Es gibt dieses nicht auszumerzende Vorurteil, dass in Kalifornien immer die Sonne scheint und es in Hamburg immer regnet. Das kann man statistisch widerlegen: Hannover hat eindeutig mehr Regentage im Jahr als die Hansestadt! Turnierdirektor Michael Stich hat sich trotzdem den Vorurteilen gebeugt und das Turnier vom Frühling in den Hochsommer verlegt. Im Frühling kann es am Rothenbaum schon einmal regnen – auf jeden Fall ist es saukalt. Die südamerikanischen Teilnehmer liefen früher auch schon mit Handschuhen und Schal zum Wettkampf auf.
Diese Jahr hat „unser Michel“ ausgesprochenes Pech: Ende Juli präsentiert Hamburg sein berühmt- berüchtigtes „Schmuddelwetter“, der Wind pfeift orkanartig über die Anlage und es ist so kalt, dass die Zuschauer in Winterkleidung den Weg zur Anlage antreten.
Das kann einen Seemann nicht erschüttern – und da das Publikum meist einen Hochseefischer oder Überseekapitän als Vorfahren in der Familie aufweist, strömt es unbeirrt zu den „bet at home Open“.
Jetzt sind die deutschen Publikumsattraktion Kohlschreiber und Zverev früh ausgeschieden, Flo Mayer kämpft als letzter deutscher Mohikaner in der zweiten Runde, Nadal ist verletzungsanfällig, weil er sich mehr als eine Stunde aufwärmen muss, um auf seine gewohnte Wettkampf – Körpertemperatur zu kommen. Einem anderem Topspieler, Fabio Fognini, der vor zwei Jahren das Turnier gewann, wünschen die meisten Hanseaten ein frühes Ausscheiden – der Italiener ist den nüchternen Nordlichtern viel zu arrogant und selbstverliebt.
Wir sehen schwarz für die nächsten Tage am Rothenbaum – nicht nur weil dunkle Wolken auf „das Tor zur Welt“ drücken. Wenn am Donnerstag der Bayreuther Mayer verlieren sollte, haben die anspruchsvollen Hamburger – außer Nadal (siehe oben …) – kaum einen Spieler, an dem sie sich wirklich erwärmen können.
Und Wärme ist in diesen arktischen Tagen in der Hafenstadt dringend nötig.