Crunch Time in Paris: Am Freitag wurde die beiden Semifinalmatches der Herrenkonkurrenz auf dem Court Philippe Chartrier ausgetragen.
„Braveheart“ Andy Murray (ATP 1) gegen „Stan the Man“ Wawrinka (ATP 3) aus der Schweiz lautete das erste Halbfinal-Duell am frühen Nachmittag in Roland Garros.
Stan the man startete etwas besser in das Match, spielte sich eine 5:3-Führung heraus. Murray hielt dagegen, rettete sich in den Tiebreak und konnte diesen dann 7:4 für sich entscheiden. Bis Mitte des nächsten Durchgangs war das Spiel ausgeglichen. Nach den ersten leichten Fehlern des Schotten schaltete er seinen Jammer-Modus ein, Er verzichtete auf die Unterstützung seiner Coaches, sondern benutzte sie, um seinen Ärger und Frust an ihnen auszulassen. Der Brite verlor prompt drei Spiele in Folge und den 2.Satz 3:6. Im dritten Durchgang spielte Murray anfangs mehr gegen sich selbst als gegen seinen Gegner und lag schnell 0:3 zurück. Urplötzlich legte er den Schalter um, rackerte und kämpfte wie ein Berserker und holte Spiel auf Spiel auf. Absolutes Weltklassetennis wurde jetzt dem begeisterten Publikum geboten. Bei 4:4 und 40:15 verschlug der Brite zwei leichte Rückhandschläge und verlor das Spiel noch zum 4:5. Dieses Mal reagierte „Braveheart“ mit stoischer Ruhe. Ihm gelangen dann in aussichtslosen Situationen bewunderungswürdige „Saves“. Er gewann wieder drei Spiele in Folge und den 3.Satz 7:5. Jetzt ließ Wawrinka seinen Frust raus. Er kontrollierte sich aber bald wieder und es wurde weiter erbittert um jeden Punkt gerungen. Bis 6:6 brachten beide Kontrahenten ihre Aufschlagspiele trotz harter Gegenwehr der Rückschläger durch. Im Tiebreak setzte sich Stan aus Lausanne 7:3 durch. Mehr als vier(!) Stunden Spielzeit waren bei dieser unterhaltsamen Tennis-Show bisher vergangen.
Das Spektakel setzte sich im entscheidenden Durchgang fort. Stan the Man „ballerte jetzt noch mehr auf die Kugeln drauf“, traf alles, breakte den Schotten in dessen erstem Aufschlagspiel und ging dann 3:0 in Führung. Murray wirkte jetzt erschöpft – kein Wunder bei seiner unglaublichen bisherigen Laufleistung! Stan Wawrinka gewann auch die nächsten beiden Spiele, gönnte seinem Gegner noch ein Ehrenspiel und entschied den 5.Satz nach viereinhalb stündiger Spielzeit mit einem krachenden Vorhandwinner 6:1 für sich.
Ein bravouröser Finaleinzug des Schweizers!
Das war Großes Tennis! Konnte die zweite Semifinalpartie zwischen den beiden Sandplatzspezialisten Rafael Nadal (ATP 4) und Dominic Thiem (ATP 7) diese Qualität noch übertreffen? Nadal und Thiem waren die einzigen in der Herrenkonkurrenz, die vor dem Halbfinale noch keinen Satz verloren hatten.
Am Anfang des Matches suchten beide Spieler noch nach dem richtigen Timing. Nadal machte weniger Fehler, ging 4:1 in Führung und gewann den 1.Satz 6:3. Im nächsten Durchgang breakte der Spanier den Österreicher zur 2:1-Führung. Thiem versuchte sein Tempo zu erhöhen, verschlug aber zu viele Bälle – auch auf der Vorhand, seinem Paradeschlag. Rafa hatte sich inzwischen in eine gute Form gespielt, dominierte mit unglaublicher Konstanz und Länge bei den Grundschlägen. Der Mallorquiner gab kein Aufschlagspiel ab und setzte sich im 2.Satz mit 6:4 durch.
Im dritten Durchgang lässt die Gegenwehr des Wieners angesichts der Dominanz des Mallorquiners nach. Rafa ging schnell 5:0 in Führung, hatte keine Geschenke zu verteilen und erreichte das Finale der French Open mit einem 6:0 im 3.Satz.