„Es dauert sehr lange, bis man seine höchste Leistungskapazität erreicht hat – und es geht blitzschnell, sie wieder zu verlieren“ hatte der ehemalige Weltranglistenerste Novak Djokovic in einer leichten Krise formuliert. Diese Worte werden Angelique Kerber in den Ohren klingen. Nach der gestrigen Auftaktniederlage der Titelverteidigerin bei den US Open wird die Weltranglistenführende des Jahres 2016 nach dem Grand Slam in New York aus den Top Ten der WTA-Weltrangliste fallen.
Während sie geschützt von dem Dach des Arthur Ashe-Stadiums ihre Partie beenden konnte, hatte der starke Regen am Dienstag vielen Tennisprofis die Arbeit unmöglich gemacht.
Am Mittwoch wurden die unterbrochenen Spiele fortgesetzt, das Restprogramm vom Vortag nachgeholt und einige Partien der zweiten Runde aufgenommen.
Um 11 Uhr am Vormittag setzten die beiden deutschen Profis, die vom Regen am Vortag vertrieben wurden, ihre Auftaktmatches fort.
Andrea Petkovic (WTA 93) ging beim Stand von 4:6, 4:3 gegen Jennifer Brady (WTA 91) auf den Platz. Die Darmstädterin gewann gleich die ersten beiden Spiele und damit den 2.Satz 6:3. Vollkommen unverständlich verpatzte sie den Start in den entscheidenden Durchgang und geriet 0:3 in Rückstand. Sie kam auch nicht mehr zurück in die Partie und unterlag mit 1:6 im 3.Satz. In Flushing Meadows blühen die Wiesen für die deutschen Damen bisher nicht…
Maximilian Marterer (ATP 125) nahm die Partie gegen Donald Young (ATP 57) beim Stand von 3:6, 6:1 und 0:2 wieder auf. Der US-Boy war sofort präsent, entschied den 3.Satz klar mit 6:1 für sich. Im 4.Satz erkämpfte sich der Nürnberger eine frühe Führung, aber Young steigerte sich wieder mit Unterstützung der Zuschauer und zog mit 6:4 im 4.Satz in die zweite Runde der US Open ein.
Jan-Lennard Struff (ATP 56) trat auch schon am Vormittag zu seinem Auftaktmatch gegen Alexandr Dolgopolov (ATP 64) an. Der Warsteiner ergriff zu Beginn gleich die Initiative und konnte sich im 1.Satz 6:3 durchsetzen. Der Ukrainer drehte den Spieß um, setzte sich im 2.Satz 6:3 und im 3.Satz 6:2 durch. Struffi gab nicht auf, entschied den 4.Satz 6:1 für sich. Den gesamten 5.Satz kämpfte er gegen einen frühen Rückstand an, musste sich aber 3:6 geschlagen geben.
Die routinierte Tatjana Maria (WTA 61) ging gegen die 18-jährige Ashley Kratzer (WTA 343) aus den USA, die als nationale College-Meisterin eine Wildcard erhalten hatte, als klare Favoritin in die Partie. Die 30-jährige Deutsche spielte auch ihre ganze Erfahrung aus und setzte sich souverän mit 6:1 und 6:1 gegen das US-Tennisküken durch. Der erste deutsche Tagessieg – und die zweite deutsche Dame, die die zweite Runde der US Open erreichen konnte.
Auch der an Position 33 gesetzte Philipp Kohlschreiber (ATP 37) war gegen den Qualifikanten Tim Smyczek (ATP 203) aus den USA eindeutiger Favorit. Der 33-jährige Augsburger hatte von dem Hartplatz Grand Slam noch lange erfolgreich auf Sand gespielt. Die Umstellung auf den Hardcourt verlief problemlos. Der 33-jährige Augsburger deklassierte den 29-jährigen Smyczek im 1.Satz mit 6:1. Mit einem 6:4 im 2.Satz und einem 6:4 im 3.Satz ließ Kohli nichts mehr anbrennen.
Sabine Lisicki (WTA 143) trat in ihrem Auftaktmatch gegen die an 27-gesetzte Chinesin Shuai Zheng (WTA 29) an. Bine konnte sich im 1.Satz 7:6 durchsetzen, ließ extrem nach und schied mit 2:6 und 0:6 in den Folgesätzen als siebte von neun deutschen Teilnehmerinnen in der ersten Runde des Grand Slams in Flushing Meadows aus.
Cedrik-Marcel Stebe (ATP 107) hatte sich souverän qualifiziert und rechnete sich auch im Hauptfeld gegen Nicolas Kicker (ATP 93) reelle Siegchancen aus. Der 26-jährige Deutsche verlor zwar den 1.Satz knapp mit 6:7, steigerte sich dann und gewann die nächsten Sätze überlegen mit 6:3, 6:1 und 6:1.
Dustin Brown (ATP 115) zeigte sich in New York gegen Thomaz Bellucci (ATP 76) von seiner besten Seite. Der Rastaman aus Wnsen an der Luhe entzauberte den Brasilianer mit 6:4, 6:3 und 6:2. Sechs von acht deutschen Herren hatten damit die erste Runde bei den US Open 2017 überstanden.
Nach dem Ausscheide Kerbers hat der in New York an 4-gesetzteAlexander Zverev (ATP 7) die größten Erfolgsaussichten der deutschen Profis. In seinem zweiten Auftritt in Flushing Meadows traf der 20-jährige Hamburger auf das gleichaltrige kroatische Ausnahmetalent Borna Coric (ATP 61). Im 1.Satz genügte dem coolen Schlacks aus der Hansestadt ein Break, um 6:3 zu gewinnen. Der Kroate nutzte dann einige Flüchtigkeitsfehler der deutschen Nr.1 und entschied den 2.Satz 7:5 für sich. Das Match nahm eine dramatische Wendung, als Borna Coric sich weiter steigerte und auch den 3.Satz trotz einiger Breakchancen Saschas mit 7:6 für sich entschied. Das Drama setzte sich im nächsten Durchgang fort. Bei 6:5-Führung hatte der junge Deutsche bei 0:40 und Service Coric drei Satzbälle nacheinander vergeben und den Ausgleich kassiert. Im Tiebreak spielte der Kroate weiter überragend, gewann 7:4. Alexander Zverev – für viele Experten der Geheimfavorit bei den diesjährigen US Open – war mit 6:3, 5:7, 6:7 und 6:7 nach 3 Stunden und 30 Minuten Spielzeit in der zweiten Runde ausgeschieden!
Der an 27-gesetzte Mischa Zverev (ATP 27) hatte mit Benoit Paire (ATP 41) in seinem zweiten Match bei den US Open einen unangenehmen Gegner. Der 29-jährige Hamburger servierte von Beginn an sehr stark, punktete mit seinen platzierten Volleys und gewann den 1.Satz 6:3. Im 2.Satz dominierte er weiter mit seinem aggressiven Spiel und setzte sich deutlich 6:2 durch. Der Franzose setzte jetzt besser dagegen, konnte die nächsten Sätze mit 6:3 und 7:6 für sich entscheiden. Mischa behielt die Nerven im entscheidenden Durchgang, breakte Paire beim Stand von 5:5 und brachte sein Aufschlagspiel zum 7:5-Gewinn des 5.Satzes durch. Der erste Deutsche hatte die dritte Runde der US Open erreicht.
Florian Mayer spielte in der zweiten Runde der US Open gegen den an 5-gesetzten Marin Cilic (ATP 7). Wie immer „fiedelte der Franke die Filzkugel fies“ über das Netz, aber der Kroate war nicht aus der Fassung zu bringen. Mit 6:3, 6:3 und 6:3 besiegte Marin Cilic den Bayreuther.
Auch Julia Görges (WTA 31) trat am Mittwochabend gegen Saisai Zheng (WTA 84) schon zu ihrem Zweitrundenmatch an.
Unsere in diesem Jahr konstanteste Spielerin dominierte die Partie von Anfang an mit ihrer offensiven Spielweise. Sie fegte die Chinesin mit 6:2, 6:1 vom Platz und steht in der dritten Runde des Grand Slams in New York.