Die deutschen Herren beeindrucken am ersten Tag des Davis Cups – Lisicki verpasst Semifinale knapp.

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Das deutsche Davis Cup Team in Hannover und Sabine Lisicki in Kuala Lumpur standen am Freitag im Blickpunkt der deutschen Tennisgemeinde.

Ladies first: Sabine Lisicki ist die deutsche Spitzenspielerin, die aufgrund ihrer  technisch guten Powerschläge über das Potential für den Einzug in die absolute Weltspitze des Damentennis verfügt. Ihre Emotionalität kann an guten Tagen dazu führen, dass sogar eine Serena Williams „älter aussieht, als sie ohnehin schon ist“.  Im Wege stehen der Berlinerin noch eine variationslose Taktik und zahlreiche Kalamitäten, die mit ihrer Sensibilität und einem Privatleben, das den unbedingten sportlichen Leistungserfolg gern einmal dem Glamour der Schickeria opfert, zusammenhängen.

Ihrem lang ersehnten Einzug in das Semifinale eines großen WTA-Turnieres stand bei den „BMW Malaysian Open“ mit Naomi Broady (WTA Nr.96) ein machbares Hindernis entgegen. Die Engländerin gewinnt ihr erstes Servicegame, Bine serviert ein Ass und einen Doppelfehler, gleicht aus und breakt die 26-jährige Britin im dritten Spiel des 1.Satzes. Unsere Aufschlag-Weltrekordlerin serviert anschließend 2 Doppelfehler und kassiert ohne Punktgewinn das Rebreak. Wann kommt Sabine zur Ruhe? Wann kommen wir als Zuschauer zur Ruhe? Wann haben die Kalamitäten in Sabines Matches ein Ende? Es wurde etwas besser im weiteren Verlauf und die Berlinerin servierte bei 5:4 zum Satzgewinn. Um gleich ein Break zum 5:5-Ausgleich hinnehmen zu müssen. Unsere „Calamity Jane“ erreichte den Tiebreak, lag hier schnell 2:5 zurück und gab den ersten Durchgang mit 4:7 im Tiebreak ab. Die Engländerin konnte mit ihrem Aufschlag beeindrucken: Nach dem 1.Satz standen schon 6 Asse bei ihr zu Buche. Sabine servierte 4 Doppelfehler und ein Ass.

Die Weltranglisten-31. aus Berlin spielte im 2.Satz unbeeindruckt auf und sicherte sich den Durchgang souverän mit 6:1.

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In einem Match auf Augenhöhe  schlug  Bine im dritten Satz beim Stand von 5:4 zum Matchgewinn auf. Sie hatte aber ihre Nerven nicht im Griff und  musste sich nach insgesamt 2:17 Stunden Spielzeit doch noch  6:7, 6:1, 5:7 geschlagen geben. Dieses Match war wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle für ihre Anhänger – mit unglücklichem Ausgang.

Die Auslosung hatte in Hannover beim Davis Cup ergeben, dass unsere Nr.1 Philipp Kohlschreiber das erste Match gegen die tschechische Nr.2 Lukas Rosol bestritt. Kohli hatte im 1.Satz noch mit der besonderen Atmosphäre des Davis Cups zu tun, verschlug viele Vorhandschläge und verlor den Satz unter dem lautstarken Jubel der tschechischen Fans  3:6. Dann bekam sich der Augsburger besser in den Griff und gewann mehr und mehr die Oberhand. Der Ansager in der Halle forderte die heimischen Zuschauer zur stärkeren Unterstützung auf. Das half: Kohlschreiber setzte sich im 2.Satz mit 6:3 und im 3.Satz mit 6:4 durch. Eine kurze Phase der Unkonzentriertheit in der Mitte des 4.Satzes des Deutschen nutzte der Tscheche zum 6:2 Gewinn. Die deutsche Nr.1 hielt dann dem enormen Druck im entscheidenden Durchgang bravourös stand. Nach 2:57 Stunden Spielzeit verwandelte der 32 Jahre alte Augsburger seinen ersten Matchball zum hart erkämpften 3:6, 6:3, 6:4, 2:6, 6:2- Pflichtsieg.

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„Das Match war eine Achterbahnfahrt mit Happy End. Zu Beginn war ein kleiner Knoten in meinen Beinen. Zum Glück habe ich mich im fünften Satz konditionell gut gefühlt und auch die Eier gehabt, etwas zu riskieren, wie Olli Kahn gesagt hätte.”, kommentierte Kohlschreiber das erste Einzel der Davis Cup-Partie gegen Tschechien.

Die deutsche 1:0–Führung konnte dem Davis Cup-Debütant Alexander Zverev in dem zweiten Einzel gegen den tschechischen Spitzenspieler Tomas Berdych mehr Sicherheit geben und ihm auch den übermächtigen Druck nehmen. Der 18-jährige Hamburger spielte vom ersten Ball an cool und selbstsicher auf. Er unterlag im ersten Satz dem Weltranglistensiebten aus Tschechien denkbar knapp mit 6:7. Im 2.Satz drehte der lange Schlaks den Spieß um und setzte sich souverän mit 6:1 durch. Das Publikum feuerte Sascha begeistert an. Der Tscheche, der seinen Gegner noch vor Wochen auf der ATP-Tour knapp besiegen konnte, schien beeindruckt. Bewundernswert kaltschnäuzig setzte sich das deutsche Ausnahmetalent auch im 3.Satz mit 6:4 durch.

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Eine Sensation schien sich anzubahnen. Der akkurate und routinierte Berdych gab sich aber nicht geschlagen. Der 4.Satz war ein Match auf Augenhöhe und Weltklasseniveau. Beide Spieler gaben sich keine Blöße. Der Tiebreak entschied den Durchgang. Ein Mini-Break reichte Berdych hier zum 7:4-Erfolg. Der junge Deutsche ließ auch im fünften Satz nicht nach. Er zwang seinen Gegner zu Höchstleistungen. Bis 3:3 gewann Sascha seine Aufschlagspiele deutlich, sein Kontrahent hatte größere Probleme. Dann breakte die tschechische Nr.1 Zverev, baute die Führung auf 5:3 aus. Sascha wehrte einen Matchball ab, verkürzte auf 4:5. Ein Tennisthriller! Tomas Berdych zeigte seine Weltklasse, gewann den 5.Satz und das Match mit 6:4 nach 4 Stunden und 20 Minuten (!) Spielzeit. Tschechien glich damit zum 1:1 aus.

Eine großartige Leistung von Tomas Berdych – aber auch eine bewunderungswürdige Vorstellung unseres Ausnahmetalents!

Nach dem 1.Tag bleibt die Spannung dieses Davis Cup-Achtelfinales der Weltgruppe erhalten.

Der Trainer des Abstiegskandidaten von Hannover 96 hätte seine Bundesliga- Spieler zum Davis Cup in die Tennis- Halle schicken sollen. Dann hätten sie von ihren Tenniskollegen Anschauungsunterricht bekommen, wie man sich bei großen Herausforderungen und schwierigen Aufgaben bewährt.

 

 

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