Der erste Tag der mit 16 Millionen 700 Euro dotierten French Open 2017 verlief für das deutsche Tennis alles andere als vielversprechend: drei Auftritte brachten drei Niederlagen. Dass die einzige Spielerin, die Titelaussichten hatte, gleich in der ersten Runde ausschied, kam erschwerend hinzu.
Das konnte am zweiten Tag des Grand Slams in Paris nur besser werden. Am Montag gingen fünf Repräsentanten des deutschen Spitzentennis an den Start – darunter unsere aktuellen Hoffnungsträger, die „fabulous Zverev-Brothers“.
Mischa Zverev (ATP 33) ging am Dienstag-Vormittag in der ersten Spielrunde gegen den italienischen Qualifikanten Stefano Napolitano ATP 187) in das Rennen. Der 29-jährige Hamburger spielte ruhig und besonnen in der brütenden Hitze von Roland Garros auf. Ein Break genügte dem Linkshänder, um den 1.Satz 6:4 für sich zu entscheiden. Obwohl der Südeuropäer immer wieder seinem Coach signalisierte, dass er unter der Hitze litt, gewann er den 2.Satz 7:5. Im dritten und vierten Durchgang wirkte Mischa müde und kraftlos. Dass die Zverevs in Florida unter ähnlichen klimatischen Bedingungen residieren und trainieren, konnte er nicht zu seinem Vorteil nutzen. Mit 2:6 im 3.Satz und 2:6 im 4.Satz schied der an Position 32 gesetzte Norddeutsche in seinem Auftaktmatch in Paris aus.
Die vierte deutsche Niederlage nacheinander in Paris kam unerwartet.
Bevor Mischas Bruder Alexander diesen Misserfolg wiedergutmachen konnte, spielte Andrea Petkovic (WTA 80) ihr Erstrundenmatch gegen das US-Girl Varvara Lepchenko (WTA 68). Die Darmstädterin startete mit einer 2:1-Führung, verlor dann 9 von 10 Punkten und geriet 2:4 in Rückstand. Sie fing sich wieder, gewann ihre nächsten beiden Aufschlagspiele, musste aber den 1.Satz 4:6 abgeben. Petko kämpfte sich in die Partie, feuerte sich immer wieder an. Mit Erfolg: Sie konnte den 2.Satz 6:3 für sich entscheiden. Im entscheidenden Durchgang unterliefen der Darmstädterin zu Beginn wieder zu viele Fehler, sie geriet 1:4 in Rückstand, verkürzte auf 2:4. Eine vermeintliche Fehlentscheidung bei ihrer Führung im nächsten Spiel warf sie aus der Bahn und Lepchenko ging 5:2 in Führung. Die Deutsche verkürzte noch auf 3:6, aber die Linkshänderin aus den USA gewann dann bei eigenem Aufschlag den 3.Satz 6:3.
Damit hatten die deutschen Teilnehmer bei ihren ersten Auftritten in Paris eine Serie von 5 Niederlagen aufzuweisen.
Mit einem Sieg Carina Witthöfts (WTA 80) über die an 25-gesetzte Lauren Davis (WTA 24) war eigentlich nicht zu rechnen. Das 23-jährige US-Girl gewann auch den 1.Satz 6:2, weil Witthöft zu viele Fehler unterliefen. Die 21-jährige Hamburgerin steigerte sich dann, spielte sich in eine bestechende Form und setzte sich im 2.Satz mit ihrer aggressiven Spielweise 6:3 durch. Sie blieb entschlossen und offensiv und konnte mit dem 6:3-Gewinn des 3.Satzes den ersten deutschen Sieg bei den French Open 2017 erringen.
Nach diesem deutschen Überraschungserfolg sah man der Partie des an gesetzten Alexander Zverev gegen Fernando Verdasco (ATP 37) mit größerem Optimismus entgegen. Die Hoffnungen wurden schnell gedämpft. Der 20-jährige Hamburger konnte im 1.Satz nur einen von vier Breakbällen verwandeln, der Spanier gewann zwei von drei Breakbällen und setzte sich folgerichtig mit 6:4 durch. Als Sascha im nächsten Durchgang gleich im ersten Aufschlagspiel gebreakt wurde, schien der erwartete zweite deutsche Sieg gefährdet. Zum Glück gelang Sascha sofort das Rebreak. Er nutzte jetzt seine Chancen besser und gewann den 2.Satz mit 6:3.
In der Satzpause drängte der 33-jährige Verdasco auf Spielabbruch wegen Dunkelheit. Nach langen Diskussionen mit dem Schiedsrichter setzte er seinen Wunsch durch und das Match wurde auf Dienstag verschoben.
Außer Sascha treten Kohlschreiber, Brown, Struff, Barthel und Beck am Dienstag zu ihren Erstrundenmatches an. Die drei Herren und Beck treffen auf gesetzte Ggner…
Vielleicht zum Schluss des Posts noch ein Trost: Auch unsere guten Nachbarn aus Frankreich beklagen als Gastgeberland eine unerwartet schlechte Bilanz: Von 14 Herren sind schon 10 nach ihren Auftaktmatches ausgeschieden. Von 6 Damen haben bisher 4 Spielerinnen in der ersten Runde verloren.
Die Franzosen jammern allerdings auf hohem Niveau: Tsonga und Monfils gelten als Geheimfavoriten und greifen erst am Dienstag in das Turniergeschehen ein.
Dass mehr als doppelt so viele Profis aus Frankreich als aus Deutschland im Hauptfeld des Grand Slam-Turniers antreten, könnte man auch als höhere Qualität bewerten…