Eigentlich sollte dieser Tennisblog nur bei Grand Slams „day by day“ berichten. Die Gerry Weber Open haben es aber verdient, dass man täglich von diesem vorzüglich organisierten Turnier berichtet.
Die Spiele am Donnerstag waren dann auch in jeder Hinsicht bemerkenswert. Beginnen wir mit dem ersten Phänomen, Lu Yen-Hsun, dem Tiebreakkönig aus Taipeh. Der 30-jährige besiegte den Aufschlagriesen Karlovic mit 7:6 und 7:6 und ist jetzt der zweite Asiate – neben dem Japaner Nishikori – im Viertelfinale. Bisher hat die aktuelle Nr. 50 der Weltrangliste in Halle nur Tiebreaks gespielt – schon in der ersten Runde hatte er sich gegen den Kroaten Pavic mit 7:6, 6:7 und 7:6 durchgesetzt.
Er trifft jetzt auf Gentleman Roger Federer, der bei seinem Auftaktspiel gegen den Portugiesen Sousa nur schwer in das Match fand. Den ersten Satz musste Roger im Tiebreak abgeben. Dann erst kam der „Fedexpress“ besser in Fahrt. 6:4 und 6:2 lauteten dann die nächsten Stationen bei dem Einzug des Schweizers in die Runde der letzten Acht.
Federer beim Tennis zu sehen, ist immer attraktiv. Dustin Brown zuzuschauen, ist immer aufregend. Der deutsche Rasta-Mann trat im Achtelfinale in Halle gegen den topgesetzten Rafael Nadal unbekümmert und gelöst an. Er spielte im wahrsten Sinne des Wortes – mit unglaublichen Einlagen. Das Publikum war begeistert, unser deutscher Paradiesvogel freute sich ausgelassen über gelungene Zauberschläge. Nadal hingegen verging im Laufe des Matches das Lachen. Anfangs hielt Dustin mit Mühe seine Servicegames, als er aber 5:4 im ersten Satz führte, war er nicht mehr zu halten, ballerte dem Spanier die Returns um die Ohren und erspielte sich drei Satzbälle, die Nadal zuerst bravourös abwehrte. Mit einem gewaltigen Returnschuss beim vierten Setpoint gewann Brown dann den ersten Satz mit 6:4.
Es war zu erwarten gewesen, dass Dustin Brown in seinen Höhenflug von Nadal im zweiten Satz auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wird. Aber der Deutsche hatte dem Spanier „den Zahn gezogen“. Wie ein Tornado fegte Brown die halbherzige Gegenwehr Nadals vom Platz. Mit 6:1 im zweiten Satz zog der Deutsch-Jamaikaner verdient in das Viertelfinale ein und trifft dort jetzt auf seinen Landsmann Phillip Kohlschreiber.
Eine optimale Vorbereitung auf Wimbledon war dieser Auftritt Browns für Nadal bestimmt nicht.
Aber dem deutschen Tennisherz hat diese Vorstellung verdammt gut getan.