Bei den „Mutua Madrid Open“ treten die besten Spielerinnen und Spieler Deutschlands an. Am Dienstag gingen eine Dame und drei Herren in der spanischen Hauptstadt an den Start.
Am Montag hatte Philipp Kohlschreiber (ATP 37) sein Auftaktmatch gegen den an 12-gesetzten Bulgaren Grigor Dimitrov 6(6):7, 4:6 verloren.
Der 33-jährige Florian Mayer (ATP 51) schlug dann den 31-jährigen Katalanen Marcel Granollers (ATP 73) in seinem Erstrundenmatch 7:5, 7:5.
In den Printmedien wurde die Niederlage Kohlis und der Einzug Angie Kerbers in das Achtelfinale ausschließlich mit negativen Begriffen kommentiert. Das zeugt von wenig Sachverstand. Dimitrov hat sein außerordentliches Talent in diesem Jahr mehrfach unter Beweis gestellt, Kohlschreiber hatte gutes Tennis gespielt und man konnte keinesfalls einen Sieg des Augsburgers von vornherein erwarten.
Angie Kerber hatte endlich wieder eine umkämpfte Partie aus dem Feuer gerissen. Sie hatte eben nicht in den entscheidenden Situationen „gezittert“, wie die Presse berichtete.
Es würde dem positiven Image des deutschen Tennis nicht schaden, wenn wir noch genug Sportjournalisten hätten, die sich im Tennis auskennen und differenziert über das Geschehen urteilen könnten.
So what.
Am Dienstag ging Laura Siegemund (WTA 35), die frisch gekürte Gewinnerin des „Porsche Tennis Grand Prix“ in Madrid, zu ihrem Zweitrundenmatch gegen Coco Vandeweghe (WTA 20) am Vormittag auf den Platz. Zu Beginn der ausgeglichenen Partie verloren bis 2:2 beide Kontrahentinnen jeweils ein Aufschlagspiel. Die Stuttgarterin wurde ein zweites Mal gebreakt, verlor auch die nächsten Spiele zum 2:6-Verlust des 1.Satzes. Zu Beginn des nächsten Durchgangs hielt Siegemund dem starken Druck des US-Girls wieder besser stand. Sie kämpfte unermüdlich gegen Rückstände an und konnte beim Stand von 4:4 zwei Spiele in Folge gewinnen und den 2.Satz noch 6:4 für sich entscheiden. Das Match auf Augenhöhe setzte sich fort. Aller Kampfgeist Siegmunds nutzte zum Schluss nichts: Die 20-jährige Amerikanerin zog mit 6:3 im 3.Satz in das Achtelfinale der Madrid Open ein.
Der stärkere Aufschlag Vandeweghes machte am Ende den Unterschied aus.
Als nächster deutscher Teilnehmer ging Mischa Zverev (ATP 31) gegen Borna Coric (ATP 59) zu seiner Erstrundenpartie an den Start. Dem 20-jährigen Kroaten halfen im Duell der Linkshänder zwei Breaks, um sich im 1.Satz mit 6:3 durchzusetzen. Im 2.Satz gab der 29-jährige Hamburger Coric bis 5:5 in seinen Aufschlagspielen keine Chance für einen einzigen Breakball, aber er selbst konnte zwei Breakbälle nicht verwerten. Bei eigenem Service wehrte Mischa dann zwei Breakbälle ab und ging 6:5 in Führung. Das Talent aus Zagreb glich auf 6:6 aus. Bei 4:6 Tiebreak wehrte Zverev zwar noch einen Matchball ab, musste sich dann aber 5:7 im Tiebreak geschlagen geben und schied mit 3:6 und 6:7 in der ersten Runde aus dem hochdotierten Turnier aus.
Florian Mayer traf dann in seinem Zweitrundenmatch auf den an 9-gesetzten David Goffin (ATP 10). Der 33-jährige Tennisprofessor aus Bayreuth hielt von Anfang an ebenbürtig mit dem hohen Favoriten aus Belgien mit. Da beide ihre Aufschlagspiele durchbrachten, musste der 1.Satz im Tiebreak entschieden werden. Hier fehlte Flo das Quäntchen Glück: Er verlor das Satz-Shoot-Out 4:7. Danach war für den Bayern „die Luft raus“. Er musste den 2.Satz chancenlos mit 0:6 abgeben und schied als dritter deutscher Teilnehmer am Dienstag aus.
Tommy Haas, mit 39 Jahren der Old Man des deutschen Tennis und erfolgreicher Turnierdirektor im Nebenberuf, wollte auf seine alten Tage bei seinem Auftaktmatch gegen Gilles Muller (ATP 26) für Furore sorgen und einen weiteren Erfolg auf seiner ATP-Abschiedstour erzielen. Das Unternehmen lief trotz einer starken Leistung des Hamburg schief: Der 33-jährige Linkshänder aus Luxemburg setzte sich im 1.Satz knapp mit 6:4 durch. Tommy steigerte sich noch im 2.Satz, unterlag Muller dann aber knapp im Tiebreak. Es war die vierte deutsche Niederlage in Serie an diesem Spieltag
Alexander Zverev (ATP 19) traute man in seinem Auftaktmatch gegen Fernando Verdasco (ATP 35) zu, den ersten und einzigen deutschen Tagessieg zu erringen. Die Partie wurde bis zum 3:3 vollkommen ebenbürtig gespielt. Beide Kontrahenten hatten bis dahin jeweils ihren einzigen Breakball genutzt, um dem Gegner das Aufschlagspiel abzunehmen. Dem 20-jährigen Hamburger gelang dann bei 4:3 das zweite Break zur 5:3-Führung. Der Spanier verkürzte zwar noch auf 4:5, aber der lange Schlacks aus der Hansestadt setzte sich kaltschnäuzig bei eigenem Aufschlag zum 6:4-Gewinn des 1.Satzes durch.
Unser Ausnahmetalent blieb auch im nächsten Durchgang konzentriert. Bei 2:1-Führung breakte er in einem 12 Minuten dauernden Spiel den Linkshänder aus Madrid zur vorentscheidenden 3:1-Führung. Der Gewinner der BMW Open gab das Heft nicht mehr aus der Hand, sicherte sich den 2.Satz mit 6:3 und zog bei seinem Debut in Madrid in die zweite Runde des Turniers ein. Dort wird er auf Marin Cilic treffen.