aber ihre Situationsvorteile und die zahlreichen Spielbälle nicht. Sharapova sammelt nach dem 1:1 Punkt für Punkt, Spiel für Spiel, und triumphiert am Ende mit 6:1. Wettkamphärte und Erfahrung haben sich gegen jugendliche Unbekümmertheit durchgesetzt.
Zeitgleich spielte die zweite Spanierin Carla Suarez Navarro auf dem Court Suzanne Lenglen gegen das kanadische „Wunderkind“ Eugenie Bouchard. Der 20-jährige kanadische Medienstar macht vom ersten Ball an enormen Druck, produziert aber noch zu viele Fehler. Suarez-Navarro verteilt die Bälle über den Platz, zwingt ihre Gegnerin zu langen Laufwegen. Das Rezept geht auf: Die 26-jährige Sandplatzexpertin von den kanarischen Inseln geht 5:2 in Führung. Bouchard rückt noch näher an die Linie, nimmt Tempo auf, gewinnt Spiel für Spiel und geht 6:5 in Führung. Suarez-Navarro ist im nächsten Game erfolgreich, muss sich aber der kanadischen Power im Tiebreak dann wieder geschlagen geben: Bouchards Power führt zum 7:6-Satzgewinn. Carla setzt weiter dagegen. Bouchard wird wieder zu mehr Fehlern gezwungen. Mit 6:2 gewinnt Suarez-Navarro den zweiten Satz. Im entscheidenden Durchgang unterlaufen der Kanadierin weitere „unforced errors“. Die Spanierin geht 4:1 in Führung. Dann gelingen Eugenie wieder atemberaubende Shots. Sie gleicht auf 4:4 aus. Das Spielgeschehen wogt hin und her. Dann gelingt dem „Wondergirl“ aus Montreal bei 5:5 ein Break. Bei ihrem Aufschlagspiel serviert sie beim 1.Matchpoint einen Doppelfehler. Verknallt bald darauf den zweiten Matchball. Den dritten Siegball verschlägt Suarez-Navarro. Eugenie Bouchard ist im Halbfinale der French Open und trifft dort auf Maria Sharapova! Jugendliche Power und unbekümmerte Entschlossenheit haben sich in dieser Auseinandersetzung gegen Taktik und Routine durchgesetzt.
Bei den Herren ging mit Milos Raonic (Nr. 8 der Setzliste) auf dem Court Philippe Chartrier die zweite kanadische Halbfinal – Hoffnung in das Match. Sein Gegner Nole Djokovic – auch heute wieder von dem Tandem Becker/Vajda unterstützt – hat sich bisher in herausragender Form präsentiert. Das bekam der Aufschlagriese mit montenegrinischer Herkunft im ersten Satz zu spüren. Ein Break reichte dem Serben, um mit 7:5 den ersten Satz zu gewinnen. Im anschließenden Durchgang genügten dem Verteidigungskünstler aus Belgrad zwei Minibreaks im Tiebreak, um dem Ansturm des 1.96 Meter langen Hünen aus Nordamerika abzuwehren. Im dritten Durchgang verschaffte sich „Djoker“ gleich etwas mehr Ruhe, als er gleich im ersten Spiel seinen Konkurrenten breakte. Vergeblich wartete Raonic auf den obligatorischen kurzen Durchhänger des Serben. Ohne Kompromisse agierte Djokovic bis zur 5:2-Führung. Dann verlor er zwei Spiele in Folge. Beim nächsten Servicegame war er wieder fokussiert, gewann auch den dritten Satz mit 6: 4 und zog in das Semifinale der French Open ein.
Im zweiten Viertelfinale der Herren überraschte Ernests Gulbis seinen Konkurrenten Thomaz Berdych im ersten Satz. Der Lette gewann souverän mit 6:3. Die Verblüffung setzte sich fort: aggressiv und entschlossen nutzte der an 18-gesetzte Balte auch im weiteren Verlauf jede Gelegenheit und nahm dem tschechischen Favoriten auch den 2.Satz „ruck –zuck“ mit 6:2 ab. Bevor die Nr. 6 der Setzliste zu seinem Spiel fand, musste er seinem Gegner die Hand zur Gratulation reichen: Gulbis ließ sich auch im dritten Satz nicht die Butter vom Brot nehmen. Mit gnadenlosen Aufschlägen, trockenen Killerschlägen und mit viel „Touch“ dominierte er weiter und entschied die Partie mit 6:3 im dritten Satz für sich. Der Lette erreicht zum ersten Mal in seiner Karriere das Halbfinale eines Grand Slams. Wenn er weiter so spielt, wird das nicht sein größter Triumph bleiben.
Die ersten Viertelfinals in Roland Garros zeigten dramatische Kämpfe bei den Damen und unangefochtene Siege bei den Herren. Wenn das morgen auch so in Roland Garros abläuft, wäre das nicht von Nachteil für unsere Andrea Petkovic: beim Kämpfen fühlt sie sich heimisch.