Das deutsche Profitennis hat in dieser Woche überzeugen können: Bei den Herren hat Philipp Kohlschreiber das Semifinale des ATP-Turniers in seiner Wahlheimat Kitzbühel erreicht, Sascha Zverev steht in Washington im Viertelfinale. Unsere Damen Julia Görges, Andrea Petkovic sowie Sabine Lisicki, die mit ihren großartigen Leistungen in der Vergangenheit den Begriff „deutsche Frauenpower“ geprägt hatten, konnten mit ihren Siegen im Achtelfinale der Citi Open für einen neuen Aufschwung sorgen.
Am Freitag sollte in Österreich und in den USA der Aufwind genutzt werden.
Bei den Generali Open in Kitzbühel spielte Philipp Kohlschreiber (ATP 47) im Semifinale gegen den an 2-gesetzten Fabio Fognini (ATP 25). Bei strahlender Sonne gewannen die Aufschläger im deutsch-italienischen Duell bis 3:3 ihre Spiele. Dann breakte der Augsburger Fognini, der Exzentriker warf darauf den Schläger in Richtung Alpen. Mit neuem Schläger und nach der ersten Verwarnung durch den Schiedsrichter gelang ihm dann das Rebreak. Unter ständigem Lamentieren Fogninis gewannen beide ihre Aufschlagspiele, dann breakte Kohli, der am Freitag stärker und selbstsicherer als am Vortag spielte, den Tennis-Attore zur 6:5-Führung. Mit einem Ass vollendete der 33-jährige Deutsche bei eigenem Service den 7:5-Gewinn des 1.Satzes. Im nächsten Durchgang setzt der Italiener seinen Spiel-Stil zwischen Genie und Wahnsinn fort, serviert weiter einige Doppelfehler und wurde von Kohli zur 2:1-Führung früh gebreakt. Der Augsburger gewann auch die nächsten beiden Spiele und baute den Vorsprung auf 4:1 aus. Er gab das Heft nicht mehr aus der Hand, brachte mit 6:3 den 2.Satz unter Dach und Fach und steht jetzt im Finale der Generali Open 2017.
Bei den Citi Open in Washington trat Alexander Zverev (ATP 8) gegen die russische Hoffnung Danil Medvedev (ATP 50) in der Runde der letzten Acht an. Der 20-jährige Hamburger startete selbstbewusst und stark in das Match. Er erspielte sich schnell mit zwei Breaks eine 5:2-Führung. Bei eigenem Service wehrte er zwei Breakbälle des 21-jährigen Moskowiters ab und sicherte sich dann den 1.Satz mit 6:2. Beide Spieler gewannen im 2.Satz bis zum 4:4 souverän ihre Aufschlagspiele. Dann breakte Zverev den Russen zum 5:4. Mit einem Ass zum 6:4-Gewinn beendete der junge Deutsche dann die Partie. Am Sonnabend wird er im Semifinale der Citi Open gegen den Gewinner aus der Partie Nishikori gegen Paul spielen.
Julia Görges (WTA 40) hat in diesem Jahr konstant gute Leistungen gezeigt. In der Damenkonkurrenz der Citi Open traf die an 4-gesetzte Schleswig-Holsteinerin am Freitag im Viertelfinale auf Monica Nicolescu (WTA 59).Zu Beginn der Partie kam die Slice-Königin aus Rumänien bei der extremen Hitze überhaupt nicht auf Touren. Obwohl der 27-jährigen Deutschen auch einige Fehler unterliefen, ging sie schnell 4:0 in Führung. Dann verschlug sie mehr Bälle, Nicolescu gewann drei Spiele in Folge. Jule setzte mit der nächsten Serie dagegen und entschied den 1.Satz mit 6:3 für sich. Die 29-Jährige aus Bukarest startete mit zwei gewonnen Spielen in den nächsten Durchgang, hielt den Vorsprung bis zum 3:1. Der Bad Oldesloerin gelang die nächste Erfolgserie von drei Spielen, sie dominierte die Partie jetzt souverän und erreichte mit dem 6:4-Gewinn des 2.Satzes das Semifinale der Citi Open.
Andrea Petkovic und Sabine Lisicki scheinen in der US-Hauptstadt einen Jungbrunnen gefunden zu haben und konnten bei dem WTA-Turnier in Washington an länger zurückliegende Erfolge anknüpfen.
Die 27-jährige Sabine Lisicki (WTA 190) wollte gegen das französische Ausnahmetalent Oceane Dodin (WTA 55) die Chance nutzen, endlich wieder einmal ein Semifinale eines großen WTA-Turnieres zu erreichen. Bine begann sehr hektisch, haute wild auf die Bälle „drauf“ und verhaute sie serienweise. Sie lag schnell 1:4, dann 2:5 zurück. Die 20-jährige Französin prügelte auch auf die Kugeln ein, produzierte aber plötzlich Fehler auf Fehler. Lisicki spielte ruhiger und sicherer, gewann fünf Spiele in Folge und den 1.Satz 7:5. Im nächsten Durchgang musste Sabine beim Stand von 2:2 eine medizinische Auszeit nehmen, ließ sich die Schultern einrenken und massieren. Zurück auf dem Platz servierte sie nur noch Slice-Aufschläge und verlor die nächsten beiden Spiele zum 2:4. Sie glich noch einmal aus, musste dann aber doch den 4:6-Verlust des 2.Satzes hinnehmen. Im entscheidenden Durchgang, in dem das Match auf hohem Niveau gespielt wurde, gewannen die beiden Kontrahentinnen bis zum 6:6 ihre Aufschlagspiele. Im Tiebreak setzte sich die junge Französin nach 1:3-Rückstand mit 7:4 durch.
Sabine Lisicki hatte zwar knapp verloren, aber eine gute Leistung gezeigt.
Die 29-jährige Andrea Petkovic (WTA 102) spielte in der Runde der letzten Acht gegen das 17-jährige Wondergirl Bianca Andreescu (WTA 160). Die Kanadierin, die in Washington eine Wildcard erhalten hatte, war sensationell bis in das Viertelfinale vorgestoßen und hatte im Achtelfinale die an 2-gesetzte Kristina Mladenovic ohne Satzverlust geschlagen.
Unbekümmert und selbstbewusst ging Andreescu in die Viertelfinal-Begegnung. Nach weniger als 20 Minuten Spielzeit war das Tennisküken 5:1 in Führung gegangen. Dann riss der Spielfaden der Kanadierin und Andrea Petkovic kam besser in das Match. Die Darmstädterin wehrte drei Satzbälle ab, gewann vier Spiele in Folge zum 5:5-Ausgleich – verlor aber ihr Aufschlagspiel zum 5:6. Petko gelang das Rebreak. Im Tiebreak drehte Andreescu wieder auf, setzte sich mit 7:3 durch.
Bei dem anschließenden Gespräch mit ihrem Coach Alexander Waske beklagt Petkovic den unnötigen Satzverlust. Sie kritisiert die Qualität ihrer Gegnerin mit der Bemerkung, dass die zwar glaubt, so gut wie Serena Williams zu sein, aber eigentlich gar nichts kann, weil sie die Bälle immer wieder direkt in die Sichtblenden knallt.
Ihren Worten ließ Petko die Taten folgen: Sie fegte die Kanadierin im 2.Satz mit 6:1 vom Platz, gönnte ihr im 3.Satz nur ein Spiel mehr und freute sich nach dem 6:7, 6:1, 6:2-Sieg über den Einzug in das Viertelfinale.