Bei den „Gerry Weber Open“ in Halle haben die deutschen Tennisprofis zur Freude des Publikums bisher herausragende Erfolge erzielt. Am Freitag konnten sich die drei im Turnier verbliebenen einheimischen Spieler für das Halbfinale qualifizieren.
Als erster Deutscher ging Peter Gojowczyk gegen den Kolumbianer Alejandro Falla auf den Platz. Im ersten Satz hatte „Gojo“ zahlreiche Break- und Spielbälle, die er nicht nutzen konnte. Unausweichlich mündete das Match dann in den Tiebreak, in dem der 24-jährige Dachauer eigentlich unnötig mit 4:7 unterlag.
Im zweiten Satz häuften sich die „unforced errors“ im Spiel des Deutschen. Obwohl Falla selbst kaum die Initiative ergriff und fast nur defensiv agierte, setzte er sich wieder im Tiebreak, diesmal mit 7:2, durch.
„Gojo“ erreichte in dieser Auseinandersetzung eigentlich nie seine Bestform und verpasste dadurch leider die Chance zum Einzug in das Halbfinale.
Ihre Bestform präsentierten dann die beiden deutschen Spieler, die im nächsten Viertelfinale in einem direkten Duell aufeinandertrafen. Dustin Brown und Philipp Kohlschreiber boten dem Publikum einen atemberaubenden Tenniskrimi, der höchsten Ansprüchen genügte. Der Rasta-Mann aus Celle riskierte, wie bei seinem Sensationserfolg über Nadal, von Anfang an wieder alles. Der solidere Kohlschreiber profitierte im ersten Satz von einigen Flüchtigkeitsfehlern seines Gegners und gewann den Durchgang mit 6:4.
Im zweiten Durchgang startete der Deutsch-Jamaikaner durch wie eine Rakete,erhöhte das Tempo noch einmal, produzierte zahlreiche Wunderschläge und ging 5: 0 in Führung. Dann verschlug er wieder einfachste Bälle und Kohli konnte auf 5: 5 ausgleichen. In den nächsten beiden Spielen gelang „Dreddy“ Brown wieder alles und er beendete den Satz erfolgreich mit 7:5.
Im entscheidenden dritten Durchgang konnte keiner der beiden Spieler nachhaltig die Oberhand gewinnen. Es entwickelte sich ein hochklassiges Match, dass im Tiebreak entschieden werden musste. Aus einem Tenniskrimi wurde ein nervenzerfetzender Thriller. Brown wehrte insgesamt 5 Matchbälle Kohlschreibers ab und verspielte 6 eigene Matchpoints. Beim Stand von 17:16 und eigenem Service, gelang „Kohli“ endlich der entscheidende Siegpunkt. Er schrie seine Freude heraus, die Zuschauer applaudierten minutenlang. Zur Ruhe gekommen, kommentierte der Warsteiner: „Im Tie-Break hat der Glücklichere gewonnen. Das war ein echter Nervenkrieg mit viel Spannung und Adrenalin. Da war es schon anstrengend, ruhig zu bleiben und ich bin einfach nur froh, es gewonnen zu haben. Eigentlich ist es schon schade, dass immer einer gewinnen muss”.
Der Paradiesvogel Brown konnte ihm hier nur sachlich zustimmen.
Kohlschreiber trifft Samstag im Halbfinale auf den Gojowczyk-Bezwinger Falla. Ohne Schweiß zu vergießen, erreichte der an 2-gesetzte Roger Federer das Semifinale der unteren Hälfte des Tableaus. Sein Gegner Lu aus Taipeh konnte wegen schwerer Rückenschmerzen nicht antreten.
Der Schweizer trifft dort auf den Japaner Kei Nishikori. Der an 3-gesetzte Tennisstar aus Nippon setzte sich mit 6:1, 7:6 gegen den US-Boy Steve Johnson durch.