“Das Image des deutschen Tennis – Anspruch und Realität”

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Bei einem seiner ersten Auftritte im Fernsehen nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten des DTB formulierte Karl Georg Altenburg deutlich die Ziele während seiner Amtszeit:

„Ein Sport muss sich mit dem Zeitgeist präsentieren (…) Es geht vor allem um die Themen des modernen Marketings. Im Auftritt, in der Ansprache und in der Art, wie wir Tennis anbieten, können wir moderner werden.“

Das war zwar nicht neu, hätte aber vielversprechende Anstöße bewirken können.

Unser neuer Chef hat als Investmentbanker seine Marketing- Lektionen gelernt: er will mit dem Zeitgeist gehen und damit das Image des deutschen Tennis optimieren. Dieser Anspruch ist vernünftig.

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Hat sich das Image des deutschen Tennis in der Zeit nach dem Amtsantritt Altenburgs deutlich verbessert? Bevor wir diese Frage zu beantworten versuchen, müssen wir kurz klären, was ein Image ist.

Als Image wird der Gesamteindruck, den eine Mehrzahl von Menschen von einem Meinungsgegenstand hat, bezeichnet. Ein hoher qualitativer Bekanntheitsgrad und ein positives Image zählen dabei zu den entscheidenden Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens auf den Märkten. Ohne Bekanntheit kein Image. Ohne positive Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung sind in der modernen Kommunikationsgesellschaft kaum Erfolge zu erzielen.

Nach diesen Marketing- Gesetzen ist klar: Die Verbesserung des Images ist also die wichtigste Aufgabe in den vielfältigen Anforderungen an die Arbeit des DTBs.

Kommen wir zurück auf die Ausgangsfrage: was ist inzwischen geschehen in der Arbeit an der Imageverbesserung des deutschen Tennis?

Beginnen wir mit dem Bekanntheitsgrad, der als Grundlage für eine Arbeit an einem positiven Image dient.

In dem modernen Kommunikationszeitalter sorgen TV, Internet und Printmedien für die Bekanntheit eines Unternehmens. Betrachten wir zuerst die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Deutschen – das Fernsehen: Bei den TV-Medien ist auffällig, dass in der Bundesrepublik – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern und zu früheren Zeiten – Tennis fast nur noch in den sogenannten Spartenkanälen oder im Pay-TV übertragen wird.

Das Wimbledonfinale von Sabine Lisicki konnte – trotz allgemeinen Interesses der deutschen Öffentlichkeit – nur ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung im Pay-TV verfolgen. Der ARD und dem ZDF waren die Kosten für die Übertragungsrechte zu hoch.

Im Jahre 2013 ist Sport1+ neu auf den TV-Markt gekommen und hat viele attraktive Turniere oder Davis-Cup-Begegnungen übertragen. Dieser Sender ist aber nicht einmal von allen Pay-TV-Kunden zu empfangen!

Eurosport berichtete lange von der WTA-Tour – das hatte nichts mit einer vorbildlichen und modernen Frauenquoten-Regelung zu tun, sondern einfach und allein  mit Sparmaßnahmen. Darüber hinaus wurde meist  zu Zeiten übertragen, an denen Berufstätige, Schüler oder Studenten kaum die Gelegenheit haben, ihren Fernseher einzuschalten.

Fazit für den TV- Sektor: um das positive Images des Tennis bei den deutschen Fernseh- Verantwortlichen ist es nicht gut bestellt. Nach dem öffentlichen Skandal um das Wimbledon-Endspiel haben die Fernseh-Verantwortlichen allerdings Besserung gelobt. Ein Hoffnungsschimmer. Der DTB sollte schleunigst Verhandlungen aufnehmen, um diese Versprechungen Realität werden zu lassen.

In den Printmedien sieht es nicht viel besser aus. Ein Beispiel soll hier repräsentativ herausgegriffen werden: In den Zeiten des Tennis-Booms hatte das führende deutsche Tennisjournal eine Auflage von 800 Tausend Exemplaren – bei großer Konkurrenz anderer Magazine und Tennisrevuen, die auch an allen Zeitungs-Kiosken zu kaufen waren.

Heute gibt es kaum noch konkurrierende Tennisjournale und der Marktführer hat eine offizielle Auflage, die unter 50 Tausend liegt! Das sind gerade nur 6,25 % der Bestmarke von vor etwa 20 Jahren! Das ist alles andere als „Großes Tennis“!

Um dieses Informationsdefizit auszugleichen, sind die einzelnen Verbandszeitungen und das nationale Verbandsorgan „dtz“ eingesprungen. Das ist ehrenwert. Hauptsächlich erreichen diese Printmedien aber nur die Hardliner unter den Tennisenthusiasten in unserer Heimat, weil sie fast nur über die Vereine und an wenige Abonnenten ausgeliefert werden. Einen neuen Interessentenkreis kann man so nicht erschließen, einen neuen Boom wird man damit nie auslösen können. 

Kommen wir jetzt in unserer „Ad hoc- Medienuntersuchung“ zur modernsten Kommunikationsform, zum Internet: Da ist auffällig, dass einige Verbände die Printausgaben ihrer Zeitschriften „in die Tonne gedrückt haben“, um jetzt ihre Informationen über das Netz auszubreiten. Werden dadurch neue Leser gewonnen? Vielleicht. Auf der anderen Seite werden aber auch engagierte Tennisliebhaber verprellt, weil sie alles andere als „digital natives“ sind.

Eine letzte Frage: Ist ihnen eine Internetpräsentation des DTB bekannt, die sie vor Freude vom Stuhl gehauen hat oder die die Jugendlichen begeistert hat?

Nach allen diesen eher ernüchternden Erfolgsmeldungen zum Thema „Bekanntheit und Image in der gegenwärtigen Situation des deutschen Tennis“ haben wir uns die Mühen gemacht, auch einen positiven Aspekt zu finden und sind fündig geworden. Wie es der Zufall will, sind wir darauf gestoßen, als wir die „Stimmung“ der aktiven Tennisspieler und der Repräsentanten in den Medien kritisch diskutiert hatten.

Da fällt auf, dass es auch nicht dem Bild des deutschen Tennis dient, wenn man in öffentlichen Räumen – und sogar an Stammtischen im Tennisclubhaus – immer wieder die litaneienhafte Klage hört, dass der Mitgliederschwund in deutschen Tennisvereinen weiter zunimmt.

Statistiken kann man nicht wegdiskutieren, man kann sie aber mit folgenden Tatsachen differenzieren und damit in einem anderen – realen! – Licht präsentieren:

Der DTB ist auch aktuell noch mit 1.6 Millionen Spieler/innen der mitgliederstärkste Verband der Welt!

Darüber hinaus sagen die neuesten Statistiken aus, dass weit über 3 Millionen Aktive zwar nicht einem Verein angehören, aber in kommerziellen Anlagen Tennis spielen!

Dass diese veränderte Art, Tennis zu spielen, dem von Herrn Altenburg zitierten Zeitgeist entspricht, ist eine soziologische Binsenweisheit.

Es ist also festzuhalten: So viele Menschen haben in Deutschland wahrscheinlich noch zu keiner Zeit zum Schläger gegriffen! Wir müssen endlich begreifen, dass Tennis im modernen Deutschland nicht mehr allein im traditionellen Verein gespielt wird!

Es ist dem Pressereferenten des DTB zu empfehlen, diese Zahlen und Zusammenhänge der Öffentlichkeit mitzuteilen. Mit dem folgenden Video tragen wir dazu bei, den Bekanntheitsgrad von unserem Präsidenten Altenburg zu erhöhen. Wir setzen ihn ins Bild:

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