Einige entschuldigende Worte in eigener Sache vorweg: Die Freude über den Sieg von Julia Görges hat dafür gesorgt, dass wir in aller Euphorie geschrieben hatten, dass Julia schon das Viertelfinale erreicht hat. Natürlich ist sie erst im Achtelfinale. Es gibt aber noch einen weiteren Grund für diesen Flüchtigkeitsfehler: wir hatten bis 6 Uhr morgens bei Eurosport die Auftritte unserer beiden Damen live verfolgt und den Text sofort in das Netz gestellt. Müdigkeit sorgt für Nachlässigkeit – diese Regel hat auch bei uns wieder zugeschlagen. Sorry!
Eine noch größere Katastrophe hat gestern Roger Federer getroffen: er schied gegen Andreas Seppi mit 4:6, 6:7, 6:4 und 6:7 aus. Gelassener Kommentar des Champions nach seiner Niederlage gegen den Italiener, der in den 10 Partien gegen den Schweizer bis dato noch keinen Sieg gegen ihn erringen konnte: „Das war ganz einfach ein schlechter Tag. Es hatte mit Andreas gutem Spiel zu tun und genau so mit meinem eigenen schlechtem Spiel. Wenn beides zusammenkommt, dann spielst du plötzlich ein Match, das du vorher nicht so spielen wolltest.”
Schnee von gestern! Widmen wir uns dem Auftritt unseres letzten deutschen Repräsentanten im Hauptfeld der Herrenkonkurrenz. Benjamin Becker setzte sich mit dem an 6-gesetzten Milos Raonic in der Hisense-Arena auseinander. Nach seinem Triumph über Hewitt drückte Benni seinen Stolz über diese Leistung aus: „Das ist etwas Großes für mich, dass ich das in der späten Phase meiner Karriere noch geschafft habe”, sagte er im Siegerinterview mit Jim Courier in der Rod-Laver-Arena. Im Match gegen Raonic hatte er „eigentlich nichts zu verlieren“. Seinem kanadischen Gegner trauen viele Fachleute zu, am Ende des Jahres zumindest unter den Top Vier der ATP-Weltrangliste stehen zu können.
An diesem Tag hatte Becker aber auch „nichts zu gewinnen“: Das schnelle und kompromisslose Spiel des Kanadiers gab Benni, trotz allen Einsatzes, kaum Siegchancen. Raonic schlug im Verlauf des Matches 22 Asse, erreichte regelmäßig mit dem Service Geschwindigkeiten von weit über 200 Kilometern und erlaubte dem Deutschen insgesamt nur drei Breakchancen. Der Deutsche musste hingegen Raonic 14 Breakbälle gewähren. Am Ende des Matches standen 42 Winner-Schlägen des Kanadiers 14 Winner von Becker gegenüber. Kein Wunder, dass sich Benni dieser Übermacht mit 4:6, 3:6 und 3:6 geschlagen geben musste.
Mit seiner Niederlage hat das deutsche Kontingent nur noch einen einzigen Teilnehmer (Julia Görges!) im Feld der Australian Open. Dieses Schicksal teilen wir mit unseren Schweizer Nachbarn: Nach dem sensationellen Ausscheiden Federers verlor jetzt auch Timea Bacsinszky, die Hoffnung der Eingenossen im Damenfeld, gegen die Spanierin Muguruza mit 3:6, 6:4 und 0:6. Titelverteidiger Stan Wawrinka hingegen geht bisher durch die Herren- Konkurrenz wie das „Messer durch die Butter“: Mit einem klaren 6:4, 6:2, 6:4-Sieg gegen den Finnen Nieminen zog er in das Achtelfinale ein.
Am sechsten Tag des Grand Slams setzten sich dieses Mal fast ausnahmelos die Favoriten durch: Bei den Damen erreichten Serena Williams (gegen die Ukrainerin Svitolina), Agniezka Radwanska (gegen die Amerikanerin Lepchenko), Victoria Azarenka (gegen Zahlavova-Strycova) und die kleine Tschechin Cibulkova (gegen Cornet) die vierte Runde.
Venus Williams bestätigte mit einem Dreisatz- Sieg über Camila Giorgi, dass sie zu Recht zu den Geheimfavoritinnen zählt.
In der Herrenkonkurrenz gewann der an 5-gesetzte Japaner Nishikori in vier Sätzen gegen Johnson aus den USA und der Spanier Feliciano Lopez setzte sich in drei Sätzen gegen den Polen Janowicz durch.
Für eine kleine Sensation sorgte dann wenigstens der Luxemburger Gilles Muller, der den Aufschlagbomber Isner aus den USA in drei Sätzen aus dem Turnier warf.
Auch in der Evening-Session dominieren die Top-Favoriten programmgemäß: Nole Djokovic besiegte Verdasco mit 7:6, 6:3 und 6:4. David Ferrer steht bei 6:2, 7:5 und 5:3 gegen den Franzosen Simon kurz vor dem Sieg.
Petra Kvitova hat erst nach Beendigung des Spiels von Djokovic das Match gegen das US-Girl Madison Keys aufgenommen.
Morgen tritt unsere “last hope” Julia Görges zu ihrem Achtelfinal(!…)-Match an. Wir werden uns wieder die Nacht zum Tag machen und zeitnah berichten.