Federer bezwingt Monfils in einem Tennisdrama

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Am Donnerstag standen als Highlights die beiden letzten Viertelfinalmatches der Herren auf dem Programm. Mit besonderem Interesse sah man dabei dem Aufeinandertreffen von  „Gentleman“ Roger Federer mit dem „Wild Boy“ Gael Monfils entgegen.

Am Vortag hatten Djokovic und Nishikori sich schon in das Halbfinale der US Open gespielt. Am Sonnabend werden sie dann dort gegeneinander antreten. Der Japaner hat Geschichte geschrieben: In der langen Historie der Tennis-Meisterschaften in New York stand zuletzt im vergangenen Jahrhundert, vor 96 Jahren, ein Japaner in der Runde der besten Vier: Ichiya Kumagae im Jahr 1918. In der Ära des ATP-Profitennis ist das Erreichen des Semifinals bisher noch keinem Japaner gelungen. Rekordverdächtig ist auch, dass es Nishikori gelungen ist,  im Achtel- und im Viertelfinale zwei Matches mit über 4 Stunden Spielzeit nacheinander zu gewinnen. Diese Leistungen sind umso erstaunlicher, weil der Marathon-Man nach einer Fußverletzung erst wenige Tage vor Turnierbeginn wieder mit dem Tennistraining begonnen hatte.

Nachmittag kam es im Arthur Ashe Stadium zu der osteuropäischen Begegnung zwischen Tomas Berdych und Marin Cilic in der Runde der letzten Acht. Der Tscheche hat von Beginn an große Probleme mit seinem Aufschlag, Cilic schlägt hervorragend auf, spielt risikoreich in den Returnspielen und hat Erfolg: Mit 6:2 gewinnt er den ersten Satz. Das Szenario ändert sich kaum im zweiten Durchgang, nur dass Berdych etwas verbessert aufschlägt. Trotzdem unterliegt er im zweiten Satz mit 4:6.

Marin-Cilic

Im dritten Durchgang geht der Tscheche 4:1 in Führung, streitet sich mit dem Umpire über eine vermeintliche Fehlentscheidung, verliert seine neu gewonnene Souveränität – und drei Spiel in Folge. Bis zum Tiebreak ist das Match ausgeglichen. Hier dominiert wieder Cilic und geht als zweiter Kroate mit 6:2, 6:4 und 7:6 in das Semifinale von Flushing Meadow 2014.

In der Nightsession betraten dann – mit Spannung erwartet – die beiden bisherigen Publikumslieblinge, Roger Federer und Gael Monfils, das restlos ausverkaufte Arthur Ashe Stadium. Beide Spieler haben eine offensive Taktik gewählt, starten außergewöhnlich viele Netzangriffe. Monfils breakt Federer im ersten Satz. Das reicht zum 6:4. Zu Beginn des zweiten Satzes gelingt dem Franzosen gleich ein Break. Dann knickt er bei einer Vorhand um, wird lange behandelt, spielt weiter. Erfolgreich. Er schlägt souverän auf. Federer läuft dem Rückstand im zweiten Durchgang hinterher, Vergeblich. Er wirkt angespannt, produziert ungewöhnlich viele Fehler und verliert auch den zweiten Satz mit 3:6. Im dritten Durchgang breakt Roger seinen Widersacher früh, lässt sich dann aber selbst sein Aufschlagspiel vom unorthodoxen Franzosen abnehmen. Federers Gestik und Mimik wirkt genervt, aber er geht mit einem weiteren Break 3:2 in Führung. Als Federer langsam die Oberhand zu erobern scheint, geschieht eine Szene, die wir deshalb ausführlich darstellen, weil sie  unseren deutschen Tennis-Wettkampfspielern zum Vorbild dienen könnte.

Monfils spielt einen Ball knapp hinter die Grundlinie. Der Linienrichter gibt ihn aus. Der Umpire korrigiert nicht. Federer versucht, den Ballabdruck zu identifizieren. Der Franzose fragt ihn, ob es Sinn macht, die Entscheidung zu challengen. Der Schweizer nickt bejahend. Daraufhin wird das Hawkeye eingesetzt und beweist,  dass der Ball doch noch haarscharf  die Linie berührt hat. Gael erhält den Punkt und bedankt sich bei seinem Gegner. „Großes Tennis“ von Roger Federer!

Nach dieser Szene lässt sich der Schweizer nicht mehr breaken und gewinnt den dritten Satz mit 6:4. Federer spielt jetzt kontrollierter, produziert weniger Fehler. Das Match erreicht Weltklasseniveau im vierten Satz. Unter dem Jubel des Publikums breakt der Eidgenosse seinen Widersacher bei 1:1. Nach atemberaubenden Ballwechseln nimmt der Franzose Federer das Aufschlagspiel sofort wieder gab. Das Match ist total offen – Nuancen werden über Sieg und Niederlage entscheiden. Bei 4:5 und eigenem Aufschlag wehrt die langjährige  Nummer 1 der Weltrangliste zwei Matchbälle in Folge ab. Die Zuschauer reißt dieser Tennisthriller von den Sitzen. „Wundertüte“ Monfils kassiert mit zwei Doppelfehlern das Break zum 5:6. Federer serviert durch und gewinnt den vierten Satz mit 7:5. Inzwischen dauert dieser Tenniskrimi knapp 3 Stunden.

fedberg

Im entscheidenden Satz spielt Roger Federer – in Stefan Edberg-Manier – kompromisslos und aggressiv und lässt sich den Sieg nicht mehr nehmen. Mit 6:2 erreicht er das Semifinale der US Open und trifft dort auf Marin Cilic.

 

 

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