Nach all dem Wirbel im Blätterwald geht es jetzt los bei der Teamweltmeisterschaft und endlich wird Tennis gespielt. Um 14Uhr am Freitag eröffnen Stan Wawrinka und Jo Wilfried Tsonga mit der ersten Einzelbegegnung das Davis Cup Finale zwischen Frankreich und der Schweiz.
Roger Federer hat seine Rückenverletzung inzwischen so auskuriert, dass Team-Kapitän Lüthy ihn nominiert hat. Im anschließenden zweiten Einzel in der Halle von Lille trifft die Schweizer Nr.1 auf Gael Monfils.
Vor dem Match haben die Schweizer Medien noch einmal herausgestellt, dass eigentlich zwei eidgenössische Auswahlteams aufeinandertreffen: Alle französischen Spieler haben einen offiziellen Wohnsitz in der Schweiz. Tsonga und Monfils residieren im Kanton Waadt, Simon und Gasquet in Neuenburg.
Ein weiteres Kuriosum: Am Donnerstag wurden die Trainingseinheiten mit Mützen und Halstüchern durchgeführt. Die Heizung der Mehrzweckhalle konnte keine Temperaturen über 10 Grad hervorbringen. Ob das dem lädierten Rücken von Federer gut getan hat, ist zu bezweifeln. Bis zum Spielbeginn werden aber 16 Heizstrahler neu installiert werden.
Nicht wegen der Heizstrahler, sondern wegen der erwartungsvoll knisternden Spannung wurde es beim Auflaufen der Teams schnell heiß in der Halle. Die französischen Tennisfans bejubelten enthusiastisch ihr Team, die angereisten Schweizer Anhänger machen akustisch mit den obligatorischen Kuhglocken und einer Percussion-Gruppe auf sich aufmerksam.
Wawrinka startet fokussiert, Tsonga hat noch Probleme. Der Schweizer gewinnt den ersten Satz mit 6:1. Im zweiten Durchgang kämpft sich der Franzose mit Unterstützung des Publikums zurück in das Match. Als ihm das erste Break gelingt, wird er sicherer und holt den zweiten Satz unter dem Jubel des einheimischen Publikums mit 6:3. Volksfeststimmung in Lille! Anfang des dritten Satzes wird Punkt für Punkt auf Augenhöhe gekämpft. „Stan the man“ spielt aggressiver auf. Bei 3:2-Führung gelingt ihm das vorentscheidende Break. Das Heft lässt er sich nicht mehr aus der Hand nehmen. Im rot-weißen Fahnenmeer setzt er sich mit 6:3 im dritten Durchgang durch. Teamkapitän Lüthy zeigt seinem Schützling die anerkennende Geste des „Chapeau“.
In der ausverkauften Halle – mit neuem Zuschauerweltrekord bei einer Tennis-Veranstaltung - herrscht eine Atmosphäre wie bei einem WM-Finale im Fußball. Wawrinka scheint sich hier „pudel-wohl“ zu fühlen, startet den 4.Satz mit einem Break. Bis zum Ende gibt er die Oberhand nicht ab und gewinnt souverän den vierten Durchgang mit 6:2. Die Schweiz geht 1:0 in Führung im Davis Cup-Finale! Auch wir ziehen den Hut vor der beeindruckenden Leistung Stan Wawrinkas!
Die Spannung der 27 500 Zuschauer im Stade Pierre- Mouroy ist auf dem Siedepunkt, als Gael Monfils und Roger Federer zum zweiten Showdown den Platz betreten. Der Paradiesvogel aus Frankreich legt los „wie die Feuerwehr“. Er breakt den Schweizer schon im vierten Spiel des ersten Satzes. Federer bleibt äußerlich gelassen. Asse und Doppelfehler wechseln sich ab bei Monfils. Trotz Breakbällen geht er 4:1 in Führung, beendet den 1.Durchgang erfolgreich mit einem klaren 6:1. Wenn er den ersten Service in das Spiel brachte, hatte er bisher 100 Prozent aller Punkte gewonnen. Federer steht nicht nur deshalb unter Druck: Einerseits ist jedes weitere Spiel Training auf Sand für den Schweizer, andererseits kann eine längere Spieldauer für seinen Rücken eine drohende Gefahr bedeuten.
Diesmal wird Roger im dritten Spiel des Satzes vom Franzosen gebreakt. Bis zum Ende des Satzes gibt Monfils kein Aufschlagspiel mehr ab und gewinnt auch den zweiten Durchgang mit 6:4. Der Weltranglistenzweite ist jetzt besser in das Spiel gekommen, serviert erfolgreicher, spielt aber seine Grundschläge noch generell zu kurz.
Beim letzten bedeutungsvollen Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten, hatte der Schweizer auch mit 0:2 Sätzen in Rückstand gelegen und doch noch gewonnen. Wenn es ihm heute gelänge, wäre das ein Wunder.
Bis zum 2:2 verläuft das Match im dritten Satz ausgeglichen. Monfils feuert seine Zuschauer an, ihn noch mehr zu unterstützen.
In einem umkämpften Aufschlagspiel Federers mit faszinierenden Ballwechseln, setzt sich der Franzose durch, gewinnt sein Servicegame und geht 4:2 in Führung. Im nächsten Spiel geht Federer entschlossen an das Netz, verkürzt auf 3:4. Hätte er das nicht vorher machen können? Bei seinen ersten Netzangriffen hatte er acht von acht Punkten gewonnen… Der Rastaman aus Frankreich lässt nicht nach, entschlossen gewinnt er seinen Aufschlagspiel zum 5:3. Er steht kurz vor dem Sieg. Federer hat weiterhin Probleme mit seiner Rückhand (14 unforced errors im Spiel). Der erste Matchball wird von Gael Monfils zum Satz- und Matchgewinn verwandelt. Frankreich gleicht zum 1:1 aus.
Das ging richtig gut los am ersten Tag des Davis Cup-Finales 2014 in Lille.
Wir setzen uns jetzt zur Ruhe und entspannen uns auf der Couch bei „Voice of Germany“ im deutschen Fernsehen.
A demain!