Am fünften Tag traten in Roland Garros fünf deutsche Teilnehmer an, um nach Kerber, Beck, Lisicki und Benjamin Becker auch die 3.Runde des Grand Slams zu erreichen. Drei deutsche Spielerinnen – Görges, Petkovic und Witthöft – spielten gleich in der Eröffnungsrunde um 11 Uhr vormittags.
Auf dem berühmten Court Philippe Chartrier wartete auf Julia Görges mit der an 5-gesetzten Caroline Wozniacki eine schwere Aufgabe. Wozniacki startete gut, ging 3:1in Führung. Julia steigert sich, übernimmt die Initiative und setzt sich mit 6:4 im 1.Satz durch. Im 2 .Satz geht die Bad Oldesloerin in einem hochklassigen Match auf Augenhöhe 5:4 in Führung, steht kurz vor einem sensationellen Sieg. Die Dänin schlägt zurück, der Tiebreak muss den zweiten Durchgang entscheiden. Julia ist hier bis in die Fingerspitzen entschlossen und entscheidet den Tiebreak und das Match für sich. Mit 6:4 und 7:6 hat die Bad Oldesloerin eine der Topfavoritinnen aus dem Rennen geworfen. Ein großartiger Auftritt der Norddeutschen.
Obwohl Andrea Petkovic nach ihrem Erstrundenmatch noch immer über leichte Schmerzen klagte, ging sie in der Partie gegen Lourdes Dominguez-Lino (WTA Nr. 113) als Favoritin auf Court 6. „Petko“, bekannt als Spätstarter, machte anfangs viele Fehler und lag gegen die Gummiwand aus Spanien1:3 und 2:5 zurück. Sie kämpfte sich auf 4:5 heran, musste aber den 1.Satz mit 4:6 abgeben. Wütend knallt sie danach ihren Schläger auf den Boden und zertrümmert den gebrochenen Rahmen mit ihren Füßen endgültig. Dafür kassiert sie eine Verwarnung der Schiedsrichterin. Der Außenseiter aus Spanien geht im 2.Durchgang sofort wieder mit 2:0 in Führung. Die Darmstädterin verkürzt auf 1:2, nimmt bei dem Seitenwechsel eine Auszeit und lässt sich am Oberschenkel behandeln. Danach kämpft sich die Deutsche vorbildlich Ball für Ball in die Partie zurück, erspielt sich die Oberhand und beendet den 2. Satz erfolgreich mit 6:4 – zum Jubel der vielen Deutschen Zuschauer, die zu dem Platz gepilgert waren. Im dritten Satz holt Petkovic wieder einen Rückstand auf, und setzt sich am Ende mit großer Entschlossenheit und unbändigem Siegeswillen mit 6:4 durch. Sie erreicht als vierte deutsche Spielerin die dritte Runde in Paris. Gratulation! Das war wieder einmal eine Demonstration unerschütterlicher Wettkampfhärte von Andrea!
Gegen die routinierte, an 17- gesetzte Sara Errani musste Carina Witthöft ihre ganze Power und Unbekümmertheit in die Waagschale werfen, um zum ersten Mal in ihrer noch jungen Karriere in Paris die dritte Runde zu erreichen. Im 1.Satz bestimmt die Italienerin mit taktisch geschicktem Spiel (hoher Topspin auf die Rückhand Carinas!) das Match und gewinnt trotz offenkundiger Aufschlagschwäche den Durchgang mit 6:3. Errani geht auch im 2.Satz 4:2 in Führung, aber die 20-jährige Hamburgerin spielt kompromisslos weiter, dreht das Match und gleicht auf 4:4 aus. Zum Leidwesen der Italienerin, die jetzt zetert und jammert. Carina nutzt die Chance entschlossen und beendet den Durchgang erfolgreich mit 6:4. Der Beginn des entscheidenden 3.Satzes ist geprägt von atemberaubenden Ballwechseln. Errani gewinnt die entscheidenden Punkte, erkämpft sich nach dem 1:1-Spielstand vier Spiele in Folge und setzt sich am Ende mit 6:2 durch. Das deutsche Ausnahmetalent hat hervorragendes Tennis geboten – sie wird aus dieser Niederlage lernen.
Im Anschluss an Carinas Niederlage nahm Philipp Kohlschreiber auf dem ungeliebten Court 3 – bei 4:2-Führung im fünften Satz – den unterbrochenen Kampf gegen Pablo Andujar wieder auf. „Kohli“ kommt wie am Vortag nur schwer in das Match. Der Spanier gewinnt die ersten beiden Spiele. Im nächsten Spiel vergibt der Augsburger nach atemberaubenden Ballwechseln 2 Breakbälle. Er verliert das dritte Spiel in Folge und gerät 4:5 in Rückstand. Der Spanier hat den Sieg vor Augen, wittert die Chance und nutzt sie: mit 6:1, 7:6, 3:6, 3:6 und 6:4 wirft er die deutsche Nr.1 aus dem Turnier. Nach seinem kurzen und schmerzvollen Auftritt verlässt Kohli mit gesenktem Haupt und steinerner Miene den Platz.
Anna-Lena Friedsam hatte auf dem Court Suzanne Lenglen die Ehre, gegen die Weltranglistenerste Serena Williams antreten zu dürfen. Unbekümmert und ohne Angst vor großen Namen nimmt die 21-jährige aus Neuwied das Spiel auf und gewinnt den 1.Satz sensationell mit 7:5. Serena ist „not amused“: sie hat nach der Statistik mehr als 20 Bälle unnötig verschlagen. Die junge Deutsche lässt keinesfalls im 2.Satz nach, erspielt sich beim Spielstand von 2:2 und Aufschlagspiel Williams 2 Breakbälle in Folge. Die Amerikanerin zeigt ihre Klasse und gewinnt noch das Spiel. Bei 4:3-Führung von Williams vergibt Anna-Lena drei Spielbälle in Folge, verliert das Spiel und darauf den Satz mit 3:6. Nach der Satzpause scheint der Bann endgültig gebrochen: Serena gewinnt 6 Punkte in Folge. Dann verliert sie wieder ihren Schlagrhythmus, produziert unerklärliche Fehler. Trotzdem setzt sie sich mit 6:3 im entscheidenden Satz durch.
Mit den zwei Siegen am heutigen Tag – und drei unglücklichen Niederlagen – haben sechs deutsche Teilnehmer die dritte Runde beim Grand Slam in Paris erreicht. Das kann sich sehen lassen.