Jetzt ist auch Kohlschreiber ausgeschieden!

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Während  die Tennisfreunde unserer  Nachbarländer Schweiz und Österreich stolz und hoffnungsfroh nach New York zu den US Open schauen, richten wir Deutschen einen etwas ängstlichen Blick nach Flushing Meadow: scheidet mit Philipp Kohlschreiber heute der letzte deutsche Teilnehmer aus? Dass „Kohli“ ausgerechnet gegen den aktuellen Weltranglistenersten Novak Djokovic antritt, stärkt auch nicht unbedingt unsere Hoffnung.

Bevor es zu dieser nervenaufreibenden Auseinandersetzung kam, konnte man sich bei den Matches der Achtelfinals, die vor Kohlschreibers Auftritt gespielt wurden, in Ruhe auf die spannungsgeladene Partie einstellen.

Italiens Spitzenspielerin Flavia Pennetta zog erwartungsgemäß mit einem Sieg in zwei Sätzen (7:5, 6:2) über die Australierin Casey Dellaqua als erste in das Viertelfinale der US Open ein.

Für Furore sorgt in New York die 15-jährige Catherine Bellis. Der zarte Teenager spielte gegen die gerade 17-jährige Renata Zarazua auch im Achtelfinale  unbekümmert auf, schickte die Mexikanerin gnadenlos mit 6:1 und 6:3 vom Platz. Das Mädchen ist die Tennissensation des Jahres 2014.

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Die etwas routiniertere US-Kollegin Serena Williams fertigte die Estin Kaia Kanepi kurz und schmerzlos in zwei Sätzen – ohne einen einzigen Aufschlagverlust –  mit 6:3, 6:3  ab. Viele Experten gehen davon aus, dass das Erreichen des Viertelfinals für die jüngere Williams-Schwester nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Gewinn der US Open 2014 ist.

Dann begann im Louis Armstrong Stadium die mit „Hoffen und Bangen“ erwartete Partie  zwischen Philipp Kohlschreiber und Novak Djokovic. Unsere „letzte Hoffnung“  beginnt etwas angespannt. Der Serbe hat sich inzwischen von den Strapazen seiner Heirat erholt und spielt in New York von der ersten Runde an in bestechender Form. Er geht schnell 4:0 in Führung und gewinnt den 1.Satz deutlich mit 6:1. Im zweiten Durchgang hält der Augsburger dagegen, das Match wird ausgeglichener. Ohne ein einziges Break geht der Deutsche 5:4 in Führung und hat sogar einen Satzball. Dem „Djoker“ gelingt in schwieriger Situation ein brillanter Passierschlag, stellt sich in Jubelpose, gewinnt sein Service-Game und breakt dann auch gleich den Augsburger. Der erspielt sich dann zwar einen weiteren Breakball, aber „Nole“ macht den Sack zu und gewinnt den zweiten Durchgang mit 7:5. Wir können uns täuschen, aber es entsteht der Eindruck, dass Djokovic in entscheidenden Phasen –  in einer Auseinandersetzung zweier Spieler mit ähnlichem Stil – immer noch Reserven „auspacken“ kann. „Nole“ gelingt im dritten Durchgang auch früh ein Break. Ohne ein einziges Aufschlagspiel zu verlieren, gewinnt der an 1-gesetzte Serbe den 3. Satz und das Match mit 6:4. Boris Becker wird seinem Schützling dankbar für die relativ kurze Spielzeit sein: Sein stark gerötetes Gesicht wies darauf hin, dass er sich der Gefahr eines Sonnenbrandes ausgesetzt hatte.

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Philipp Kohlschreiber hat ein sehr gutes Turnier gespielt – inklusive seines heutigen Auftritts gegen den Turnierfavoriten.

Der letzte Deutsche in New York ausgeschieden? Nee, wir haben ja noch „Bobele“. Er wird uns bis zum Finale mit seiner Anwesenheit erfreuen – wenn sein Schützling uns und ihm nicht einen Strich durch die Rechnung machen wird.

Das vermeintliche Highlight des Tages fand dann  im Arthur Ashe Stadium statt: Geheimfavorit Jo-Wilfried Tsonga kämpfte gegen den wiedererstarkten Andy Murray um den Einzug in das Viertelfinale. Bis zur 6:5 Führung des Schotten wurde ohne einen einzigen Breakball gespielt. Dann erkämpfte sich Murray zwei in Folge, gewann den zweiten Breakpoint und den Satz mit 7:5. Gleiches Szenario im zweiten Durchgang: Ohne Aufschlagverlust beider Kontrahenten geht Murray 6:5 in Führung und erspielt sich – nach einer leichten Verletzung, die er sich bei dem Versuch, einem Smash Tsongas zurück zu spielen, zugezogen hatte – wieder Breakbälle und verwandelt sie zum 7:5 im zweiten Satz. Auch der dritte Satz läuft in ähnlicher Form ab: Bis zur 5:4-Führung des Briten gewinnen beide souverän ihre Aufschlagspiele. Dann hat „Braveheart“ Murray wieder zwei Breakbälle in Folge. Diesmal verwandelt er gleich den ersten und hat mit 6:4 im dritten Durchgang das Viertelfinale erreicht.

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Der kanadische Shooting-Star Eugenie Bouchard war klarer Favorit gegen  Ekaterina Makarova. „Genie“ hatte am heutigen Tag besonders mit Schlägen aus der Defensive Probleme und die russische Linkshänderin gewann den 1.Satz folgerichtig im Tiebreak. Im zweiten Satz tauchten leichte gesundheitliche Probleme bei der Kanadierin auf. Unabhängig davon zeigte Makarova noch Defizite bei dem Wondergirl Bouchard auf: wenn die Gegnerin mit langen Schlägen operiert und Genie in die Defensive drängt, bricht ihr offensiv ausgerichtetes Spielsystem doch zu schnell zusammen. Makarova gelingt das nachhaltig und sie beendet den zweiten Durchgang und das Match erfolgreich mit 6:4.

Mit der Niederlage Bouchards sind acht von den  10 Topgesetzten des Tableaus der Damen bei den US Open 2014 vor dem Viertelfinale ausgeschieden!

Der Spielplan in New York nimmt nicht besonders viel Rücksicht auf die Schlafgewohnheiten der Europäer. Die Ergebnisse der Matches der „Nightsession“ werden wir deshalb zeitnah nachtragen.

Nachtrag:

Zu später Abendstunde konnte Stan Wawrinka gegen Tommy Robredo die Chance nutzen, sich als zweiter Schweizer Teilnehmer an diesem Tag für das Viertelfinale zu qualifizieren. Zu Beginn der Auseinandersetzung unterliefen dem Eidgenossen noch viele unnötige Fehler. Er geriet schnell nach einem Break in Rückstand, steigerte sich aber von Punkt zu Punkt, holte auf und spielte am Ende des ersten Durchgangs Tennis wie bei seinem Gewinn der Australian Open am Anfang des Jahres 2014.Ergebnis: 7:5-Satzgewinn Wawrinkas. Im zweiten Satz geht der Spanier nach einem Break von Stans Servicegame wieder mit 4:2 in Führung, gewinnt jetzt aber den Satz 6:4. Das Spiel auf Augenhöhe wird im dritten Satz im Tiebreak entschieden. Denkbar knapp setzt sich hier der Schweizer mit 9:7 durch. Jetzt ist der Widerstand Robredos gebrochen – Stan Wamwrinka behält die Oberhand und gewinnt den vierten Satz und das Match mit 6:2.

Der Auseinandersetzung zwischen Aleksandra Krunic und Victoria Azarenka in der Nightsession sahen weltweit die Tennisenthusiasten mit großem Interesse entgegen. Die kleine, gewitzt auftretende  serbische Qualifikantin hat sich längst in das Herz des New  Yorker Publikums – aber auch in das der internationalen Fachleute – gespielt. Auch am heutigen Tag tritt sie unbekümmert auf, gewinnt den ersten Satz mit 6:4.  Azarenka wehrt sich gegen eine mögliche Niederlage mit allen Kräften. Am Ende setzt sich die Routine durch: die Russin gewinnt die nächsten beiden Sätze und das Match mit 6:4 und 6:4.

Zu einem dramatischen Tenniskrimi entwickelte sich die Begegnung zwischen  Kei Nishikori  und Milos Raonic – zwei Spielern, denen man zutraut, in der Zukunft für eine Wachablösung an der Weltspitze zu sorgen. Nach einem unbeschreiblichen Marathon-Kampf auf Augenhöhe setzt sich der 24-jährige Japaner nach 4 Stunden und 20 Minuten Spielzeit mit 4:6, 7:6, 6:7, 7:5 gegen den Kanadier durch.

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Hätten die beiden noch ein paar Minuten länger gespielt, wäre die Begegnung als längstes Match aller Zeiten bei den US Open in die Rekordbücher eingegangen.

 

 

 

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