Pressekonferenz in Indian Wells mit Alexander Zverev nach seinem Zweitrundensieg: Unser Ausnahmetalent wurde von den anwesenden Journalisten nach den Internet-Vorwürfen zu seinem angeblichen Einsatz von Meldonium, dem Präparat, das seit Januar 2016 auf der Dopingliste steht und dessen Gebrauch Maria Sharapova in Schwierigkeiten gebracht hatte, befragt. Sascha antwortete, dass er das Präparat nie eingenommen hätte und bis dato auch den Begriff noch nie gehört hatte. Als ein besonders beflissener Journalist hinterfragte, wieso Niki Pilic denn so etwas behauptet hätte, erklärte er, dass der Davic Cup-Berater überhaupt nichts über ihn weiß und dass er nur einige wenige Small Talk-Sätze mit Pilic während des Davis Cups in Hannover gesprochen hätte.
In der Zwischenzeit hat der ehemals so erfolgreiche Davis Cup-Coach dementiert, derartige Aussagen über Sascha getätigt zu haben.
Business as usual.
Ein gelassenes französisches Sprichwort trifft es vielleicht noch besser: Honi soit, qui mal y pense. Frei übersetzt: Böse ist, wer Böses darüber denkt.
Auf keinen Fall hatte die lästige Pressekonferenz einen negativen Einfluss auf den jungen und kaltschnäuzigen Schlaks: Im Drittrundenmatch am Dienstag präsentierte er sich in prächtiger Form, schlug den gesetzten Gilles Simon und erreichte das Achtelfinale des Tennis-Masters-Turnier in Kalifornien. Der Hamburger benötigte für den Einzug in die vierte Runde der BNP Paribas Open nur 67 Minuten. Beim überraschend klaren 6:2, 6:2 gegen den Franzosen ließ Zverev dem Weltranglisten-19. keine Chance.
“Ich denke, ich habe heute sehr gut gespielt, war sehr aggressiv, hatte viele gewinnbringende Schläge. Jemanden wie Gilles 6:2, 6:2 zu besiegen gibt mir viel Selbstvertrauen. Ich war bereit für ein langes Dreisatzmatch, bin aber froh, dass es so schnell ging”, sagte Zverev nach dem Match.
Zverevs deutscher Kollege Philipp Kohlschreiber hatte in seinem Drittrunden-Match weniger Grund zur Freude. Er hielt gegen den topgesetzten Djokovic gut mit, bestimmte die langen Ballwechsel mitunter sogar, unterlag aber 3:6, 5:7. Beim Stand von 3:5 und Aufschlag Djokovic im 2.Satz wehrte der Augsburger vier Matchbälle ab, schaffte ein Break und anschließend den 5:5-Ausgleich. Doch eine in das Netz geschlagene leichte Rückhand beendete nach 1:39 Stunden seine winzig kleine Hoffnung auf einen Sensationssieg.
„Wir hatten einige gute Ballwechsel, es war ein guter Kampf. Aber insgesamt war er zu beständig“, resümierte Kohlschreiber. Der 32-Jährige haderte damit, ständig einem Rückstand hinterhergelaufen zu sein. „Ich denke, gegen diese Jungs musst du in der Lage sein, vorne zu liegen“, referierte Kohlschreiber. Das ist richtig, aber gar nicht so einfach, wie es klingt.
Im Achtelfinale spielte Sascha Zverev am Mittwoch dann gegen Rafael Nadal. „Rafa ist einer der Größten in unserem Sport. Es ist eine große Ehre, gegen jemanden wie ihn zu spielen”, sagte unser „German Wunderkind“ vor diesem Match.
Auf dem Platz hielt sein Respekt vor dem Spanier sich in Grenzen. Er breakte den Mallorquiner früh und ging 4:2 in Führung. Bei 4:3 wehrte er einen Breakball ab, gewann sein Aufschlagspiel dann zum 5:3. Nadal verkürzte auf 4:5. Der 18-jährige servierte zum Satzgewinn, kassierte dann aber sein erstes Break zum 5:5. Nach Abwehr von Breakbällen gelang dem Weltranglistenfünften aus Manacor das 6:5. Unser Ausnahmetalent glich unbeeindruckt aus. Auch im Tiebreak wurde um jeden Punkt unerbittlich gekämpft. Am Ende setzte sich der kaltschnäuzige Hamburger Junge mit 10:8 durch und gewann den 1.Satz nach 70 Minuten Spielzeit mit 7:6.
Nadal ist ein Vorbild für Resilienz. Das bekam der junge Deutsche im 2.Satz zu spüren. Der Spanier erkämpft sich mit 2 Breaks gleich einen 3:0 Vorsprung. Nach weniger als 25 Minuten Spielzeit gewann Rafa den zweiten Durchgang dann 6:0.
Zu Beginn des entscheidenden 3.Satzes war Zverev sofort wieder präsent, ging 2:0 in Führung. Nadal schlug zurück, ihm gelang ein Rebreak. Sascha kämpfe um die Oberhand. Ihm gelang sofort wieder ein Break, er baute den Vorsprung anschließend sogar auf 4:1 aus, vergab dann einen Breakball bei Aufschlag Nadals. Der junge Deutsche behielt die Nerven, gewann sein Aufschlagspiel trotz eines Breakballes, ging 5:2 in Führung und stand kurz vor dem sensationellen Sieg. Das Stehaufmännchen von den Balearen stemmte sich gegen die drohende Niederlage, verkürzte auf 3:5. Er wehrte dann einen Matchball bei Aufschlag Zverevs ab, kam auf 4:5 heran, glich gegen den kurz mit sich hadernden Youngster aus. Die Resignation wuchs bei Sascha, er gab seinen Service ohne Punktgewinn ab. Der zigfache Grand Slam-Sieger Nadal gewann auch die nächsten vier Punkte in Folge und erreichte das Viertelfinale nach insgesamt 2 Stunden und 34 Minuten Spielzeit mit 6:7, 6:0 und 7:5.
Alexander Zverev sollte sich in Zukunft die Widerstandskraft eines Nadals zum Vorbild nehmen. Dann haben wir bald wieder eine Top Ten-Spieler in der Weltrangliste.