Die Leistungen der deutschen Tennisprofis in den Wochen vor den US Open versprachen nicht unbedingt Triumphe bei dem Großereignis in New York.
Was am sechsten Tag des Turniers Realität werden könnte, entsprach dann aber doch einem „worst case scenario“: vor Beendigung der ersten Woche konnten alle unsere nationalen Teilnehmer schon ausgeschieden sein! Wann hatte es das zuletzt gegeben – die Achtelfinals eines Grand Slams ohne jegliche deutsche Beteiligung?
Diese Horrorvision konnte nur Philipp Kohlschreiber, der letzte Überlebende in Flushing Meadow aus der Bundesrepublik, verhindern. Bevor der Augsburger antrat, um die Tennisehre der Nation zu verteidigen, hatte sich die nächste Sensation ereignet: Die Qualifikantin Aleksandra Krunic eliminierte die nächste Topfavoritin. Die junge Serbin schlug die an Position 3 gesetzte Tschechin Petra Kvitova mit 6:4 und 6:4. Von den Top 4- gesetzten Damen hat nur Serena Williams, die heute ohne Mühe gegen Lepchenko gewann, die Runde der letzten 16 des Tennis-Großereignisses erreicht.
Philipp Kohlschreibers hatte es dann bei seinem Auftritt wahrlich mit einem „schweren Brocken“ zu tun: der Aufschlagriese und Lokalmatador John Isner, für den es eine Beleidung ist, wenn er sein Service unter 200km in das gegnerische Feld drischt, hatte im Stadium auch noch den überwiegenden Teil des patriotischen Publikums hinter sich. Kohli zeigte sich der Aufgabe erst einmal gewachsen. Er spielte ruhig und mit einer entschlossenen Strategie. Es war nicht überraschend, dass der erste Satz ohne verlorene Aufschlagspiele der Kontrahenten in den Tiebreak mündete. Hier setzte sich der Deutsche – zum Entsetzen der meisten Zuschauer, zu unserer Freude – mit einem einzigen Mini-Break durch. Der US-Nummer1 genügte ein einziges Break, um den zweiten Satz mit 6:4 für sich zu entscheiden. Selbstverständlich wurde der dritte Durchgang wieder im Tiebreak ausgespielt. Hier zeigte Isner erste auffällige Nervenschwächen, servierte Doppelfehler und musste den dritten Satz an den Deutschen abgeben. Sollte David wieder einmal Goliath besiegen können? Bei 5:5 im vierten Durchgang hat „Kohli“ drei Breakbälle in Folge. Bisher hat er sich nur einen einzigen erspielt und den vergeben. Auch jetzt gelingt ihm keine dieser Chancen. Isner geht in Führung, der Augsburger gleicht aus. Tiebreak. Obwohl der Ami Ass Nummer 40 und 41 serviert, gelingen Kohlschreiber zwei brillante Passierschläge und er gewinnt – ohne einen einzigen erfolgreichen Breakball – das Match nach dreieinhalb Stunden mit 7:6, 4:6, 7:6 und 7:6. Eine bravouröse Konzentrationsleistung. Der letzte Ami bei den Herren ist ausgeschieden – Kohli hält als Solist die deutsche Fahne hoch.
Heutiges US Open Fazit: Während bei den Damen ein heilloses Durcheinander herrscht, geht bei den Herren alles seinen normalen Gang. Alle Top 10- gesetzten Spieler sind bei den Männern in das Achtelfinale vorgedrungen. Bei den Frauen haben sich 5 ungesetzte Spielerinnen für die Runde der letzten 16 qualifiziert. Darunter zwei Qualifikantinnen.