Im Finale der German Open wird Spanisch gesprochen

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Es gibt es wieder – das deutsche Tennismärchen! Da startet die Nr.285 der Weltrangliste mit Hilfe einer Wildcard in dem mit 1.2 Millionen Euro dotierten Turnier in Hamburg, schlägt einen Topspieler nach dem anderen und hat heute gegen die Nr.7 der Weltrangliste, David Ferrer, sogar die Chance, das Finale zu erreichen. In der Hansestadt an der Elbe ist der 17-jährige Alexander Zverev, die ehemalige Nr.1 der Juniorenweltrangliste, in aller Munde.  Viele euphorisierte hanseatische Tennisfans erwarten den nächsten Sensationssieg des Ausnahmetalents. Wir sind da etwas skeptischer. Ferrer hat sich von Runde zu Runde gesteigert –  er spielt auf einem Niveau, mit dem Sascha in seiner Karriere bisher noch nicht konfrontiert wurde.

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Aber wir haben ja noch mit Philipp Kohlschreiber ein weiteres Eisen im Feuer. Am Nachmittag geht er als erster Deutscher auf den Platz, um mit einem Sieg über Leonardo Mayer in das Finale einzuziehen. Die Sonne scheint über dem restlos ausverkauften Center Court, die Zuschauer klatschen warmen Beifall, als der Augsburger die Arena betritt. Mit seinen bisherigen Auftritten hat Philipp in der Hansestadt viele neue Fans hinzugewonnen. Er geht als leichter Favorit in das Semifinale, obwohl er die zwei bisherigen Partien gegen Mayer auf der ATP-Tour beide verloren hatte. Der Argentinier startet sensationell. Er gewinnt die ersten acht Punkte, geht sofort 2:0 in Führung und baut den Vorsprung mit seinem Aufschlagspiel auf 3:0 aus. Das Publikum atmet auf, als der Spätstarter „Kohli“ langsam in das Match findet und auf 1:3 verkürzt. Es jubelt, als Philipp seinem argentinischen Gegner dann das Aufschlagspiel abnimmt und anschließend auf 3:3 ausgleicht. Bis zum zwölften Spiel gewinnen beide Kontrahenten ihre Servicegames. Bei Aufschlag Kohlschreibers riskiert Mayer alles, returniert aggressiv, dominiert mit seiner „gewaltigen“ Vorhand und gewinnt mit dem ersten Satzball den 1.Durchgang mit 7:5.

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Die Zuschauer sind entsetzt, als der 27-jährige Südamerikaner zielbewusst im zweiten Satz mit einem frühen Break auf 4:1 davon zieht. „Kohli“ kämpft sich  unter dem Jubel des Publikums auf 4:4 zurück. Das Wechselbad der Gefühle endet mit einer kalten Dusche. Bei 5:4 Führung und Aufschlag Kohlschreibers, verwandelt Mayer seinen ersten Matchball und zieht als Ungesetzter in das Finale der German Open Championships ein. Die erste deutsche Hoffnung ist zerplatzt wie eine Seifenblase.

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Die Show geht weiter am Rothenbaum.  Alle deutschen Erwartungen liegen jetzt auf der Schulter eines Siebzehnjährigen.

Sein Gegner Ferrer, Typ Diplomhektiker, startet wieder einmal nervös. Er muss zwei Breakbälle abwehren, bevor er sein erstes Aufschlagspiel durchbringt.  Dann hat sich die spanische „Laufmaschine“ auf Betriebstemperatur gerannt, gewinnt sechs Punkte in Folge und geht 3:0 in Führung. Im nächsten Spiel serviert unser „Wunderkind“ bei Spielball einen Doppelfehler, verliert die nächsten drei Spiele gegen einen erbarmungslosen Ferrer zum 0:6-Satzverlust.

Sascha Zverev muss im zweiten Satz den ersten Aufschlag verbessern, wenn er in das Match zurückkommen will. Seine Quote liegt bisher unter sehr mageren 20 Prozent! David Ferrer geht gleich wieder in Führung, aber Hoffnung keimt auf, als der schlaksige Youngster zum ersten Mal sein Servicegame gewinnt und zum 1:1 ausgleicht. Der Topgesetzte des Turniers marschiert aber unverdrossen weiter, führt nach kurzer Zeit 4:1. Das Hamburger Talent resigniert, der Spanier gewinnt entschlossen und siegessicher auch die nächsten beiden Spiele und zieht mit einem 6:0, 6:1-Sieg in das Finale vom Rothenbaum ein.

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Das Märchen ist beendet. Der Traum ist vorbei. Die Tatsachen sind wieder zurecht gerückt. Das ist auch gut so, weil Sascha dadurch auf dem Boden bleibt. Er hat noch einiges zu lernen, um konstant auf höchstem Niveau in der absoluten Weltklasse mithalten zu können. Dass er das Potential dafür besitzt, hat er mit seinen beeindruckenden Leistungen in Hamburg bewiesen.

Im Finale am Sonntag wird am Rothenbaum Spanisch gesprochen.

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