Nach dem frühen Ausscheiden der deutschen Teilnehmer bei den ersten großen Turnieren auf dem Weg zu den Australian Open, gab es im weiteren Verlauf der Events einige erste Hinweise auf den Status quo bei der WTA und ATP.
In der mit einer Million Dollar Preisgeld versehenen Damenkonkurrenz der Queensland Open in Brisbane setzten sich die Favoriten durch: Maria Sharapova gab der Kerber-Bezwingerin Svitolina im Semifinale keine Chance (6:1, 6:3) und zog damit in das Finale gegen die an 2-gesetzte Ana Ivanovic ein. Die Serbin hatte sich in ihrem Halbfinalmatch gegen die US-Amerikanerin Lepchenko mit 7:6,6:4 durchgesetzt. Im Finale gab es „Großes Tennis“: Nach einem Kampf auf Biegen und Brechen triumphierte die Russin am Ende mit 6:7, 7:6 und 7:6.
Bei den Shenzhen Open in China wurden 500 000 Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Die topgesetzte Simona Halep kam ungefährdet mit einem 6:2, 6:3-Sieg gegen die Lokalfavoritin Saisai Zheng in das Finale. Dort traf sie auf die ungesetzte 24-Jährige Schweizerin Bacsinsky, die im anderen Semifinale die an 2-gesetzte Wimbledonsiegerin Petra Kvitova mit 6:4 und 6:4 besiegte. Im Endspiel demonstrierte die Rumänin ihre Überlegenheit: Mit 6:2,6:2 holte sich Halep ihren ersten Titel im neuen Jahr.
Im neuseeländischen Auckland wurden 250 000 Dollar Preisgeld zur Verfügung gestellt. Die an 1-gesetzte Dänin Caroline Wozniacki setzte sich im Semifinale gegen die Tschechin Babora Zahlavova-Strycova nach hartem Kampf – der genau so zäh war, wie die Aussprache des Namens ihrer Gegnerin - mit 4:6, 6:3 und 6:4 durch. Das Traumfinale war perfekt, als Venus Williams gegen ihre „Landsfrau“ Lauren Davis das andere Halbfinalspiel mit 6:0 und 6:3 gewonnen hatte. Mit ihrem 2:6, 6:3, 6:3-Sieg zeigte Venus Williams, dass sie im Jahr 2015 wieder in der Weltspitze angreifen wird.
Bei den Herren in Brisbane (1Million $ Preisgeld) bezwang Publikumsliebling Roger Federer im Semifinale den Bulgaren Grigor Dimitrov souverän mit 6:2 und 6:2. In der anderen Vorschlussrunde kam es zwischen Kei Nishikori (Japan) und Milos Raonic(Kanada) zu einem atemberaubendem „Gefecht auf des Messers Schneide“: nach fast drei Stunden zog der Kanadier mit 6:7, 7:6 und 7:6 in das Endspiel. Auch dort war spannendes Tennis zu sehen, diesmal unterlag Raonic knapp. Roger Federer holte sich dann mit 6:4, 6:7 und 6:4 den 1000. Turniersieg seiner Karriere.
Bei den Qatar Open (1,3 Millionen $ Preisgeld) war das Ausscheiden des Weltranglistenersten Djokovic im Viertelfinale die größte Sensation. Seinem Bezwinger Ivo Karlovic fehlte im Halbfinale gegen David Ferrer nur ein Quäntchen zum Sieg: er unterlag dem Spanier mit 7:6, 6:7, 6:7. Ferrer traf im Finale auf Tomas Berdych, der Andreas Seppi (Italien) in der anderen Vorschlussrunde mit 6:2 und 6:3 keine Chance gab. Den Titel holte sich dann der Spanier mit einem 6:4,7:6-Sieg über den Tschechen.
In Indien bei den Chennai Open ging es um 460 000 Dollar Preisgeld. Der topgesetzte Stan Wawrinka traf im Halbfinale auf den Aufsteiger der Saison 2014, den Belgier David Goffin. Der Schweizer ließ sich den Finaleinzug nicht nehmen und siegte mit 7:5, 6:3.
Die größte Überraschung in Indien war der Slowene Aljaz Bedene, der vor dem Turnier auf Position 156 der ATP-Weltrangliste stand. Der 25-Jährige aus Ljubljana kam als Ungesetzter in das Semifinale und setzte sich auch dort gegen den Spanier Bautista-Agut mit 3:6, 6:3 und 7:6 durch. Im Finale war dann Endstation für den krassen Außenseiter. Er unterlag Stan the Man mit 3:6 und 4:6.
Fassen wir zusammen und wagen einen Blick in die Zukunft: Bei den Herren dominieren die etablierten Stars. Das Ausscheiden von Djokovic im Viertelfinale von Doha ist wohl als Ausrutscher zu bewerten. Nadals Niederlage gegen Berrer wirft skeptischere Fragen auf, was die Zukunft von Rafa nach seinen Verletzungen betrifft. Der Davis-Cup-Sieg der Schweizer hat Federer und Kumpel Wawrinka zusätzliche Motivation gegeben. Wir erwarten einen eidgenössischen Angriff auf die Weltspitze in diesem Jahr.
Bei den Damen sind die Saisoneröffnungsturniere in Brisbane, Shenzhen und Auckland von größerer Aussagekraft für den Verlauf der gesamten Saison. Seit zwei Jahren nehmen die Gewinner dieser Turniere am Ende der Saison immer an den WTA-Finals der acht besten Spielerinnen der Welt teil. Wir legen uns nicht weit aus dem Fenster, wenn wir prophezeien, dass Sharapova, Halep und auch wieder Venus Williams eine Wiederholung dieser Regel im Jahr 2015 gelingen wird. Wozniacki und Ivanovic haben schon jetzt ein ebenbürtiges Niveau. Serena Williams wird spätestens bei dem Grand Slam in Melbourne ihrer Klasse Ausdruck geben.
Aus deutscher Sicht sehen wir gute Chancen, dass Annika Beck den Sprung in die Weltspitze im Verlaufe der Saison schaffen kann.