Freudentag in Hamburg am Rothenbaum: ab und zu blinzelt die Sonne aus dem Wolkenhimmel. Diese gute Laune war ansteckend: im ersten Spiel auf dem Center Court zeigte der „Hamborger Jung“ Alexander Zwerev vor gut gefüllten Rängen eine bravouröse Leistung. Wir haben vor einem Jahr „Sascha“ am gleichen Ort bei seinem ersten Auftritt auf einem großen ATP-Turnier gesehen. Welch ein Unterschied! Welch eine Leistungsentwicklung!
Mit deutlich sichtbaren Selbstvertrauen ging der 17-jährige in das Spiel und dominierte seinen holländischen Gegner Robin Haase von Anfang an. Bevor der Niederländer so richtig wach war, hatte er schon den 1.Satz mit 0:6 verloren. Kompromisslos und konzentriert zog unsere deutsche Nachwuchshoffnung auch den zweiten Satz durch und gewann ihn mit 6:2. Über das Spiel von Hasse können wir nicht aussagen: zu kurz dauerte das Match und zu wenig Chancen wurden der Nr.51 der Weltrangliste geboten, sich auszuzeichnen.
Wir haben einige Wettkämpfe von Alexander Zverev in der Vergangenheit gesehen – er hat jetzt einen riesigen Sprung gemacht! Der Turniersieg in Braunschweig vor zwei Wochen hat offensichtlich sein Selbstbewusstsein gestärkt. Erstaunlich ist die Verbesserung seiner Schnelligkeit in der kurzen Zeit. Das Betreuerteam hat erstklassige Arbeit geleistet: aus einem jungen Talent ist ein Profi geworden, der sich mit den internationalen Spitzenspielern schon jetzt messen kann. Wenn Sascha mental „auf dem Boden bleibt“, wenn „der Schlacks“ Schritt für Schritt seine Athletik verbessert, kann er noch Gipfel erstürmen.
Peter Gojowczyik hat in dieser Saison mit einigen sehr guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und verdient die Wildcard vom Turnierleiter erhalten. In seinem Auftritt auf dem Center Court gegen den Argentinier Leonardo Mayer hat er aber zu brav und zu passiv gespielt. Die klare Zweisatz-Niederlage (3:6 und 2:6) entspricht leider komplett dem Spielgeschehen.
Auch Julian Reister wurde von der Turnierleitung nach seinem erfolgreichen Comeback mit einer Wildcard belohnt. Gegen den Tschechen Lukas Rosol musste der in Hamburg ansässige Reister leider bei 4:6 und 1:2 aufgeben. Wir hoffen, dass es sich nicht um eine schwere Verletzung handelt, konnten aber noch keine detaillierten Informationen erhalten.
Hamburg ist bekanntlich das „Tor zur Welt“ und was ein richtiger Hanseat ist, der versteht sich auch als offener Weltbürger. Deshalb haben auch dieses Jahr wieder einige internationale Cracks den Weg zum Rothenbaum gefunden. Für die erste große Überraschung des Turniers hat der Österreicher Dominic Thiem, die aktuelle Nr.58 der Weltrangliste, gesorgt: Der 20-jährige Wiener schlug den an 8-gesetzten Spanier Granollers in drei Sätzen (2:6, 6:3 und 7:5)! Da tritt jemand in die Fußstapfen von Thomas Muster…
Probleme hatte auch der an Nr.1-gesetzte David Ferrer gegen den Kasachen Kukushkin. Im ersten Satz war der Spanier noch nicht richtig in der freien Hansestadt angekommen. Zumindest seine Rückhand schien er beim Zoll zurück gelassen zu haben. 12 „unforced errors“, nur auf dieser Seite im ersten Durchgang, sprechen da eine deutliche Sprache. Folgerichtig ging der Auftaktsatz dann auch mit 2:6 verloren. Im zweiten Satz lief es für Ferrer besser und er gewann nach einem frühen Break 6:3. Bis 2:2 im entscheidenden Satz war das Match ausgeglichen, dann unterliefen dem Kasachen vermehrt leichte Fehler und der Topgesetzte zog in die nächste Runde mit 6:3 ein.
Der Argentinier Juan Monaco bezwang den Spanier Riba deutlich(6:3, 6:1) und der Pole Janowicz setzte sich gegen den Spanier Ramos-Vinolas ebenso unangefochten durch(6:0, 7:5). Der Kolumbianer Giraldo hatte nur im ersten Satz größeren Widerstand von seinem französischen Gegner Benoit Paire zu überwinden und zog mit 7:6 und 6:0 schon in die dritte Runde ein.
Das Turnier in Hamburg kommt langsam auf Touren.