Nach dem 0:2-Rückstand des deutschen Davis Cup Teams in der Partie gegen Frankreich und vor dem Doppel, bei dem unser Team schon mit dem Rücken zur Wand steht, stellen sich einige Fragen:
War der Einsatz von Philipp Kohlschreiber richtig?
„Kohli“ war lange der Einzelgänger, der das Team mehrfach gesprengt hatte. Ist der Einsatz einer umstrittenen Nr.1 im Mannschaftswettbewerb wichtiger als der Teamgeist?
Das deutsche Fed Cup-Team verdankt seine Erfolge zum großen Teil einem ausgeprägten Teamgeist. Die zweite Garde des deutschen Herrentennis hatte mit ihrer Geschlossenheit Frankreich im letzten Jahr sensationell an den Rand einer Niederlage gebracht.
Im Zusammenhang mit Kohlschreibers Nominierung wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die größten deutschen Erfolge im Davis Cup mit einem starken Spitzenspieler – wie zum Beispiel Boris Becker - erzielt wurden. Wer Einblicke in das Team gewinnen konnte, weiß, dass gerade unser „Bobbele“ damals als extrem solidarischer Teamplayer in dem wichtigsten Mannschaftswettbewerb im internationalen Tennis aufgetreten war! Er war deshalb eine wichtige Nr.1, weil er selbst für einen außergewöhnlichen Teamgeist gesorgt hatte! Fragen Sie mal Patrick Kühnen, Erik Jelen oder Charly Steeb nach dem Teamspirit, der damals in der „Truppe“ herrschte!
Philipp Kohlschreiber war nach den Australian Open, bei denen er frühzeitig ausgeschieden war, erkrankt. Vor seinem Einsatz in Frankfurt hatte er nicht genügend Trainingszeiten, um in optimaler Form antreten zu können. In dem neuen Jahr hatte er kaum Siege aufzuweisen, die ihm das nötige Selbstvertrauen ermöglicht hätten.
Darüber hinaus stand er unter besonderem Druck, weil er im letzten Jahr bei der Partie gegen Spanien in der hessischen Metropole, Auslöser der Eklats gewesen ist.
Mit der Entlassung des Davis Cup-Kapitäns Arriens, mit der Rückkehr „Kohlis“ in das Team, hat sich die DTB-Führung selbst unnötig unter Druck gesetzt. Musste unser aktueller Spitzenspieler, obwohl er nicht hundertprozentig fit war, antreten, weil man sonst „das Gesicht verloren“ hätte?
Der bravouröse Auftritt von Jan-Lennard Struff war ein weiterer Hinweis, dass unsere jungen Spieler unter den besonderen Umständen des Davis Cups über sich hinauswachsen können.
Kommen wir zu dem Doppel, dass um 13 Uhr in der Fraport-Arena begann: Deutschland trat mit Benjamin Becker und Andre Begemann an, Frankreich setzte Benneteau und Mahut ein.
Obwohl das Publikum unser Doppel mit Vehemenz unterstützte, ging der erste Satz mit einem Break der Franzosen 4:6 verloren. Auch im 2.Satz genügte den Franzosen ein einziges Break, um den Durchgang mit 6:3 für sich zu entscheiden. Im dritten Satz kassierten die Deutschen im ersten Spiel gleich ein Break. Die fast fehlerlos aufspielenden Franzosen ließen sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen, siegten mit 6:2 im dritten Durchgang des Doppels und brachten ihr Land uneinholbar mit 3:0 in Führung. Les jeux sont faits.
Deutschland ist in der ersten Runde der Weltgruppe ausgeschieden, muss jetzt in die Relegation, um den Klassenerhalt zu sichern.
„Wunder kann man von uns nicht erwarten“, hatte Betreuer Niki Pilic vor der Davis Cup-Auseinandersetzung gesagt. Seine Prophezeiung ist wahr geworden.